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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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bewusst tun musste, um nicht umzufallen.
    Katrin blickte ihr nachdenklich hinterher. Wie viele Menschen außer ihr selbst mochte es geben, die Schreckliches durchgemacht hatten und für die manche alltäglichen Verrichtungen, über die die meisten Menschen gar nicht nachdachten, eine gewaltige Tortur bedeuten? Die vor so banalen Dingen wie Kellertreppen kapitulieren mussten? Vielleicht war es bei dieser Silke die Menschenmenge gewesen, die sie so aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Vielleicht war sie aber auch krank. Katrin würde es nie erfahren.
    Die Frau war jetzt um die Ecke verschwunden. Katrin wandte sich ab und ging zu ihrem Fahrrad. Sie fuhr durch die Orangeriestraße in Richtung Carlsplatz . Wenn sie schon in der Altstadt war, konnte sie auch gleich auf dem Markt einkaufen. Meistens war sie nämlich zu bequem, den weiten Weg in Kauf zu nehmen, und ging lieber in den Supermarkt in ihrer Nähe. Dabei liebte sie die Atmosphäre auf dem Platz und die vielen verschiedenen Düfte nach Kräutern, heißer Gulaschsuppe und frischem Fisch.
    Als sie in die Benrather Straße bog, rollte vor ihr ein Geländewagen aus dem Parkhaus. Im ersten Moment dachte Katrin, es sei Manfreds Auto, und sie wunderte sich, dass er so vorbildlich geparkt hatte, statt bis direkt an den Tatort zu fahren, doch dann erkannte sie, dass dieser Wagen viel dunkler war. Außerdem hatte er ein Kölner Kennzeichen. Ein Kölner Kennzeichen! Katrin starrte auf das Nummernschild und trat fest in die Pedale. Ihr Herz hämmerte wild. Hastig prägte sie sich die Buchstaben und Zahlen ein. K-SP 454.
    Der Geländewagen preschte über die Kasernenstraße hinweg. Als Katrin die Kreuzung erreichte, war die Ampel längst auf Rot gesprungen. Von dem Landrover war weit und breit nichts zu sehen. Klar. Was für eine Schnapsidee, mit dem Fahrrad ein Auto zu verfolgen. Wenigstens hatte sie das Kennzeichen. Sie hielt am Straßenrand und kramte Notizblock und Kuli aus der Handtasche.
    Noch während sie die Nummer notierte, kamen ihr Zweifel. Die Frau, die am Filmmuseum ermordet worden war, war seit Stunden tot. Warum sollte der Täter so blöd sein, sich noch in der Nähe des Tatorts herumzutreiben? Es gab mit Sicherheit unzählige Geländewagen mit Kölner Kennzeichen. Einfach irrsinnig anzunehmen, dass dies hier derselbe gewesen war, den der schwerhörige Alte am Sonntagabend in der Nähe seines Hauses in Benrath gesehen hatte.

     
    *
    »Er hat fünf Mal angesetzt.« Maren Lahnstein deutete auf den blutigen Rumpf. »Hier, sehen Sie?«
    Halverstett warf einen kurzen Blick auf die Stelle, an der noch gestern Carina Lennards Kopf mit dem Rumpf verbunden gewesen war, dann wandte er sich ab. »Was bedeutet das? Ist er zu schwach? Hatte er Hemmungen? Keine Erfahrung?«
    Die Ärztin zuckte mit den Schultern. »Alles ist möglich. Jedenfalls hat er die ersten Male nicht fest genug zugeschlagen. Vermutlich war das Beil auch zu stumpf. Hier kann man schön sehen, was ich meine.« Ihr gummibehandschuhter Finger deutete auf ein paar Knochensplitter, doch Halverstett winkte ab. »Ersparen Sie mir die Details, bitte.«
    Maren Lahnstein lächelte. »Schon gut. Das Ganze belastet Sie ziemlich stark, oder?«
    Halverstett nickte stumm.
    Sie streckte die Hand aus, ließ sie aber wieder sinken. »Also, der Täter ist vermutlich Rechtshänder, entweder nicht besonders kräftig oder nicht so entschlossen, wie er hätte sein müssen, um den Kopf mit einem einzigen Hieb vom Körper zu trennen. Außerdem hat er nicht darauf geachtet, dass das Beil scharf ist. Aus welchem Grund auch immer.«
    »Hat sie sich nicht gewehrt?« Halverstett vermied es, auf den Kopf zu blicken, der auf einem Extratischchen neben der Leiche lag.
    Maren Lahnstein verneinte. »Keinerlei typische Abwehrverletzungen. Nichts unter den Fingernägeln. Nur zwei Hämatome am Oberschenkel, aber die sind eindeu tig schon ein paar Tage alt. Die Handschellen und die Kordel um die Fußgelenke haben natürlich auch Spuren hinterlassen. Aber keine sehr deutlichen. Nicht so wie bei den anderen dreien. Sieht aus, als hätte sie alles willenlos über sich ergehen lassen. Vielleicht stand sie unter Schock. Oder sie war nicht bei Bewusstsein. Wir untersuchen ihren Mageninhalt und ihr Blut auf Betäubungsmittel. Aber das dauert noch ein paar Stunden.« Maren Lahnstein zog die Handschuhe aus. »Da ist noch etwas. Es gibt Hinweise darauf, dass sie eine Zeit lang gefesselt war, bevor sie getötet wurde. Womöglich hat der Täter sie

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