Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
Kopf hinein und kreischte auf.
Auf einem Stein hinter dem Gebüsch kauerte ein nackter Mann. Glücklicherweise konnte ich wegen seiner Haltung nicht mehr von ihm sehen, als für so eine kurze Bekanntschaft angemessen war. Er schaute zu mir hoch und sagte: »Quak.«
»Ah, wichtige Mitteilung: Sie sind gar kein Frosch«, wandte ich mich an ihn.
Die anderen kamen angeeilt. Ari und Trix waren zuerst bei mir, da sie den direkten Weg durch die Luft nehmen konnten. Ein lautes Poltern in meinem Rücken verriet mir, dass Isabel ebenfalls im Anmarsch war und dabei alles platt walzte. »Was ist los, Katie?«
Ich zeigte auf den nackten Mann. Mir fehlten die Worte.
»Da ist ein Frosch«, sagte Ari.
Isabel gesellte sich heftig keuchend zu uns. »Alles in Ordnung? Was ist passiert?«
»Katie hat einen Frosch gefunden«, erklärte Trix.
»Nein, hab ich nicht. Ich habe einen nackten Mann gefunden, der sich für einen Frosch zu halten scheint. Der andere Typ eben sah aus wie ein Frosch, bevor Ari ihn geküsst hat. Hier liegt der Fall anders.«
»Quak!«, kam es begeistert von dem Nackten.
Ich wusste ja, dass es in den Straßen und Parks von New York jede Menge geistig Verwirrte gab, und es war durchaus möglich, dass auch mal einer darunter war, der glaubte, er wäre ein Frosch. Da meine Begleiterinnen diesen Mann dort jedoch tatsächlich für einen Frosch hielten, dämmerte mir, dass hier irgendetwas nicht stimmen konnte. Der Mann war wohl eher das Opfer eines Illusionszaubers als ein exhibitionistischer, verrückter Obdachloser oder ein echter verzauberter Prinz.
»Dann ist es wahrscheinlich irgendein dummer Scherz oder ein Studentenstreich«, sagte Ari. »Wenn du da unten einen Menschen sitzen siehst, dann muss jemand die entsprechende Illusion erzeugt haben, damit er selbst und alle anderen denken, er wäre ein Frosch. Du siehst den Frosch nicht, weil du immun gegen Zauberei bist.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte ich. »Wir können ihn doch nicht einfach hier sitzen lassen. Dann holt er sich den Tod. Nachts ist es kalt, und er ist nackt und hält sich in der Nähe von Wasser auf.«
»Quak?«, kam es flehentlich von unten.
Ich schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht herum. »Sie – sind – kein – Frosch«, sagte ich laut und deutlich.
»Du wirst ihn küssen müssen, um ihn zu erlösen«, sagte Isabel.
»Ihn küssen?«
Ari verdrehte die Augen. »Wie willst du ihn denn sonst erlösen? So funktioniert das nun mal mit den Fröschen.«
»Aber warum ich? Warum muss ich diejenige sein, die ihn küsst?«
Trix zählte mir die Gründe an den Fingern auf: »Erstens: Du hast ihn gefunden. Zweitens: Du würdest wenigstens einen Menschen küssen. Wenn eine von uns ihn küssen würde, hätte sie einen Frosch vor Augen. Und einen Menschen zu küssen ist immer noch besser, als einen Frosch zu küssen.«
Der nackte Froschmann sagte: »Quak, quak, quak!« und hüpfte fast vor Begeisterung.
»Beruhigen Sie sich, ja?«, sagte ich zu ihm. Ich hatte nicht grundsätzlich etwas dagegen, nackte Männer zu küssen, aber es kam schon extrem auf die Umstände an. Zunächst mal war es mir weitaus lieber, wenn ich den Typen kannte und eine Beziehung zu ihm aufgebaut hatte. Und ich fand es auch nicht zu viel verlangt, dass ich ihn nett finden oder gar in ihn verliebt sein wollte (auch wenn mir klar war, dass einem das Zusammensein mit einem nackten Mann das Hirn vernebeln konnte). Man mochte mich prüde nennen, aber ich zog es außerdem vor, zum Küssen irgendwo drinnen oder zumindest ein bisschen ungestört zu sein.
Kurz: Einen nackten Mann zu küssen, der nicht mehr als »quak« zu mir gesagt hatte, während ich umgeben von Freundinnen im Central Park stand, gehörte nicht unbedingt zu den Dingen, die mich an turnten.
Aber was ich vorher gesagt hatte, stimmte auch: Wenn wir ihn hier draußen sitzen ließen, würde er wahrscheinlich sterben. Und wenn ich ihn küsste, brauchte ich in dieser Nacht vielleicht keinen echten Frosch mehr zu küssen. »Na, wenn’s denn sein muss«, murmelte ich und kniete mich neben ihn. Das alles hätte mir weniger ausgemacht, wenn ich betrunkener gewesen wäre. Vielleicht sollten wir ja in eine Bar gehen und später nochmal wiederkommen? Aber da ich nun schon mal hier war, konnte ich es auch gleich hinter mich bringen. Es brauchte ja kein Zungenkuss zu sein. Glücklicherweise. Was, wenn er Fliegen gegessen hatte? Igitt!
Ich kniff meine Augen zusammen, beugte mich vor und gab ihm einen
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