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Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu

Titel: Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shanna Swendson
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»Ist das da drüben nicht dieser Freund von dir?«
    Ich drehte mich um und folgte der Richtung ihres ausgestreckten Fingers. »Wo denn drüben?«
    »Er lehnt an der Wand.«
    Der Eingang des Deli stand so voller Leute, dass es schwierig war zu erkennen, ob ich einen von denen, die an der Wand lehnten, kennen könnte. Doch dann löste sich ein großer, dünner Mann aus der Menge und kam auf uns zu. Er hatte ein verschlagenes Grinsen aufgesetzt – ich meine, sogar noch verschlagener als sonst, also äußerst verschlagen. »Ach, der Freund«, sagte ich. »Der ist eigentlich gar kein Freund.«
    Wie es aussah, hatte Owen sich in einem Punkt geirrt – möglicherweise eine Premiere. Idris hatte es nicht auf ihn abgesehen. Er schien sich auf mich zu kaprizieren. Wenn er hinter Owen her gewesen wäre, hätte er sich oben in irgendeinem Dorf am Hudson herumgetrieben und Owens Wochenende mit seinen Pflegeeltern aufgemischt. Und nach dem zu urteilen, was Owen über seine Pflegeeltern erzählt hatte, wäre er – so mein klarer Eindruck über die Ablenkung gar nicht traurig gewesen. Ich dagegen hätte auf die Einmischung Fremder hervorragend verzichten können.
    Mein finsterer Blick schien Idris jedoch nicht im Geringsten zu beeindrucken. Er kam an unseren Tisch, rückte sich einen Stuhl zurecht und ließ sich darauf fallen. »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?«, fragte er rhetorisch.
    »Es dauert bestimmt ewig, wenn ich warte, bis ein Platz für mich frei wird.«
    Das war eine Situation, über die nichts im Knigge stand: Was machen Sie, wenn Ihr gefährlichster Feind sich selbst einlädt, Ihnen und Ihrer Mutter beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten, und Sie nicht wollen, dass Ihre Mutter erfährt, dass Sie gefährliche Feinde haben? Die einzige Antwort, die mir einfiel, war, so zu tun, als wäre nichts weiter dabei.
    Wahrscheinlich würde ihn das mehr ärgern als alles andere, was ich tun konnte. Und es war ja nicht so, dass er uns mit Hilfe von Magie etwas antun oder sonst irgendwas in diesem Menschengedränge anrichten konnte.
    »Bitte, tun Sie das«, sagte ich mit einem zuckersüßen Lächeln, in das ein Schuss Zyanid gemischt war.
    »Mom, das ist Phelan Idris. Wahrscheinlich erinnerst du dich noch wegen neulich Abend an ihn, als er gegangen ist, bevor ich ihn dir vorstellen konnte. Ich kenne ihn von der Arbeit.« Was ja durchaus stimmte.
    »Mr. Idris, das ist meine Mutter, Mrs. Chandler.«
    Ich musste mich arg zusammennehmen, um mir meine Triumphgefühle nicht anmerken zu lassen, da ihm angesichts dieser Förmlichkeit äußerst unwohl zu sein schien. »Äh, hallo«, sagte er und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Jetzt wünschte ich, wir hätten uns in ein eleganteres Restaurant gesetzt, wo er noch offensichtlicher fehl am Platz gewesen wäre. Mom sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Sie dachte ganz offenkundig, dass er keine gute Kinderstube gehabt haben konnte, wenn er so schlechte Manieren an den Tag legte.
    Ich benahm mich weiter wie die Gastgeberin eines Kaffeekränzchens. Mochte ja sein, dass ich ihn nicht einfach wegzaubern konnte, wie Owen es vielleicht gekonnt hätte, aber dafür konnte ich ihn mit meinem Südstaatencharme ersticken. »Was führt Sie denn heute zu uns? Fangen Sie schon mit Ihren Weihnachtseinkäufen an?«, fragte ich gespielt fröhlich.
    Er rutschte weiter auf seinem Stuhl herum und sah aus wie ein Sechsjähriger, der zum ersten Mal am Tisch der Erwachsenen sitzen darf. »Äh, na ja«, erwiderte er ziemlich eloquent. Schwer zu glauben, dass dies der Typ sein sollte, dessentwegen ganz MMI in Aufruhr und Merlin wieder als Leiter der Firma eingesetzt worden war. Er war nichts weiter als ein größenwahnsinniger Spinner.
    Die Kellnerin kam, um die Bestellungen aufzunehmen. Mom und ich orderten etwas zu essen, Idris wollte einen Kaffee. Als die Kellnerin alles notiert hatte, sagte ich: »Das geht alles auf eine Rechnung.«
    Dann wandte ich mich Idris zu und säuselte in meinem süßesten, zuckrigsten Südstaatenakzent: »Das ist wirklich sehr nett, dass Sie uns zum Mittagessen einladen. Ich schätze, die Geschäfte laufen ausgezeichnet, jetzt, wo Sie solche Kundschaft haben wie diese Weinkellerei.« Sein Mund öffnete und schloss sich wieder, aber die Kellnerin war weg, bevor er etwas sagen konnte. Seine fassungslose Miene verriet mir, dass ich recht gehabt hatte, was den Herkunftsort der Zauberformel anging, die die Weinkellerei verwendet hatte.

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