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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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aufgesucht.«
    »Hat die handgreifliche Wiedersehensszene vor den Augen Ihrer Sekretärin stattgefunden?«
    »Nein. Ich war so überrascht, daß es mir beinahe die Sprache verschlug. Dann klappte Miss Dearborne die Tür zu, und Dolly — tja, Dolly freute sich eben, mich zu sehen.«
    »Aber da war die Tür zum Vorzimmer schon zu?«
    »Ja.«
    »Und haben auch Sie versucht, die guten alten Zeiten wieder heraufzubeschwören?«
    »Nicht direkt.«
    »Einen Kuß?«
    »Nein, nein, was denken Sie...«
    »Haben Sie sie inzwischen wiedergesehen?«
    »Ja, wissen Sie, das war so...«
    »Ja oder Nein?«
    »Ja.«
    »Wie oft?«
    »Zweimal.«
    »Sind Sie mit ihr ausgewesen?«
    »Ja. Einmal zum Abendessen.«
    »Und was haben Sie Ihrer Frau erzählt?«
    »Daß ich noch im Büro zu tun hätte.«
    »Nun tun Sie nur nicht wie ein Konfirmand«, sagte Bertha gereizt. »Als typischer Ehemann scheinen Sie sich ja ohne den obligaten Seitensprung nicht wohl zu fühlen.«
    Sie faltete den Briefbogen, verstaute ihn in ihrer Handtasche, schob sorgfältig die Pelzwerbung in den Umschlag, strich Reibstoff auf die Lasche, drückte sie an und schob den Umschlag Belder hin. »Hier! Bei der nächsten günstigen Gelegenheit legen Sie’s zu der übrigen Post Ihrer Frau.«
    Belders Gesicht entwölkte sich. »Sie retten mir geradezu das Leben. Ich...«
    Es klopfte zaghaft.
    »Was ist?« fragte Bertha.
    »Darf ich hereinkommen, Mrs. Cool?« fragte Elsie Brand.
    »Was gibt’s denn, Elsie?«
    Elsie öffnete die Tür ein paar Zentimeter weit, quetschte sich hindurch und machte sie schnell wieder hinter sich zu.
    »Nunnely wartet draußen«, sagte sie leise.
    Belder spielte nervös mit den Fingern. »Ach du meine Güte!«
    Bertha stand auf. »Den Mann überlassen Sie mir«, bestimmte sie.
    »Sagen Sie ihm nicht, daß ich hier bin«, flüsterte Belder. »Wenn ihm aufgeht, daß Sie für mich arbeiten...«
    »Ich sage Ihnen doch, Sie sollen ihn mir überlassen«, wiederholte Bertha gebieterisch. Sie wandte sich an Elsie Brand. »Sag ihm, daß ich Besuch habe und ihn heute überhaupt nicht sprechen kann. Wenn er etwas von mir will, muß er sich schon vorher anmelden. Der einzige freie Termin, den ich ihm anbieten kann, ist morgen vormittag um halb elf.«
    Elsie nickte und schlüpfte wieder hinaus.
    Bertha wandte sich an Belder. »Sobald dieser Nunnely weg ist, ziehen Sie Leine«, entschied sie. »Und Ihrer Schwiegermutter zeigen Sie endlich mal, wer Herr im Haus ist.«

7

    Bertha pflegte den neuen Morgen durch eine wenig anstrengende, aber um so genußreichere Morgengymnastik im Bett zu begrüßen. Sie räkelte sich, streckte die Arme aus, tippte mit den Fingerspitzen an die obere und mit der großen Zehe an die untere Bettkante. Dann angelte sie eine Zigarette aus der Schachtel auf dem Nachttisch, zündete sie an und sog zufrieden den Rauch ein.
    Die Zeiger des Weckers standen auf acht Uhr zehn, als Bertha aufwachte und ihre Streckübungen begann.
    Sie rauchte ihre erste Zigarette, dann lehnte sie sich zurück und döste mit halbgeschlossenen Augen vor sich hin.
    Der Morgen war grau und kalt. Dünner Bodennebel hing in der Straße. Ein feuchter Wind bauschte die Vorhänge am offenen Fenster. Die Scheiben waren dick beschlagen.
    In der Wohnung, das wußte Bertha aus trüber Erfahrung, war es bei solchem Wetter feuchtkalt. Sie war froh, daß sie sich eine Gasheizung hatte einbauen lassen und darum von der Zentralheizung der Wohnungsbaugesellschaft unabhängig war. Acht Uhr dreißig. Um diese Zeit pflegte der Hauswart einmal kurz Wärme durch die Rohre zu pusten, um dann für den Rest des Tages die Heizung wieder abzustellen.
    Bertha streckte die Schultermuskeln, gähnte, stieß die Bettdecke zurück und stellte fest, daß es noch ungemütlicher war, als sie gedacht hatte. Sie schloß das Fenster, stellte die Gasheizung an, sauste schleunigst wieder ins Bett und deckte sich bis an die Nasenspitze zu.
    Das Telefon klingelte. Sie griff nach dem Hörer, aber dann besann sie sich. »Bimmele du nur! Ich stehe erst auf, wenn’s bei mir warm ist.«
    Das Telefon lärmte ausdauernd — fast zwei Minuten lang. Bertha rauchte ihre Zigarette zu Ende, testete mit dem Fuß die Bodentemperatur, schlüpfte in Hausschuhe und ging zur Wohnungstür. Sie holte die Milch- und die Sahneflasche, dazu die Morgenzeitung herein und zog sich mit der Zeitung wieder ins Bett zurück.
    Sie überflog die Schlagzeilen und sparte dabei nicht mit vernichtenden Kommentaren, aber ihre tiefsinnigen

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