Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
verwandelten. Ich war noch nie zuvor an einem Wochentag da gewesen, und mir fiel auf, dass der Markt kleiner war als sonst. Keiner von den Verkäufern, die ich kannte, war da. Ich kaufte ein paar Sachen, aus denen ich ein Abendessen machen konnte, ein paar Äpfel für einen Apfelkuchen und einen kleinen Blumenstrauß, um die Wohnung ein bisschen aufzupeppen.
Heute hatte der Markt bei mir Heimweh hervorgerufen. Bei jeder größeren Entscheidung, die in meinem Leben bisher zu treffen gewesen war, hatte ich meine Familie um Rat gefragt, doch diese Entscheidung musste ich allein fällen. Meine Eltern waren dagegen gewesen, dass ich nach New York ging. Zuerst hatten sie versucht, mir Schuldgefühle einzuflößen, bis sie dann dazu übergingen, mir Angst einzujagen, um mich umzustimmen. Auch wenn ich ihrem Rat letztlich nicht gefolgt war, hatte ich sie immerhin konsultiert. Ich durfte nicht mal dran denken, was sie sagen würden, wenn ich ihnen erzählte, dass mir ein Job bei MMI angeboten worden war.
Andererseits hatten sie noch nie eine Unterhaltung mit einem Gargoyle geführt, was konnten sie mir also schon für einen Rat geben?
Ich ging nach Hause, öffnete die Fenster, legte Musik auf und setzte mich an den Küchentisch, um Apfel zu schälen, während ich über all das nachdachte, was in dieser Woche geschehen war. Es war leichter, über Magie nachzudenken, während man so etwas Profanes tat.
Meine Eltern waren weit genug weg. Ihnen gegenüber kam ich also ohne weiteres damit durch, wenn ich einfach erzählte, ich hätte den Job gewechselt. Aber was war mit meinen Mitbewohnerinnen? Die würden erwarten, dass ich sie bei der Entscheidung zu Rate zog. Sie hatten mir geholfen, meinen aktuellen Job zu finden, und sie hielten ständig Ausschau nach etwas Besserem für mich. Ich hatte ihnen von Rods E-Mails erzählt. Sie würden denken, ich sei total übergeschnappt.
Oder nicht? Vielleicht wäre ich versucht gewesen, ihnen von all dem Zauberkram zu erzählen, wenn Rod mich nicht bereits ermahnt hätte, dass es unter uns bleiben sollte. Die Mädels waren sehr aufgeschlossen. Vielleicht hätten sie es sogar geglaubt. Andernfalls hätten sie mich zurück nach Hause geschickt, damit ich mich in Behandlung begab. Dennoch wünschte ich mir, ich könnte eine Möglichkeit finden, sie in meine Entscheidung mit einzubeziehen. Es wäre leichter für mich gewesen, wenn ich die Last auf verschiedene Schultern hätte verteilen können.
Mein Kuchen war fast fertig, als Gemma zu Hause eintrudelte. »Jetzt sag nicht, du hast deinen freien Tag mit Kochen und Backen verbracht«, sagte sie.
»Nicht den ganzen. Aber auf dem Markt gab es so tolle Äpfel, dass ich einfach nicht widerstehen konnte.«
»Ich dachte, donnerstags wäre kein Markt.«
Mir lief ein Schauder über den Rücken, als mir wieder einfiel, dass da heute andere Verkäufer gewesen waren. Hieß das, dass es ein Zaubermarkt gewesen war? Das wäre ja typisch für mich gewesen, wenn der Ort, den ich aufgesucht hatte, um mich zu erden, sich als illusionär erwies. Dieser neue Job erschien von Stunde zu Stunde unausweichlicher. »Ach, das war nur ein Obststand auf dem Gehsteig«, erwiderte ich und hoffte, dass meine Stimme nicht ganz so zittrig klang, wie sie sich anfühlte.
Gemma schien an meinem Benehmen nichts ungewöhnlich zu finden. »Riecht himmlisch«, sagte sie, öffnete die Ofentür und schnupperte.
»Wenn Marcia kommt, müsste er eigentlich fertig sein.«
Sie stellte den Wasserkocher an und setzte sich dann an den Küchentisch. »Und was hast du heute sonst noch gemacht?«
Ich hasste es, sie anlügen zu müssen, aber dieses Geheimnis konnte ich nicht mit ihr teilen. Ich war noch nicht mal so weit, dass ich generell über einen Jobwechsel reden wollte. »Ach, die meiste Zeit habe ich einfach gefaulenzt und bin ein bisschen rumgelaufen. Ich hab ernsthaft versucht, den Tag dazu zu nutzen, mich zu entspannen.«
Ein paar Minuten später kam Marcia nach Hause. »Mmmh, hier riecht es aber gut.«
»Katie hat einen Kuchen gebacken«, sagte Gemma.
Bald saßen wir zusammen am Tisch, aßen Apfelkuchen und plauderten über Gott und die Welt. Ich spürte die jahrelange Freundschaft wie eine warme Decke um meine Schultern und fragte mich, ob ich nicht doch etwas von dem erzählen sollte, was gerade passierte. Vielleicht erleichterte mir das die Entscheidung.
Aber um ehrlich zu sein, wusste ich eigentlich schon, was ich wollte. Ich wollte es ausprobieren und alles über
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