Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
zugleich: der nette Junge von nebenan, ein heldenhafter Retter und ein gefährlicher potenzieller Draufgänger. Wenn er nur den geringsten Versuch unternähme, mich zu umwerben, wäre ich ihm ebenso hilflos ausgeliefert wie die Frauen, die Rods Anziehungszauber erlagen. Nur gut, dass er zu schüchtern war, um den ersten Schritt zu machen wenn er überhaupt das leiseste Interesse an mir hatte.
»Mir geht’s gut«, beharrte ich und hoffte, nicht so stark zu erröten, dass ich mich dadurch verriet. »Sieht nur schlimm aus, daher mein Versuch, es zu kaschieren.«
»Hübsch, die Frisur.« Sein Gesicht nahm einen extrem interessanten pinken Farbton an, bevor er hinzufügte: »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.«
»Aber wofür denn? Das war doch nicht Ihre Schuld.«
»Doch, das war es. Wenn ich früher bei Ihnen gewesen wäre, hätte ich Ihnen vielleicht zu Hilfe kommen können, bevor er sie verletzte.« Er ließ den Kopf sinken und betrachtete interessiert den Fußboden. »Ich hab erst den Absatz in meinem Buch zu Ende gelesen, bevor ich losrannte.«
Ich lachte, und er wurde noch ein bisschen röter. »Ist schon okay, wirklich. Sie hätten es bestimmt trotzdem nicht geschafft, da zu sein, bevor er mich gegen die Wand stieß. Es war einfach dumm von mir, allein zu versuchen einen Eindringling festzuhalten.«
Bevor er antworten konnte, kam eine Bahn aus dem Tunnel gerauscht. »Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen«, sagte er und geleitete mich in die Bahn. »Sie waren sehr tapfer.« Jetzt lief ich rot an.
In der Bahn war es zu voll, um sich zu unterhalten. Vor allem über die Dinge, über die wir uns höchstwahrscheinlich unterhalten hätten. Also versuchten wir es während der Fahrt erst gar nicht.
Wir liefen gemeinsam durch den Park zu unserem Firmengebäude, begrüßten Sam am Eingang und gingen in der Lobby dann getrennte Wege. Ich schaute nur ganz kurz in der Verifizierungsabteilung vorbei, um Gregor zu sagen, dass ich die meiste Zeit des Tages mit anderen Aufgaben beschäftigt sein würde. Dann machte ich mich auf den Weg zum Vertrieb.
Ich erkundigte mich bei Hertwick, wo ich Mr. Hartwell finden konnte, und er führte mich zu einer riesigen Doppeltür am Ende des Ganges. Mr. Hartwell war offenbar ein ziemlich hohes Tier. Bevor ich anklopfen konnte, ging die Tür quietschend von selbst auf. Er saß hinter einem Holzschreibtisch, der fast doppelt so groß war wie Merlins. »Guten Morgen«, sagte ich.
Er schaute von seiner Arbeit auf und lächelte mich an. »Ah, Miss Chandler. Guten Morgen.«
»Ich dachte mir, wir fangen gleich an.«
»Aber natürlich. Nehmen Sie Platz. Möchten Sie Kaffee?«
»Ja, bitte«, sagte ich und ließ mich auf dem Armsessel vor seinem Schreibtisch nieder. Ich bereitete mich innerlich darauf vor, die Kaffeetasse urplötzlich in der Hand zu halten, und zuckte deshalb einmal nicht zusammen und verschüttete auch nichts. Mit der freien Hand schlug ich meinen Spiralblock auf der Seite auf, wo ich mir am Vorabend Notizen gemacht hatte.
»Zunächst brauche ich mehr Informationen darüber, wie Sie Ihre Produkte auf den Markt bringen und promoten«, sagte ich.
Diese Frage schien ihn zu verblüffen. »Wir schicken die Zauberformeln in die Läden und schreiben hinten auf die Verpackung, wozu sie gut sind.«
»Das ist alles?«
»Mehr brauchten wir nie zu tun.«
»Ab jetzt werden Sie mehr tun müssen. Angenommen Ihr Konkurrent ist noch nicht so weit, dass er den ganzen Markt beliefern kann, dann haben wir einen kleinen Vorsprung. Am besten ist es, wenn wir unsere Botschaften auf dem Markt platzieren können, bevor der Konkurrent dort aufgetreten ist. Dann sieht es nicht so aus, als reagierten wir bloß auf die Konkurrenz. Wie schnell können Sie die Informationen auf den Verpackungen ändern?«
»Sofort.«
Ich holte tief Luft. Wirklich schade, dass ich bei den anderen Marketingkampagnen, an denen ich beteiligt gewesen war, noch keinen Zugang zur Magie gehabt hatte. Im wirklichen Leben dauerte so etwas Monate. Hier kamen wir vielleicht noch vor dem Abend einen guten Schritt weiter.
»Das erleichtert uns das Leben sehr«, sagte ich. »Alle Ihre Produkte sollten zentrale Botschaften über die Firma und deren Leistung enthalten. Ein oder zwei Zeilen auf der Verpackung und in dem Infomaterial, das Sie verschicken, um ein neues Produkt anzukündigen, sollten genügen.«
»Oh, das erscheint durchaus machbar.«
»Ist die Anwesenheit von Merlin hier ein großes Geheimnis, oder
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