Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
waren.
Protokolle über die täglichen Aktivitäten von irgendwem, inklusive der Häufigkeit seiner Toilettenbesuche, brauchte ich nun wirklich nicht.
Und der Stapel wuchs und wuchs. Kaum hatte ich eine Nachricht abgehört, kam mindestens eine neue rein. Ich musste die Einstellungen meines Mailprogramms ändern, damit das permanente Pling!, das mir anzeigte, dass eine neue Mail eingegangen war, mich nicht in den Wahnsinn trieb. Und während ich noch dabei war, die Informationen einer Mail auszuwerten, klingelte garantiert das Telefon. Schließlich hatte ich mich dennoch durch den Wust hindurchgearbeitet, ohne allerdings das Gefühl zu haben, mit meinen Ermittlungen wirklich weitergekommen zu sein.
Ich erhob mich ächzend und wankte in den Vorraum. »Trix, bitte, ich brauche einen Kaffee!«, bettelte ich. »Dieser Firma kann wahrscheinlich selbst ein Psychologieprofessor nicht mehr helfen. Am besten gehen wir gleich dazu über, uns gegenseitig Stühle über den Schädel zu ziehen, wie in den Shows im Nachmittagsfernsehen.« Dann erst bemerkte ich den Menschen, der vor Trix’ Empfangstresen stand. Es war mein Date von Samstagabend, der Herr, von dem ich seitdem keinen Ton mehr gehört hatte, wie mir in dem Moment einfiel.
»Hallo, Katie«, begrüßte Ethan mich. »Viel los heute?«
»Du hast ja keine Ahnung.« Ich wandte mich Trix zu. »Kaffee?«, winselte ich, und in meiner Hand erschien ein dampfender Becher. Ich war froh, dass ich keinen richtigen Kaffee aufbrühen musste. Denn so wusste ich nie genau, wie viele Tassen ich am Tag trank, und ich wollte es auch gar nicht so genau wissen.
»Wie ich höre, herrscht hier ein ganz schöner Trubel«, sagte Ethan und lehnte sich lässig an den Tresen. »Ich hab versucht, bei Owen vorbeizuschauen, aber der Sicherheitsdienst wollte mich nicht in die Abteilung lassen. Da dachte ich mir, ich sage euch mal guten Tag und höre, was eigentlich los ist.«
Ich ignorierte die implizite Feststellung, dass ein Besuch bei mir nur zweitrangig war und er eigentlich seinen Kumpel sehen wollte. »Wir haben offenbar einen Spion in unseren Reihen oder irgend so was in der Art. Der Chef hat mir die Aufgabe übertragen, Hinweise zu sammeln, und meine Telefonleitung ist schon so heiß gelaufen, dass sie jeden Moment durchschmort.« Ich drehte mich zu Trix hin. »Könnte es sein, dass in dieser Firma keiner keinen leiden kann? Das ist echt Wahnsinn.«
»Ach, ich weiß nicht«, meinte Ethan achselzuckend und mit hochgezogenen Augenbrauen. »In einigen Kanzleien, in denen ich gearbeitet habe, war es auch nicht besser. Wenn da jemand nur die kleinste Andeutung einer Anspielung gemacht hat, war es, als hätte er ein Stück rohes Fleisch in ein Haifischbecken geworfen. Manchmal war das richtig lustig.«
Ich sah ihn wütend an. »Wenn du das extra gemacht hast, um zu sehen, was passiert, dann wird es jetzt wohl Zeit, dass du gestehst. Vielleicht lasse ich dich dann sogar noch leben.«
»Da stimme ich Katie voll und ganz zu«, bekräftigte Trix. »Ich kriege nämlich auch einen Teil ab, und das ist ganz schön brutal.«
»Das scheint die Chance für alle zu sein, alte Rechnungen zu begleichen«, sagte ich. »Vielleicht sollten wir einfach alle Kontrahenten mit Schaumstoff-Baseballschlägern in den Konferenzraum sperren und sich dort mal so richtig abreagieren lassen.«
»Du glaubst doch nicht, dass sie es bei Schaumstoff belassen würden, oder?«, fragte Trix.
»Du hast recht. Wir hätten anschließend bestimmt Monate damit zu tun, die gesamte Belegschaft wieder zu entzaubern, nachdem sie sich alle gegenseitig in Kakerlaken und Mistkäfer verwandelt haben.«
Ethan straffte die Schultern und fragte: »Hast du mal kurz Zeit? Ich weiß, du hast viel zu tun, aber es dauert auch nur eine Minute.«
Er sagte das in einem so ernsten Ton, dass ich mir gleich Sorgen machte. »Natürlich. Komm mit in mein Büro.« Im Gehen rief ich über meine Schulter: »Danke für den Kaffee, Trix.«
Während ich den Becher auf meinem Schreibtisch abstellte, schloss Ethan die Tür hinter mir. Als er anschließend schnurstracks auf mich zukam, mich an sich zog, umarmte und küsste, wurde ich erst recht misstrauisch. Nachdem er mich wieder losgelassen hatte, grinste er mich an. »War das der Grund, weswegen du mich sprechen wolltest?«, fragte ich. Mir war schwindlig, und ich war ganz atemlos von diesem Kuss, wohl vor allem, weil er so unerwartet kam. In unserer extrem kurzen Beziehung waren wir noch nie auch nur
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