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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Mittelalter? Auf einer kleinen Anhöhe, sodass es die Rheinschiffer vom Wasser aus gut sehen konnten?«
    »Oh, Scheiße. Der Galgen.«

     
    *

     
    Klaus Halverstett stand vor der Haustür und fragte sich, was er eigentlich hier wollte. Er hatte einen langen Arbeitstag hinter sich, zu Hause wartete seine Frau, und dort oben in der Wohnung feierten Leute eine Party, von denen er niemanden kannte bis auf die Gastgeberin. Und auch die nur als Medizinerin im weißen Kittel. Er warf einen Blick auf den Strauß in seiner Hand. Bunte Frühlingsblumen. Dazu hatte die Verkäuferin ihm geraten. Obwohl er keinerlei Absichten in dieser Richtung hegte, kam er sich vor, als stünde ein Rendezvous mit seiner heimlichen Geliebten bevor. Wie albern. Jetzt ging ihm wirklich die Phantasie durch. Entschlossen klingelte er.
    Maren Lahnstein erwartete ihn im Türrahmen. Sie trug ein enges schwarzes Kleid, und ihr langes rotbraunes Haar fiel offen auf ihre Schultern. Halverstett wurde zum ersten Mal bewusst, wie groß der Kontrast zu Rita Schmitt war, der Kollegin, mit der er täglich zusammenarbeitete. Auch sie hatte rote Haare, doch die waren kurz geschnitten und standen meistens in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab. Außerdem wirkte Rita immer etwas plump und unbeholfen, obwohl sie weder übergewichtig noch dumm war. Im Gegenteil, sie war eine kluge, erfahrene Kollegin, auf deren Urteil er viel gab. Doch sie hätte genauso gut ein Mann sein können. Er nahm sie gar nicht als Frau wahr. Ganz anders als Maren Lahnstein. Die hatte ihn gleich bei ihrer ersten Begegnung in der Gerichtsmedizin aus dem Gleichgewicht gebracht, und genau das machte ihm jetzt zu schaffen.
    Verlegen überreichte Halverstett die Blumen und versuchte, die Ärztin nicht anzustarren. Sie bat ihn herein und führte ihn ins Wohnzimmer. Es war ein heller, spärlich, doch geschmackvoll möblierter Raum. Ein weißes Klavier stand an der linken Wand. Ein ebenso weißes Bücherregal rechts neben der Tür. Die lederne Sitzgruppe war ebenfalls weiß.
    Ansonsten war der Raum leer. Ganz leer. Keine Gäste. Keine Party. Halverstett blieb überrascht im Türrahmen stehen.
    »Wo sind die anderen?«, fragte er. Die Frage klang dämlich. Als Jugendlicher war er einmal auf einer Karnevalsparty gewesen. Er hatte sich verkleidet. Als Indianer. Er war der einzige Indianer auf der Party gewesen. Und nicht nur der einzige Indianer. Es gab auch keine Cowboys, Vampire oder Prinzessinnen. Alle anderen hatten sich gar nicht verkleidet. Er hatte irgendwas in der Einladung missverstanden. Den ganzen Abend lang hatte er sich unwohl gefühlt mit seiner grellbunten Kriegsbemalung und dem albernen Federschmuck auf dem Kopf, fehl am Platz, ein Fremdkörper. An diese Party musste er denken, als er auf der Schwelle zu Maren Lahnsteins leerem Wohnzimmer stand. Hatte er wieder etwas falsch verstanden? Falscher Tag? Falsche Zeit?
    Maren Lahnstein lächelte. »Ich hatte Christoph und Anette noch eingeladen, ein befreundetes Ehepaar. Doch sie hatten irgendwelche Schwierigkeiten mit dem Babysitter. Sie müssen also mit mir allein vorliebnehmen .« Sie schien Halverstetts irritiertes Gesicht zu bemerken und fügte hinzu. »Ich wohne ja noch nicht so lange in Düsseldorf, gerade mal ein halbes Jahr. Ich kenne kaum jemanden hier.«
    Halverstett stieß ein Geräusch aus, das wie eine Mischung aus ›Aha‹ und ›Oh‹ klang, und machte ein paar zaghafte Schritte in den Raum hinein. Er hätte gern noch gefragt, was es denn nun heute zu feiern gab, doch er kam sich blöd dabei vor. So, als könne er den Bullen nicht ablegen, der alles genau wissen muss.
    »Trinken Sie auch ein Glas Wein?« Maren Lahnstein deutete auf die weiße Sitzgruppe. »Setzen Sie sich doch.«
    »Ja, gern«, brummte Halverstett und ließ sich auf die Couch fallen. Ein Scotch wäre ihm lieber gewesen. Seine Nerven spielten verrückt. Heute hatte er einen Mann verhaftet, der vermutlich zwei Menschen eiskalt aufgeknüpft hatte. Als er mit seinen Kollegen in die Wohnung eingedrungen war, war er wie immer angespannt gewesen. Hoch konzentriert. Man wusste nie, was einen erwartete. Doch im Vergleich dazu, wie er sich im Augenblick fühlte, war das ein Sonntagsspaziergang am Rhein gewesen.
    Maren Lahnstein kam mit zwei Gläsern Weißwein zurück und reichte ihm eins. »Also dann, Prost. Ich habe heute Geburtstag, und ich wollte den Abend nicht allein verbringen.«
    Halverstett spürte, wie er rot wurde. »Oh, herzlichen Glückwunsch«, stammelte

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