Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
vermutlich nicht mehr möglich, es abzusagen, aber ich fühlte mich so ausgelaugt, dass ich mich nur noch mit einem Eis auf dem Sofa zusammenrollen und einen alten Film sehen wollte. Andererseits: Wenn ich es geschafft hatte, meiner Vorgesetzten die Meinung zu geigen und aus dem Büro zu stolzieren, konnte ich es auch mit einem Blind Date aufnehmen. »Was soll ich denn anziehen?«
Ich hatte offensichtlich die magischen Worte ausgesprochen. Na gut, ich hab nicht wirklich gezaubert, aber es funktionierte fast genauso gut wie das, was Owen vorgeführt hatte. Gemma stand innerhalb eines Sekundenbruchteils neben dem Sofa. »Ich hab schon was für dich ausgesucht.«
Wir trafen Connie und Jim in einem gemütlichen italienischen Restaurant im Village. Jim hatte drei Jungs im Schlepptau. Man sah ihnen an, dass ihnen unbehaglich zumute war, und ich fragte mich, ob Jim seine Freunde hatte bestechen müssen, damit sie mitgekommen waren. Er hatte schon häufig bewiesen, dass er für Connie so ziemlich alles zu tun bereit war. Also war es ihm durchaus zuzutrauen.
Jim übernahm die peinliche gegenseitige Vorstellung, während wir auf dem Gehsteig vor dem Restaurant standen. Marcias Date, der als Ethan Wainwright vorgestellt wurde, war groß und schlaksig, hatte gewellte braune Haare und trug eine Brille, die seine Augen versteckte. Er sah nicht nur so aus, als wäre er überall lieber als an diesem Ort, sondern auch als wäre er überhaupt nicht ganz anwesend. Vielleicht war er eigentlich unsichtbar, und nur ich wusste, dass seine physische Erscheinung nicht ganz stabil war. Gemmas Date, Will Ericson, sah im Grunde aus wie die männliche Version von Gemma – gepflegt und elegant. Bei dieser Paarung schien Jim ein gutes Händchen bewiesen zu haben. Mein Date hieß Pat. Seinen Nachnamen hatte ich fast im selben Moment wieder vergessen, in dem Jim ihn nannte. Nicht nur weil ich im Geiste ganz woanders war, sondern auch weil er nicht unbedingt der Typ war, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Er sah so aus, als hätte er eigentlich gar nicht kommen wollen, und als wir einander vorgestellt wurden, versuchte er nicht mal, Interesse an mir zu heucheln. Jim musste Tickets für das Play-off der Yankees organisiert haben, um ihn für diesen Abend zu ködern. War es so schwer, jemanden zu finden, der zu mir passte, dass Jim mir so einen nichtssagenden Typen vor die Nase setzte?
Wir gingen gemeinsam ins Restaurant, wo eine lange Tafel für uns eingedeckt war. Connie kümmerte sich um die Sitzordnung und platzierte uns, Männlein und Weiblein abwechselnd, so, dass wir unseren Dates am Tisch genau gegenübersaßen. Ich kam ans Ende, Pat mir gegenüber und Ethan an meine Linke. Das würde ein langer Abend werden.
Sobald Jim Wein für uns alle bestellt hatte, setzte ich ein Lächeln auf und versuchte mit Pat Konversation zu machen. »Also, Pat«, setzte ich an, »was machst du denn so?«
»Ich arbeite im Finanzwesen.« Alle Achtung, ein vollständiger Satz. Andererseits war das besser als das, was Owen bei unserem ersten Gesprächsversuch zustande gebracht hatte.
»Tatsächlich? Dann bist du also ein Kollege von Jim.«
»Ja.«
Antworten, die aus einem Wort bestehen, helfen nicht gerade dabei, das Gespräch am Laufen zu halten, aber ich machte störrisch weiter: »Bist du gebürtiger New Yorker?«
»Nein.«
»Davon scheint’s auch nicht viele zu geben«, gab ich mit dem Versuch eines Lachens zurück. »Ich vermute, alle echten New Yorker ziehen weg und werden von Neuankömmlingen ersetzt.«
Keine Antwort. O Mann, brachte er es nicht über sich, mir auch mal eine Frage zu stellen? Ich kam mir vor wie bei einer Vernehmung. Ich würde ihm einen Revolver vorhalten müssen, um ihn zum Reden zu bringen. Verzweifelt wandte ich mich Marcia und Ethan zu, weil ich hoffte, mich unauffällig in ihr Gespräch einhaken zu können. Vielleicht lockte das Pat ja aus seinem Schneckenhaus. Wie kam es nur, dass ich in letzter Zeit immer mit so schüchternen Typen zu tun hatte? Allerdings bestand ein Riesenunterschied zwischen einem, der so schüchtern war wie Owen, und einem, der schlicht und einfach nicht kommunizieren wollte.
Marcia diskutierte bereits mit Ethan. Offenbar hatte sie ihm, noch bevor sie bis zum »Und was machst du so?« angekommen waren, bereits bei irgendetwas widersprochen. Dann hatte er ihre Ansicht in Frage gestellt und so eine angeregte Debatte in Gang gebracht. Es war schwer zu sagen, ob das ein gutes Zeichen war.
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