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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Couch. »Jederzeit.« Sie zog die Wohnungstür hinter sich zu und schlüpfte in ihre Jacke. Auf dem Weg in die Pizzeria sah sie immer wieder Benedikt Simons’ verzweifeltes Gesicht vor sich. Sie versuchte sich vorzustellen, wie dieser Mann eine bewusstlose Frau vergewaltigte, doch der Gedanke erschien ihr absurd.

     
    *

     
    Die Sonne schickte ein paar bleiche Strahlen durch die dünne Wolkendecke, weiße Schwaden tanzten über die Gräber. Die Feuchtigkeit stand wie eine schwere Wand in der Luft. Irgendwo in der Ferne riefen Kirchenglocken zur sonntäglichen Messe. Bis auf eine ältere Dame, die auf dem nassen Boden kniete und altes Laub entfernte, war der Friedhof menschenleer.
    Halverstett stand neben Staatsanwalt Fischer, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, und lauschte dem gleichmäßigen Schaben der Schaufeln. Fischer steckte sich bereits die dritte Zigarette an. »Verdammt, verdammt, ich glaub das einfach nicht«, murmelte er immer wieder. »Was machen wir, wenn es doch ein natürlicher Tod war? Die Angehörigen sind vollkommen schockiert. Die machen mir die Hölle heiß. Und wenn es Mord war, dann haben wir die Presse auf dem Hals. Dann werden wir mal wieder als Stümper beschimpft. Bestenfalls. Was für eine Scheiße.«
    Halverstett zog es vor, nicht zu antworten. Das Kratzen der Schaufeln war verstummt. Sie waren auf den Sarg gestoßen. Er trat einen Schritt zurück, um den Männern Platz zu machen, die jetzt anfingen, dicke Gurte in das Loch hinabzulassen . Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen. Am liebsten hätte er die Arbeiter zu mehr Eile angetrieben, so sehr drängte es ihn danach, einen Blick in den Sarg zu werfen. Er wusste selbst nicht genau, warum. Es war fast so, als müsse er den Toten mit eigenen Augen sehen, um zu begreifen, was der Arzt ihm gestern erzählt hatte. So unwahrscheinlich es auch war, dass dieser Mann tatsächlich ein weiteres Opfer des Henkers war, er musste Gewissheit haben. Er wagte gar nicht, an die Möglichkeiten zu denken, die sich daraus ergaben. Wenn dieser Mann unentdeckt ermordet werden konnte, wie viele weitere Opfer mochte es geben? War der Henker womöglich schon seit Wochen, seit Monaten zugange, ohne dass es jemand gemerkt hatte? Nein. Alle anderen Opfer waren ohne jeden Vertuschungsversuch auf offener Straße hingerichtet worden. Der Täter wollte, dass man sie fand. Dass man die Morde entdeckte. Warum in diesem Fall nicht? War er gestört worden? Hatte er womöglich geplant, den Toten so vor dem Blutgerichtsstein zu drapieren, dass auf den ersten Blick klar gewesen wäre, dass es sich nicht um einen natürlichen Tod handelte? Möglich war es. Er musste mit der Frau sprechen, die den Mann gefunden hatte. Womöglich hatte sie den Täter aufgescheucht. Halverstett blickte zu Fischer, der gerade die Zigarette ausdrückte und unter einen Busch schnippte. »So, ich mach mich mal auf den Weg. Sehen wir uns morgen in der Rechtsmedizin?«
    Fischer blickte auf die Uhr. »Ich habe einen Termin bei Gericht. Ich weiß noch nicht, ob ich es schaffe. Wann soll er denn obduziert werden?«
    »So bald wie möglich. Frau Doktor Lahnstein hält morgen irgendwo einen Vortrag, sie ist nicht in Düsseldorf. Aber die Kollegen kümmern sich drum.«
    »Sie wissen ja bestens Bescheid.« Fischer warf Halverstett einen durchdringenden Blick zu.
    Der zuckte mit den Schultern. »Gehört zu meinem Job.« Auf keinen Fall hätte er dem Staatsanwalt erzählt, dass er gestern Abend fast zwei Stunden mit der Ärztin telefoniert hatte. Und dass er noch viel mehr von ihr kannte als ihre beruflichen Pläne für den kommenden Montag. Und dass sie viel mehr von ihm wusste, als Fischer je erfahren würde.

     
    *
    »Da! Da ist das Schild, Ehrenfeld. Da musst du raus.« Katrin dirigierte Manfred durch den Kölner Stadtrand. Schließlich hatten sie das kleine graue Mietshaus in einer Seitenstraße der Venloer Straße gefunden. Manfred parkte und machte den Motor aus.
    »Was hast du dem Typ denn erzählt?«
    Katrin stopfte den Stadtplan ins Handschuhfach. »Dass es um seinen Wagen geht. Nichts Wichtiges, nur ein paar Fragen.«
    »Und der war gar nicht misstrauisch? Wollte nichts Näheres wissen?«
    » Nö , der klang vollkommen unbedarft.« Sie stieg aus und blickte auf die Uhr. »Zwei Minuten vor elf. Mann, sind wir pünktlich.«
    Manfred grinste. »Das hättest du mir nicht zugetraut, was?«
    »Dir?! Wenn’s nach dir gegangen wäre, säßen wir jetzt noch am

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