Katrin Sandmann 04 - Blutsonne
Frühstückstisch.«
»Nicht am Tisch. Im Bett. Es geht nichts über ein Frühstück im Bett.«
Katrin verdrehte die Augen. »Genau das meine ich.«
Manfred lachte. Dann ging er auf die Haustür zu und studierte die Klingelschilder. »Okay, wie heißt der Mann?«
»Willst du mitkommen?« Katrin runzelte die Stirn.
»Dieser Typ hat womöglich vier Menschen umgelegt. Glaubst du, da lasse ich dich einfach so allein reinspazieren? Außerdem habe ich den Fahrzeughalter ermittelt.«
»Auf Wegen, die du mir nicht verraten willst.«
»Die Kontakte eines Journalisten sind seine Lebensgrundlage.«
»Ich ahnte es. Okay, dann komm meinetwegen mit. Ich glaube allerdings nicht, dass er der Täter ist. Die Polizei hat seit gestern das Kennzeichen, und es sieht ganz so aus, als hätte sich bisher niemand die Arbeit gemacht, ihn auch nur zu befragen. Offenbar ist diese andere Spur, die Halverstett hat, viel interessanter. Womöglich haben sie den Mörder schon längst und halten die Information lediglich zurück, bis sie ganz sicher sind.«
»Möglich wär’s. Dann haben wir wenigstens die Gelegenheit, einen netten Kölner kennenzulernen .«
Katrin zog die Augenbrauen hoch und sah ihn von der Seite an, dann drückte sie auf die Klingel neben dem Namenschild ›A. Häckner ‹. Der Summton ließ nicht lange auf sich warten. Alex Häckner wohnte im Erdgeschoss. Er erwartete sie in Jeans und schwarzem T-Shirt an der Tür.
»Frau Sandmann? Ich bin der Alex. Ich sehe, Sie haben Verstärkung mitgebracht. Kommen Sie rein.«
Katrin stellte Manfred vor, dann betraten sie die Wohnung. Die Einrichtung sah funkelnagelneu aus, so als sei Alex Häckner erst kürzlich eingezogen. Stahl und schwarze Holzflächen blitzten, die wenigen Gegenstände, die herumlagen, ein Männermagazin und ein Notebook, sahen aus, als seien sie für Werbeaufnahmen mit viel Sorgfalt dorthin drapiert worden. Alex bot ihnen einen Platz auf dem schwarzen Ledersofa an. Er bemerkte Katrins interessierten Blick und lächelte stolz.
»Gefällt Ihnen die Wohnung? Schick, nicht wahr?«
Er setzte sich auf einen Designerstuhl, der so dürre Beine hatte, dass er aussah, als müsse er unter dem Gewicht einer Person sofort zusammenbrechen, und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
»Früher habe ich ja auch in Düsseldorf gewohnt«, erzählte er. » Derendorf , um genau zu sein. Das war so grauenvoll da. Ich bin froh, dass ich weg bin. Düsseldorf ist echt nicht mein Ding. Sie müssen sich mal vorstellen, im Bad hatte ich diese grässlichen gelben Kacheln, diese alten schmierigen Dinger, die kennen Sie doch sicher, und wenn einer irgendwo im Haus auf dem Klo war, konnte ich das bis in mein Schlafzimmer hören. Die Hölle, sag ich Ihnen. Und dann die Küche, eine Spüle, die war geradezu vorsintflutlich. Und der Wasserhahn hat getropft, dass es einen wahnsinnig gemacht hat. Nee, Düsseldorf ist echt nicht meine Stadt. Das hier«, er breitete die Arme aus, »das nenne ich ’ne vernünftige Wohnung. Ich bin echt froh, dass ich nach Köln gezogen bin.«
Katrin warf Manfred einen Blick zu. Er zwinkerte ihr zu. Sie lächelte Alex an. »Nun ja, da haben Sie ja echt Glück gehabt. Nun zu dem Auto.«
»Ja, natürlich.« Alex beugte sich vor. »Was ist damit?«
Manfred setzte zum Sprechen an, doch Katrin legte die Hand auf seinen Oberschenkel. »Sie sind öfter in Düsseldorf?«, fragte sie.
Alex schüttelte den Kopf. »Nee, Gott sei Dank nicht.«
»Ach, ich dachte, ich hätte Ihren Wagen am Donnerstag in der Altstadt gesehen. K-SP 454. Das ist doch Ihr Kennzeichen?«
»Klar. Landrover. Toller Wagen.«
»Stimmt, ich fahre auch einen«, mischte Manfred sich ein.
»Sie waren also am Donnerstag nicht in Düsseldorf?«, hakte Katrin nach.
»Gott bewahre.« Alex grinste. »Warum wollen Sie das überhaupt wissen?«
»Ich suche einen Zeugen. Ich bin angefahren worden, als ich mit dem Fahrrad unterwegs war. Der Fahrer ist einfach abgehauen.« Katrin spürte, wie Manfred sie überrascht ansah. Sie drückte seinen Oberschenkel, um ihn zu warnen. Hoffentlich machte er keinen Fehler und ließ ihre Lügengeschichte auffliegen.
Doch Alex schien nichts bemerkt zu haben. »Mit meinem Wagen?«, fragte er. Er schien ehrlich überrascht zu sein.
»Nein. Aber Ihr Wagen kam gleich danach vorbei. Der Fahrer müsste eigentlich was gesehen haben.«
»Ach so.« Alex grinste wieder. »Wie gesagt, ich war nicht in Düsseldorf.«
Katrin setzte an, zu sprechen, doch Alex hob die Hand.
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