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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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ein, dass es bei ihr ja etwas anderes war. Sie hatte die zweite Leiche gefunden. Sie war eine Zeugin. Vielleicht fiel ihr etwas auf. Eine Besonderheit, eine Person, die sie am Schillerplatz ebenfalls gesehen hatte. Irgendetwas. Als sie von dem Mord gehört hatte, hatte sie sich sofort auf den Weg gemacht. Manfred hatte sie angerufen. Er war bereits am Tatort. Jetzt bog sie um die Ecke und sah die Mauerreste des alten Stadtgefängnisses. Hier war kein Durchkommen. Die Schulstraße war gesperrt. Streifenbeamte hielten die Neugierigen in Schach. Ein Leichenwagen parkte zwischen den Polizeiautos. Die Heckklappe war geöffnet, und Katrin konnte den Sarg sehen. Ob die Tote schon darin lag? Auf dem Bürgersteig gegenüber stand Kriminalhauptkommissar Halverstett und sprach mit einem älteren Streifenbeamten. Plötzlich sah er zu Katrin herüber. Entgegen ihren Befürchtungen winkte er sie zu sich.
    » Kabritzky ist schon wieder weg, falls Sie den suchen, Katrin.«
    »Oh. Ich – ich weiß, es geht mich nichts an, aber könnten Sie mir sagen, wie sie gestorben ist?«
    Halverstett musterte sie. »Wie Sie schon sagten, es geht Sie nichts an.«
    Katrin überlegte kurz. Sie musste wissen, ob ihre Theorie
stimmte. Aufmerksam fixierte sie Halverstett .
    »Sie ist geköpft worden.«
    Der Kommissar runzelte die Stirn. Dann nickte er kaum merklich.
    Katrin schluckte. Sie hatte richtig geraten. »Hier war das Stadtgefängnis«, erklärte sie.
    »Ich weiß«, murmelte Halverstett . »Steht da auf dem Schild.« Er deutete auf die Mauer.
    »Und im Hof des Stadtgefängnisses –«, fing Katrin an.
    »Lassen Sie mich raten: Da stand die Guillotine.«
    Katrin nickte stumm. Halverstett seufzte. »Ein Herr von der Geschichtswerkstatt hat mich aufgeklärt. Ich bin im Bilde. Und jetzt verschwinden Sie!« Er wandte sich wieder an den älteren Beamten. Katrin war schon ein paar Schritte gegangen, als er ihr hinterherrief : »Ich brauche übrigens noch Ihre Turnschuhe. Hat Kabritzky Ihnen das nicht ausgerichtet? Schade, dass Sie sie heute nicht anhaben, sonst hätte ich sie gleich mitgenommen. Die KTU muss die Abdrücke mit denen an den beiden anderen Tatorten abgleichen, und zwar dringend, die werden langsam grantig.«
    Katrin schlug die Hand vor den Mund. Das hatte sie völlig vergessen. »Ich bringe sie nachher vorbei. Ehrenwort.« Halverstett nickte zerstreut, er hatte seine Aufmerksamkeit bereits dem Kollegen zugewandt.
    Langsam schlenderte Katrin zurück zur Citadellstraße. Die Menschenmenge hatte sich immer noch nicht zerstreut. Und die Spekulationen nahmen immer sensationellere Ausmaße an. Einen Augenblick lang glaubte Katrin, Marc Simons zwischen den Schaulustigen gesehen zu haben, doch als sie ihm zuwinken wollte, hatte er sich bereits abgewandt.
    Neben Katrins Fahrrad stand eine junge Frau. Sie war leichenblass und starrte in Leere. Als Katrin sie fast erreicht hatte, wankte sie plötzlich. Katrin sprang zu ihr und hielt sie fest, bevor sie umfallen konnte. Die Frau stöhnte leise und ließ sich von Katrin zu einem Hauseingang führen und auf die Stufe vor der Tür setzen. Katrin fasste in ihre Tasche. Dann fiel ihr ein, dass ihr Handy verschwunden war. »Bleiben Sie einen Augenblick sitzen. Ich rufe einen Arzt«, sagte sie zu der Frau.
    »Nein, keinen Arzt.« Die Frau krallte ihre Hände um Katrins Arm, sodass Katrin die spitzen Fingernägel durch die Jacke spürte. »Es geht mir schon wieder besser. Nur ein kleiner Schwindel.«
    Katrin musterte die Frau zweifelnd. Sie musste an ihre eigenen Schwindelanfälle denken, die Panik. Und die Angst, jemand könne zu viel Aufhebens darum machen. Sie setzte sich neben die Frau. »Dann bleibe ich einen Augenblick bei Ihnen. Ich heiße Katrin. Und Sie?«
    Die Frau schien sie gar nicht gehört zu haben. Minutenlang musterte sie schweigend das glitzernde Kopfsteinpflaster. Doch schließlich antwortete sie: »Silke. Silke Scheidt .«
    Als Katrin anfing zu frieren, bot sie an, Silke nach Hause zu bringen. »Wir nehmen ein Taxi. Ich möchte Sie nicht allein lassen.«
    »Das ist nett.« Silke sah Katrin an, doch ein Lächeln brachte sie nicht zustande. »Es geht mir schon besser. Ich kann allein nach Hause fahren.« Sie stand auf. »Wirklich. Danke für die Hilfe, Katrin.« Mit energischen Schritten lief sie die Citadellstraße entlang. Sie hielt den Kopf hoch und die Schultern gespannt. Nur wenn man genau hinsah, merkte man, dass ihre Haltung etwas Verkrampftes hatte, das sie jeden Schritt ganz

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