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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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hast. Ich hatte sowieso den Eindruck, dass sie mich nur aus Höflichkeit gefragt hat.“
    Der Kellner kam und stellte die Teller auf den Tisch. Katrin aß schweigend. Ihre Mutter erzählte ihr ausführlich von Anitas neuem Haus, und dann berichtete sie, wie sie für einen Artikel in der Stadtteilzeitung recherchiert hatte. Stolz zählte sie auf, wie viele Stunden sie in der Bibliothek verbracht hatte und danach am Computer, und Katrin beneidete sie fast ein wenig um ihr Erfolgsgefühl. Eva Sandmann hatte als Redakteurin für eine Modezeitschrift gearbeitet, bevor sie geheiratet hatte. Nach Katrins Geburt war sie nicht in den Beruf zurückgekehrt und als ihre Tochter langsam unabhängiger wurde, waren ihr die Tage zu Hause oft ziemlich lang geworden. Ihr Mann arbeitete bis spät in den Abend hinein, saß häufig stundenlang in Aufsichtsratssitzungen und brachte oft sogar Akten mit nach Hause. Daher hatte sie begeistert zugesagt, als man sie wegen der Stadtteilzeitung angesprochen hatte.
    Sie verabschiedeten sich im Parkhaus.
    „Falls du doch noch über diese andere Sache reden willst, kannst du jederzeit anrufen, Katrin.“
    „Ich weiß. Danke.“
    „Ich schicke dir ein Belegexemplar der Zeitung. Sie fanden deine Bilder sehr stimmungsvoll.“
    „Welches haben sie ausgesucht?“
    „Ich weiß nicht genau. Wirst du ja dann sehen.“
    Auf der Fahrt nach Hause hatte Katrin eine Idee. Sie bog nicht in die Karolingerstraße ein sondern fuhr weiter geradeaus auf den Südring. Die Polizei hatte den Engel noch nicht gefunden. Also musste er irgendwo sein. Es war unwahrscheinlich, dass der Mörder ihn mitgenommen hatte. Nicht mit nach Hause jedenfalls. Das wäre unsinnig. Sie versuchte sich in seine Situation zu versetzen. Er musste die Figur verschwinden lassen. Warum eigentlich?
    Katrin trat abrupt auf die Bremse. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie beinahe eine rote Ampel übersehen hätte. Jetzt war sie etwas zu weit vorn zum Stehen gekommen, sodass die Fußgänger um ihren Golf herumgehen mussten. Einige warfen ihr empörte Blicke zu. Katrin beachtete sie gar nicht. Sie versuchte sich auf den Engel zu konzentrieren. Vielleicht hatte der Täter ihn angefasst? Vielleicht hatte es einen Kampf gegeben und die Figur war hinuntergefallen? Er hatte sie aufgehoben, ohne darüber nachzudenken, und dann musste er sie loswerden, weil eventuell seine Fingerabdrücke darauf zu identifizieren waren. Katrin bog auf den Parkplatz ein und suchte eine Lücke. Sie stieg aus und schloss den Wagen ab. Langsam ging sie durch das Tor des Haupteingangs. Die Anlage des Südfriedhofs lag friedlich und still vor ihr im Sonnenlicht, das sich kraftlos durch die dünne Wolkenschicht kämpfte.
    Sie betrachtete den Ort mit den Augen eines Mörders. Was würde sie an seiner Stelle tun? Wo kann man eine Engelsstatue schnell und unauffällig loswerden? Im Rhein versenken? Das wäre eine Möglichkeit. Es waren nur ein paar hundert Meter von hier bis zum Volmerswerther Deich. Katrin verzog das Gesicht. Wenn er das getan hatte, konnte sie ewig suchen. Plötzlich blieb sie stehen und starrte auf die langen Reihen mit den Gräbern. Natürlich! Ein Grabstein. Auf diesem Friedhof gab es Hunderte davon. Er konnte die Figur einfach auf einen anderen Stein gestellt haben, irgendwo an einer ganz anderen Stelle.
    Aufgeregt lief sie weiter und musterte mit scharfem Blick alle Gräber an denen sie vorbeikam. Während sie ging, spann sie den Gedanken weiter. Er war in Eile gewesen. Er hatte gerade einen Menschen getötet. Er würde so schnell wie möglich weg wollen. Also würde er nicht mehr stundenlang nach einem geeigneten Platz suchen, sondern ein Grab auf dem Weg zum Ausgang wählen. Nur welchen Ausgang hatte er genommen? Waren nicht bereits alle Tore verschlossen gewesen?
    Katrin lief weiter. Eine junge Frau mit einem Kinderwagen hastete an ihr vorbei. Es war die erste Person, die ihr begegnete, seit sie den Friedhof betreten hatte. Seltsam, wie leer die Wege heute waren. Es sah wieder nach Regen aus. Ob das die Leute davon abhielt, den Friedhof zu besuchen? Mit einem Mal schlug ihr Herz schneller. Oder hatten die Menschen vielleicht Angst, weil ein Mörder hier sein Unwesen trieb?
    Sie beschleunigte ihre Schritte. Sie war jetzt in der Nähe der Stelle, wo sie vor drei Tagen das Foto gemacht hatte. Sie blieb stehen und sah sich um. Zwischen den Bäumen hindurch sah sie das rotweiße Band der Polizeiabsperrung schimmern. Sie machte ein paar

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