Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
dürfen Sie das öffentlich machen? Er ist doch bestimmt eine große Berühmtheit in der magischen Gemeinschaft. Das sollten Sie sich zunutze machen.«
Er legte nachdenklich die Hände zusammen. »Das kann auch nach hinten losgehen. Die meisten Leute wissen, dass er nur dann geholt wird, wenn es Probleme gibt. Also werden sie annehmen, dass irgendetwas nicht stimmt, wenn sie davon erfahren.«
»Guter Einwand. Also streichen wir Merlin als Star unserer Werbung.« Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich mich möglicherweise verhob. Schließlich war es nicht meine Aufgabe, eine größere Kampagne für eine normale Firma zu starten, sondern ich versuchte hier, etwas zu vermarkten, womit ich mich nicht gerade gut auskannte. Es stand bedeutend mehr auf dem Spiel, als wenn ich beispielsweise einen Softdrink promotete. Wenn ich ihren Reden Glauben schenkte, ging es um Leben und Tod. »Aber wir können die Verpackung ändern und zusätzliche Firmeninfos in die Ankündigung eines neuen Produkts aufnehmen, nicht wahr? Besteht auch die Möglichkeit, auf den verschiedenen Websites, die sich um Magie drehen, etwas unterzubringen?«
Er nickte begeistert, und ich hatte das flaue Gefühl, dass er von der Materie genauso viel verstand wie ich von Magie. Jeder war auf seine Art völlig ahnungslos. »Das klingt nach einem tollen Plan! Sie müssen nur noch mit der Abteilung für Produktdesign sprechen.«
»So was haben Sie?«
»Natürlich. Irgendwer muss die Verpackung doch gestalten.«
Im Designbereich war ich schon eher zu Hause. Nicht dass ich viel von Design verstand, aber ich kannte mich aus, was den Herstellungsprozess anging. In dieser Abteilung hatte ich immer Zuflucht gesucht, wenn Mimi mir das Leben zur Hölle machte. Die Designer hassten Mimi ebenso sehr wie ich, sodass ich meinen Aufenthalt bei ihnen auf Botengängen immer möglichst lange ausgedehnt hatte.
Mr. Hartwell dankte mir noch einmal und erklärte mir den Weg zur Designabteilung. Sie war in einem Kellerraum versteckt, und das Wort »Abteilung« war eine glatte Übertreibung. Es war eher ein Einmannbetrieb. Der Typ dort war noch recht jung, jedenfalls jung genug, um mir das Gefühl zu geben, alt zu sein, und so groß und schlaksig, dass ich ihn zuerst für einen Elf hielt. Er saß zusammengesunken auf einem verschlissenen Sofa in der Ecke. Seine langen Beine reichten durch das halbe Zimmer. Es sah so aus, als spielte er mit einem Gameboy, aber ich war sicher, dass es sich um etwas weitaus Magischeres handelte. Von den üblichen Designer-Spielzeugen wie Zeichentischen oder superschnellen Macintosh-Computern war hier nichts zu sehen. Aber vielleicht war das ja nur sein Pausenraum.
Ich wartete, bis sein Spiel – nach den leisen Flüchen und dem verächtlichen Seufzen zu urteilen, das er ausstieß, als er das Gerät einen Moment sinken ließ – beendet war. Dann räusperte ich mich und fragte: »Sind Sie der Designer?«
Er schaute zu mir hoch, als wäre ich gerade erst aus dem Nichts vor ihm aufgetaucht. »Ja, und Sie müssen Katie sein.« Nachrichten verbreiteten sich hier wirklich wie ein Lauffeuer. »Ich bin Ralph.«
»Hallo, Ralph. Ich muss mit Ihnen über das Verpackungsdesign reden.«
»Cool. Ich versuche schon seit Ewigkeiten, die dazu zu bringen, es aufzupeppen.« Nichts deutete daraufhin, dass er auch nur darüber nachdachte, seine Beine einzuziehen und vom Sofa aufzustehen, um in sein Büro zu gehen. Woraus ich schloss, dass er unser Meeting an Ort und Stelle abhalten würde.
»Ich weiß nicht, inwiefern wir es aufpeppen können. Aber wir werden mehr Informationen über die Firma einfügen.«
»Ach, zum Teufel. Wenn wir einmal dabei sind, können wir es doch auch gleich ganz überarbeiten.« Er legte seinen Gameboy weg – inzwischen war ich ziemlich sicher, dass es einer war – und wedelte mit der Hand durch die Luft. Daraufhin fiel eine Zauberformel mitsamt Verpackung in meine Hände. Ich war so überrascht, dass ich eine Sekunde mit dem Ding jonglieren musste, bis ich es richtig zu fassen bekam. »Was halten Sie davon?«
Während ich es von allen Seiten betrachtete, musste ich die Augen zukneifen, und ich wünschte mir, ich hätte eine Sonnenbrille mitgebracht. Diese Verpackung war definitiv mal was anderes. Die, die ich bei meinem Ladenbesuch am Vortag gesehen hatte, war einfach und unspektakulär gewesen. Sie hatte ein ansprechendes Layout gehabt und lediglich Auskunft darüber gegeben, welche Zauberformel sie enthielt und wie sie anzuwenden
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