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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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dazu bereit, einen Blick hineinzuwerfen. Sie war sogar ein wenig neugierig. Vielleicht fand sie ja etwas in diesem Kästchen, das das Geheimnis seiner Besitzerin preisgab? Oder zumindest etwas Persönliches, einen Hinweis darauf, wer Claudia Heinrich wirklich gewesen war und was sich hinter dieser verschlossenen, todtraurigen Fassade verborgen hatte.
    Katrin ließ das Schloss aufschnappen und hob vorsichtig den Deckel an. Das Innere war mit rotem Samt ausgeschlagen. Ein paar schlichte, geschmackvolle Schmuckstücke lagen darauf, zwei Ketten, verschiedene Ringe und Armbänder sowie eine kleine silberne Uhr. Katrin sah auf einen Blick, dass der Inhalt des Kästchens ziemlich wertvoll war, viel wertvoller jedenfalls, als Thomas Heinrich behauptet hatte. Aber sie spürte auch, dass er wirklich wollte, dass sie die Schmuckstücke bekam. Sie nahm die Teile einzeln heraus, breitete sie auf der Bettdecke aus und betrachtete sie nachdenklich. Der Schmuck war elegant und erlesen, aber er verriet nichts über seine Besitzerin. Keines der Stücke war auch nur im Geringsten auffällig, individuell oder gar exotisch. Claudia Heinrich war und blieb ein leeres Blatt Papier, eine unzugängliche Burg, die das Rätsel hinter ihren dicken Steinmauern nicht preisgab.
    Katrin schnappte sich das Schmuckkästchen und schüttelte es, so als könne sie ihm die Antwort mit Gewalt entreißen. Überrascht, beinahe erschrocken zuckte sie zusammen, als der Innenboden herausfiel und mit ihm tatsächlich noch etwas, ein kleines, glänzendes Stück Papier. Katrin griff danach und begutachtete es neugierig. Es war ein Foto, eine vergilbte, verblichene Farbaufnahme. Das Bild zeigte fünf Kinder auf einer Wiese, vier Jungen und ein Mädchen, lachend und unbeschwert. Sie waren etwa zehn Jahre alt. Es war offensichtlich ein heißer Sommertag, denn die Jungen trugen kurze Hosen und hautenge T-Shirts und das Mädchen hatte einen ebenso kurzen gestreiften Rock an. Ihr langes, dunkles Haar trug sie zu zwei Zöpfen gebunden, die mit kirschroten Spangen zusammen gehalten wurden. Zumindest ahnte Katrin, dass die Spangen rot waren, denn richtig erkennen konnte sie es nicht. Das Foto hatte eine gleichmäßig Verfärbung in den verschiedensten Gelbtönen angenommen und die verblassten Konturen waren nicht mehr scharf.
    Katrin machte die kleine Lampe auf dem Nachttisch an und hielt das Foto ins Licht. Jetzt erkannte sie, dass die Kinder nicht auf einer Wiese irgendwo auf dem Land fotografiert worden waren, wie sie auf den ersten Blick angenommen hatte. Denn auf der linken Seite der Aufnahme befand sich eine etwa zwei Meter hohe Steinmauer, und dahinter konnte sie die verschwommenen Fassaden mehrstöckiger Mietshäuser ausmachen. Dieses Bild war in einer Stadt geknipst worden, irgendwo in den begrünten Hinterhöfen eines großen Häuserblocks.
    Katrin drehte das Bild um, doch auf der Rückseite fand sie weder Namen noch Daten. Ob das Mädchen auf der Wiese Claudia Heinrich war? Katrin überlegte. Das Foto war mindestens zwanzig, wenn man die Kleidung der Kinder genau betrachtete, sogar eher dreißig Jahre alt. Das würde hinkommen. Claudia Heinrich war achtunddreißig gewesen, als sie starb. Wenn sie tatsächlich das Mädchen auf diesem Bild war, und wenn sie damals etwa zehn Jahre alt war, dann stammte die Aufnahme aus der Mitte der Siebzigerjahre.
    Das Mädchen auf dem Foto sah sorglos und glücklich aus. Vorwitzig grinste sie in die Kamera. Warum hatte Claudia Heinrich dieses Foto all die Jahre aufbewahrt? Und wieso in dieser Schmuckkiste, versteckt unter dem Innenboden, und nicht in einem Album mit den anderen Bildern? Was war so besonders an diesem Bild? Und warum war aus dem unbeschwerten Mädchen eine so unglückliche Frau geworden?

     
    »Es ist so, wie ich vermutet hatte .« Maren Lahnstein streifte sich die Handschuhe von den Fingern und sah Halverstett an, der soeben den Sektionssaal betreten hatte. Dann blickte sie kurz zu Rita Schmitt, die neben ihr stand und mit dem Staatsanwalt sprach. »Zyanidsalz.«
    Halverstett nickte bestätigend. »Eingeschlossen in den Pralinen. Das Labor hat vorhin angerufen. Dem Täter muss sehr viel daran gelegen haben, dass es sein Opfer auch wirklich erwischt. Er hat tatsächlich jede einzelne Praline präpariert .«
    »Dabei hätte schon eine Einzige genügt .«
    Staatsanwalt Fischer warf einen flüchtigen Blick auf den beleibten, blassen Körper, den die Gerichtsmedizinerin nur notdürftig abgedeckt hatte und wandte sich

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