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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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Freie entdeckt, heftig flatternd krochen sie durch ihren Rachen, krallten sich mit ihren winzigen Pfoten in ihre Zunge. Sie wollte schreien, doch nur das fremde, schrille Kreischen quoll ihr über die Lippen, das nicht zu ihr gehörte, sondern zu diesen furchtbaren, flügelschlagenden Geschöpfen. Ihr Mund war jetzt zum Bersten voll. Sie würgte, schnappte gierig nach Luft. Das Kreischen wurde immer lauter. Unerträglich.
    Katrin riss die Augen auf. Keine Fledermäuse. Aber ein schriller Ton. Ein Telefon. Sie versuchte, sich zu orientieren, doch es war dämmrig, und sie konnte kaum etwas sehen. Der Ton erstarb. Katrin setzte sich auf. Ihr war plötzlich kalt. Sie fuhr mit den Händen über ihre Arme. Sie waren nackt. Hastig blickte sie an sich herunter. Sie trug ihre Hose. Sogar die Stiefel hatte sie noch an. Doch ihr Oberkörper war unbekleidet. Sie blickte sich panisch in dem Zimmer um, versuchte, sich zu erinnern. Die fremde Wohnung. Benedikt. Was war passiert?
    Ihr Pullover lag über der Sofalehne. Während sie ihn anzog, überlegte sie fieberhaft, doch es gelang ihr nicht, die verschwommenen Bilder in ihrem Kopf zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzusetzen. Ihr Blick fiel auf den Tisch. Ein Handy lag dort. Katrin stutzte. Es sah genau aus wie ihr eigenes, das seit einer Woche verschwunden war. Zögernd griff sie nach dem Telefon. Wie lange mochte sie hier auf dem Sofa gelegen haben? Zehn Minuten? Zwei Stunden? Noch länger? Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren. Hatte Manfred ihre Nachricht gefunden? War er überhaupt schon zu Hause?
    Unter dem Handy lag ein Zettel: ›Sie haben es letzte Woche bei meinem Bruder liegen gelassen. Es hat mir gute Dienste geleistet. Danke. B.‹
    Katrin starrte die Worte ungläubig an. Ihre Gedanken wollten ihr immer noch nicht gehorchen. Quälten sich unendlich langsam und ungeordnet durch ihren Kopf. Benedikt hatte ihr Handy benutzt? Wozu?
    Benedikt. Marc. Sie musste die Polizei rufen! Oder hatte Benedikt das schon getan? Vielleicht war er deshalb verschwunden. Er war auf dem Präsidium. Sie erinnerte sich plötzlich. Er hatte ihr den Rücken massiert. Und dabei musste sie eingeschlafen sein. Erleichtert atmete sie auf. Alles war in Ordnung. Kein Grund zur Panik. Sie griff nach ihrer Jacke, stand auf und lief in die Diele. Die Wohnungstür war abgeschlossen. Sie rüttelte. Nichts zu machen. Mist! Wieso hatte er sie eingeschlossen? Das ergab keinen Sinn. Langsam ging sie zurück ins Wohnzimmer. Am besten, sie würde Manfred anrufen. Der konnte sie sicherlich hier rausholen.
    Katrin betrachtete das Mobiltelefon, das sie immer noch in der Hand hielt. Sie erinnerte sich jetzt, dass ihre Mutter angerufen hatte, als sie am vergangenen Montag bei Marc gewesen war und mit ihm über dem Konzept für das Buch gebrütet hatte. Danach musste sie das Handy auf dem Tisch liegen gelassen haben. Bei dem Gedanken, wie sie dort mit Marc gesessen hatte, ohne zu ahnen, dass er ein mehrfacher Mörder war, wurde ihr wieder übel. Sie hatte sogar mit ihm über den Henker gesprochen, ihm erzählt, dass sie den Toten am Schillerplatz entdeckt hatte. Kein Wunder, dass er so einsilbig reagiert hatte. Wieso war ihr das nicht gleich aufgefallen?
    Er war ihr von Anfang an unsympathisch gewesen. Schon in der Kneipe, als sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Ihr Instinkt hatte sie also nicht getrogen. Sie sollte sich demnächst noch mehr auf ihn verlassen.
    Plötzlich stockten ihre Gedanken. Ihre Hände wurden eiskalt, ihr Herz hämmerte. In der Kneipe. Verdammt! Sie war so eine Idiotin! Dumm. Blind. Gemeinsam mit Manfred hatte sie die Notizen durchgesehen, die er sich bei den Pressekonferenzen im Polizeipräsidium gemacht hatte. Details zum Tatablauf, natürlich nicht alle. Ein paar Kleinigkeiten blieben immer unter Verschluss, damit das Geständnis des Täters, wenn es denn irgendwann eins geben sollte, anhand ebendieser Kleinigkeiten auf seine Glaubwürdigkeit hin überprüft werden konnte.
    Die Obduktionsergebnisse. Der Todeszeitpunkt. Verdammt! Wie hatte sie das nur vergessen können! Elisabeth und Bertram Kassnitz waren am Sonntagabend gegen halb zehn aus ihrem Haus entführt worden. Der Tod trat bei beiden zwischen zehn Uhr und zehn Uhr zwanzig ein, bei Bertram Kassnitz ungefähr fünf Minuten früher als bei seiner Frau. Katrin hatte sich um neun Uhr mit Marc in der Kneipe verabredet, er kam etwas später, also gegen zehn nach neun. Als sie sich vor der Kneipe voneinander verabschiedeten, war es kurz

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