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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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geklungen, als würden sie auf der gleichen Etage wohnen. An der Tür stand ›Schubert‹. Katrin zermarterte sich das Gehirn, aber sie war sich nicht sicher, ob Marc diesen Namen genannt hatte. Sie beschloss, es einfach zu probieren.
    Behutsam klopfte sie an die Tür. Alles blieb still. Sie klopfte erneut, diesmal etwas fester. Angestrengt horchte sie. Aus dem Inneren drang ein schwaches Geräusch. Schritte? Noch einmal klopfte sie. »Hallo? Ich bin es. Katrin. Bitte machen Sie auf!«
    Immer noch blieb alles still. Katrin wollte sich gerade abwenden, als die Tür sich einen winzigen Spalt breit öffnete. Benedikt Simons sah sie misstrauisch an.
    »Hallo Benedikt! Ich wusste doch, dass ich Sie hier finde. Ich muss mit Ihnen reden. Es geht um Marc.«
    Benedikt antwortete nicht, sondern zog nach einem kurzen Zögern die Tür auf. »Weiß jemand, dass Sie hier sind?«, fragte er, nachdem er die Tür wieder geschlossen und den Schlüssel umgedreht hatte.
    »Nein, ähm , ja, mein Freund, ich habe ihm einen Zettel hingelegt, aber er kommt erst gegen Mittag nach Hause.« Ein winziges heißkaltes Kribbeln lief Katrin den Rücken hinunter. Angstvoll sah sie Benedikt an. Der nickte und führte sie ins Wohnzimmer. Auf der geblümten Couch lag eine karierte Wolldecke, die aus Marcs Wohnung stammte. Auf dem Tisch stand eine Bierflasche, der Fernseher lief, ein Düsseldorfer Regionalsender. Benedikt schaltete das Gerät ab. »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Der Schlüssel mit dem Schwein dran. Als ich zum ersten Mal bei Marc war, hat er mir von den Nachbarn erzählt, die in München bei Verwandten sind. Ich dachte, das sei ein gutes Versteck.«
    Benedikt blieb mitten im Raum stehen. Seine Haltung hatte etwas Lauerndes. Katrin atmete tief durch. »Ich glaube nicht, dass Sie der Henker sind.«
    Benedikt sah sie an. Sein Blick war schwer zu deuten. »Warum nicht?«
    »Es gibt viele Anhaltspunkte. Einer davon ist, dass jemand Silke Scheidt aufgelauert hat, jemand, den Silke für Sie gehalten hat, aber erst auf den zweiten Blick. Sie hat gesagt, Sie hätten irgendwie anders ausgesehen. Ich glaube, es war Marc, und da sie Marc nicht kennt, hat sie angenommen, dass Sie es sind.«
    »Was noch?«
    »Welche Schuhgröße haben Sie?«
    »Dreiundvierzig, warum fragen Sie?«
    »Der Mörder hat Größe zweiundvierzig.«
    »Marc.« Benedikts Gesicht zeigte zum ersten Mal eine Regung. Sein Blick schoss zur Zimmertür, so als stünde dort sein Bruder. Dann sah er zurück zu Katrin. Er schien immer noch skeptisch. »Ist das alles? Ich glaube nicht, dass Sie damit die Polizei überzeugen können.«
    »Ihr Bruder hat manchmal bei Ihnen ausgeholfen, stimmt’s ? Er hat die Getränke serviert. Wer weiß, was er noch getan hat.« Katrin hielt abwartend inne, doch Benedikt reagierte nicht. »Ich denke, Sie sind einfach nicht der Typ Mensch, der so etwas tun würde. Sie sind so – so zurückhaltend. Ihr Bruder – Marc, er ist ganz anders. Er ist jemand, der sich nimmt, was er haben will, egal wie, habe ich recht?«
    Jetzt kam Bewegung in Benedikt. Unruhig ging er im Zimmer auf und ab, warf hin und wieder einen Blick auf Katrin, die abwartend vor der Couch stand. Schließlich murmelte er etwas und marschierte auf den Schrank zu. Er öffnete ein Fach, in dem eine Sammlung von Flaschen stand. Mit fahrigen Bewegungen schob er sie hin und her, bis er gefunden hatte, was er suchte. Katrin sah zu, wie er zwei Gläser mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit füllte. Dann lief sie zum Fenster und warf einen Blick hinaus, versuchte zu erkennen, ob irgendwo ein Polizeiwagen vor dem Haus stand. Doch sie entdeckte nichts. Benedikt trat zu ihr und reichte ihr ein Glas. »Hier. Ich brauche jetzt einen, leisten Sie mir Gesellschaft?«
    Katrin streckte zögernd die Hand aus. »Ich vertrag das Zeug eigentlich nicht.«
    »Das Zeug ist ein richtig guter Weinbrand.« Benedikt lächelte schwach. »Tun Sie mir den Gefallen. Bitte.«
    Sie nahm das Glas entgegen. Er lächelte ihr aufmunternd zu. »Prost.«
    Das Getränk brannte in ihrer Kehle, doch Benedikt animierte sie, das Glas zu leeren. Wohlige Wärme schoss in ihren Magen. Sie spürte, wie die Spannung von ihr wich. Als sie beide ausgetrunken hatten, nahm Benedikt die Gläser und stellte sie auf dem Tisch ab. Dann setzte er sich in einen der Sessel und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich habe mich lange dagegen gesträubt, es zu glauben. Er ist mein Bruder, verstehen Sie? Die ganze Zeit hat er so getan, als

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