Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
zu verbreiten sich lohnte. »Hast du mal eine Minute Zeit?«, fragte ich, als ich in ihr Büro kam.
»Rod ist gar nicht da.«
»Eigentlich wollte ich ja auch mit dir sprechen.«
Ihre Miene hellte sich auf, und ich wappnete mich für eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Umarmung. Aber sie blieb sitzen. »Dann komm rein. Kann ich dir irgendwas besorgen?«
Ich hatte für diese Woche bereits genug Koffein zu mir genommen, also schüttelte ich den Kopf. »Nein, danke. Aber vielleicht kannst du mir bei etwas anderem behilflich sein.«
»Bei deinen Ermittlungen, stimmt’s?«, sagte sie und nickte wissend.
»Die haben sich zu einer gigantischen Hass-Party entwickelt, und ich muss wissen, wer Grund hat, wen zu hassen, damit ich die ernst zu nehmenden Hinweise von den Denunziationen unterscheiden kann.«
»Du möchtest eine Liste der in dieser Firma gerade aktuellen Intrigen? Wie viel Zeit hast du denn?«
»Nicht annähernd genug. Aber jede Hilfestellung, die du mir geben kannst, um den Kreis der Verdächtigen zu reduzieren, würde mich schon erheblich weiterbringen.«
Sie lehnte sich zurück und faltete die Hände in ihrem Schoß. »Das mit Gregor und Owen weißt du ja sicher.«
»Ich weiß, dass Owen nach diesem Unfall Gregors Job bekommen hat. Gibt’s da noch mehr zu wissen?«
»Na ja, als er damals die Abteilung geleitet hat, waren Gregor und Idris ziemlich eng befreundet, und keiner von beiden hat sich mit Owen gut verstanden.
Der Rest der Abteilung hat sich natürlich ausgesucht, auf welche Seite er sich schlägt. Damals gab es so etwas wie eine Gregor-Fraktion und eine Owen-Fraktion. Und als Owen nach Gregors Unfall und Versetzung die Leitung übernahm, hat er erst mal nichts Eiligeres zu tun gehabt, als Idris zu feuern.«
»Und was passierte mit dem Rest der Gregor-Fraktion?«
»Das, was üblicherweise nach einem Regimewechsel passiert. Ein oder zwei Leute haben gekündigt. Der Rest leckt jetzt eben nicht mehr Gregors, sondern Owens Speichel. Man könnte meinen, sie hätten alle schon immer große Stücke auf Owen gehalten.«
Am liebsten hätte ich Namen eingefordert, aber unser Gespräch klang ohnehin schon zu sehr nach einem Polizeiverhör. »Hat Gregor sich denn auch mit schwarzer Magie beschäftigt, so wie Idris?«
»Das dachte Owen natürlich, aber es gab keine handfesten Beweise dafür. Diese Formel, die Gregor in einen Oger verwandelt hat, lag jedenfalls definitiv in einer Grauzone – wenn man davon ausgeht, dass er wirklich daran gearbeitet hat, wie er damals behauptete. Owen hielt das aber schon immer für ein riesiges Ablenkungsmanöver. «
»Da bin ich ja gleich noch froher, dass ich nicht mehr in der Verifizierungsabteilung arbeite. Und es erklärt auch, warum so viele Anrufe aus der Forschung & Entwicklung kamen. Sonst noch irgendein größerer Streit, von dem ich wissen sollte?«
»Das bleibt doch alles unter uns, oder? Du erzählst doch nicht weiter, wer dir was gesteckt hat, nicht wahr?« Ihr schien extrem unbehaglich zumute zu sein – diese Wirkung hatte der normale Firmentratsch normalerweise nicht auf sie.
»Klar bleibt das unter uns. Auf Gerüchten kann ich schließlich keine Beweisführung aufbauen. Im Augenblick brauche ich nur jemanden, der mir die Richtung weist.«
Sie beugte sich über ihren Schreibtisch und senkte die Stimme. »Ich sage das jetzt nicht, um gemein zu sein, aber Ari hat schon alle heterosexuellen männlichen Singles in dieser Firma durch – und sogar einige, die gar kein Single waren, wenn du verstehst, was ich meine. Wenn man sie reden hört, hat es allerdings immer an den Männern gelegen, dass es nicht funktionierte. Die wenigen, mit denen sie nicht ausgegangen ist, haben sie wahrscheinlich zurückgewiesen. Ich mag sie wirklich sehr, aber jeden, den sie dir gemeldet hat, kannst du sofort wieder von der Liste streichen.«
»Ich glaube, sie hat überhaupt niemanden gemeldet.«
Isabel sah erleichtert aus. »Dann wird sie wohl doch langsam erwachsen.«
Ich hätte sie zu gern gefragt, an welcher Stelle Owen auf Aris Liste stand, aber bei einem Klatschmaul wie Isabel hätte ich dann auch gleich eine allgemeine Durchsage machen und verkünden können, dass ich eine Schwäche für ihn hatte.
»Die Kollegen in der Verkaufsabteilung sind auch nicht immer gut aufeinander zu sprechen, aber die liefern sich eher einen sportlichen Wettkampf. Die aktuelle Situation schadet ihnen jedoch allen, also glaube ich nicht, dass sie etwas damit zu tun
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