Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
ausbaden zu müssen, dass du so unorganisiert bist. Warum hast du mir den Bericht denn nicht gegeben, nachdem du ihn geändert hattest? Woher sollte ich denn überhaupt von den Änderungen wissen, wenn du mich nicht darüber informierst? Ich kann schließlich keine Gedanken lesen. Denn ob du’s glaubst oder nicht, ich habe keine übersinnlichen Kräfte. Ich hab nicht das leiseste Talent zur Zauberei, wie mir kürzlich sogar bescheinigt wurde. Du wirst mir niemals Recht geben, und ich hab auch keine Lust mehr, dafür zu kämpfen. Ich kündige. Hefte deinen blöden Bericht doch selbst zusammen.«
Damit legte ich den Tacker auf den Konferenztisch und ging. Sie sagte keinen Ton. Entweder war sie schockiert, dass ihre unterwürfige kleine Assistentin sich ihr schließlich doch noch widersetzte, oder eine Ader in ihrem Hirn war explodiert und sie erlitt gerade einen Schlaganfall.
Es muss sich um Ersteres gehandelt haben, denn noch bevor ich mein Kabuff erreicht hatte, hörte ich sie schon wieder hinter mir. »Du kannst nicht kündigen«, sagte sie.
»Dann sieh mir gut zu«, erwiderte ich. »Gib mir noch eine Sekunde Zeit, dann hab ich ein formelles Kündigungsschreiben aufgesetzt. Ich könnte die üb liche zweiwöchige Kündigungsfrist einhalten, aber ich glaube, wir sind uns einig, dass ich mir das wohl besser spare. Wenn ich jetzt schon so frech bin, dann stell dir bloß mal vor, wie ich wäre, wenn du mich nicht feuern könntest, weil ich längst gekündigt habe.«
»Kümmere dich lieber darum, dass dieser Bericht – in der überarbeiteten Fassung – kopiert und geheftet wird. Wenn er nicht auf meinem Schreibtisch liegt, bevor du heute das Büro verlässt, bist du gefeuert.«
»Du hörst mir wohl nicht zu. Ich habe bereits gekündigt.«
Sie stolzierte zurück in ihr Büro. Wieder einmal waren überall Präriehundköpfe zu sehen, schockierte Mienen über Trennwänden. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, suchte Rods Visitenkarte und wählte seine Nummer. Während ich wartete, dass er abnahm, tippte ich in zwei Zeilen meine Kündigung. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gut gefühlt hatte.
Als Rod abnahm, sagte ich schlicht: »Hier ist Katie. Lassen Sie uns Tacheles reden.«
»Sie sind also interessiert? Ich dachte, Sie wollten es sich übers Wochenende überlegen.«
»Es ging halt schneller.«
Geschmeidig wie er war, brauchte er nicht lange, um sich zu fangen und zum Geschäftlichen überzugehen. »In Ordnung, wir haben Ihnen Folgendes anzubieten. Natürlich können wir über alles reden.« Bei der Gehaltssumme, die er mir nannte, wurde mir ganz schwindlig. Sie war zwar nicht astronomisch hoch, aber es war immerhin so viel, dass ich in Zukunft nicht mehr jeden Penny einzeln umdrehen musste. Vielleicht könnte ich es mir sogar leisten, meinen Freundinnen ein paar Runden auszugeben, um mich für die zu revanchieren, die sie mir schon spendiert hatten. »Außerdem übernehmen wir die Kosten für die Krankenkasse. Wir haben auch Heiler vor Ort, aber vielleicht können die bei Ihnen nichts ausrichten. Wir bieten zusätzlich eine satte Betriebsrente sowie eine Lebensversicherung. Zehn Tage im Jahre darf man sich krank melden, und pro Monat erwirbt man einen Urlaubstag. Nach Ablauf von sechs Monaten dürfen Sie erstmals Urlaub beantragen. Sehen Sie noch weiteren Verhandlungsbedarf?«
Das alles klang gut, fand ich, und besser als das, was mir im Augenblick geboten wurde. Doch ich wollte nicht so wirken, als hätte ich den Wechsel so nötig, dass ich gleich zu allem ja sagte. Ich überlegte, was ich noch verlangen könnte, und hatte plötzlich einen Geistesblitz: »Ich möchte, dass die Firma mir eine Dauerkarte für die U-Bahn finanziert. Und wenn ich abends spät noch arbeiten muss, möchte ich auf Kosten der Firma mit dem Taxi nach Hause fahren.«
»Das erscheint mir angemessen, und ich nehme an, wir können Ihnen auch noch was Besseres als eine Fahrt mit dem Taxi bieten.« Ich konnte nur ahnen, was diese Firma als Transportmittel einsetzte. In meiner Phantasie sah ich schon vor mir, wie ich in Aschenputtels Kürbiskutsche zu Hause vorfuhr. »Wir sind uns also einig?«
»Wir sind uns einig.«
»Schön, Sie bei uns zu haben. Wann möchten Sie denn anfangen?«
»Wie war’s mit Montag?«
»So bald schon?«
»Ich, äh, hab meinen aktuellen Job gekündigt.« Jetzt, wo ich sein Angebot offiziell angenommen hatte, hatte ich das Gefühl, es ihm ruhig sagen zu können.
Er lachte.
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