Katzen, Killer und Kakteen
ein ganz toller Detektiv wärst. Außerdem wollte ich dich zur Lokalreporterin der Zeitung ernennen und dir einen Presseausweis geben.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich. Aber ich glaube, ich ziehe das Angebot zurück.«
»Da sehen Sie’s, John. Andy glaubt, daß ich in der Untersuchung eine wertvolle Hilfe wäre.«
»So habe ich das aber nicht verstanden.«
»Das hat er aber gemeint«, insistierte Penelope, »und das wird er auch sagen, wenn er noch mal darüber nachdenkt. Nicht wahr, Andy?«
»Grunz, grunz«, sagte Andy. »Du bist ein richtiges weibliches Chauvischwein, Penelope Warren.«
Sie ignorierte ihn. »Wie sieht’s aus, John?«
»Nun, ich glaube, es kann nicht schaden. Sie können sich die Berichte ansehen, die Laborergebnisse und das alles.«
»Danke.«
»Aber Sie werden auf keinen Fall alleine herumlaufen. Das hier ist eine Morduntersuchung, und wenn es schon kein anderer aussprechen will, ich tu’s: Es kann gefährlich werden.«
»Ich werde sehr vorsichtig sein.«
»Ja, das rate ich Ihnen auch. Wenn nicht, kriegen Sie es mit mir zu tun. Ist das klar?«
»Jawohl, Sir. Glasklar, Sir.«
Fowler überging ihren Sarkasmus. »Gibt es jemanden, der Sie gerne tot sehen würde?«
»Was?« riefen Penelope und Andy erstaunt im Chor. Sogar Mycroft spitzte die Ohren.
Captain Fowler blickte selbstzufrieden in die Runde. »Da ich nun endlich Ihre Aufmerksamkeit habe…«
»Warum fragen Sie das?«
»Am Griff der Mordwaffe klebte ein Penny. Es ist möglich, daß jemand Sie umbringen wollte, anstatt Louise Fletcher.«
»John, das ist Blödsinn. Wer würde so was wollen?«
»Das weiß ich nicht. Deshalb frage ich ja. Ein Penny. Ihr Spitzname ist Penny. Vielleicht ist es eine verschlüsselte Nachricht.«
»Seltsam ist es schon. Niemand nennt mich Penny, außer meiner Schwester, und die mag mich.«
»Es ist immerhin eine Möglichkeit.«
»Na, die ist aber ganz schön weit hergeholt.«
»Der Killer hat einen ziemlich merkwürdigen Sinn für Humor«, sagte Andy. »Wenn du jemandem ein Messer schenkst, mußt du einen Penny mitschenken. Ansonsten geht die Freundschaft in die Brüche.«
»Woher weißt du das, Andy?«, fragte Penelope. »Du überraschst mich heute abend am laufenden Band.«
Andy errötete. »Eine ehemalige Freundin hat mir mal ein Fleischermesser geschenkt.«
»Was für ein romantisches Geschenk«, sagte Penelope. »Warum ist mir das nicht eingefallen?«
»Sie dachte, ich könnte ein gutes Messer gebrauchen.«
»Das konntest du bestimmt.«
»Sie hatte einen Penny an den Griff geklebt. Daher weiß ich es.«
»Aber eure Beziehung ist trotzdem in die Brüche gegangen.«
»O nein«, sagte Andy. »Wir sind immer noch befreundet.«
»Auch jetzt noch?« fragte Penelope.
»O nein… nicht so, ich meine…«
»Ich weiß, was du meinst«, sagte Penelope. »Ich habe doch nur Spaß gemacht.« Sie drehte sich zu Fowler um.
»Da haben Sie’s. Andy hat eine völlig logische Erklärung gefunden. Unser Killer hat einen makabren Sinn für Humor.«
Nachdem alle gegangen waren, saßen Penelope, Andy und Mycroft um den Küchentisch herum. Mike war der einzige, dem nach Essen zumute war. Er fiel mit beträchtlichem Gusto über seine Valentinstag-Leckerbissen her und grollte wie ein Löwe, der gerade den frischen Geschmack von Zebra oder Weißschwanzgnu genießt und dabei von den Weibchen seines Rudels bewundert wird.
Penelope und Andy stocherten nur in ihrem Essen herum, während der Geist von Louise Fletcher durch die Küche schwebte. Ihre Anwesenheit war jetzt, da sie tot war, genauso störend wie zu Lebzeiten. Penelope mußte zugeben, daß, obwohl sie Louise gemocht hatte, die ermordete Frau für die meisten innerhalb, aber auch außerhalb der Gemeinde wie eine lästige Schmeißfliege gewesen war. So zum Beispiel für die Mitglieder des Stadtrates und der Planungskommission, für die Angestellten der Stadt, für die Stadtplaner und Umweltschützer, für die Theatergruppe, die Schulaufsichtsbehörde, die Handelskammer, den Frauenverein, für einige Splittergruppen des Country Clubs, die Senioren und den Reiterverband. Viele waren der bösen Zunge und dem herrischen Benehmen Louise Fletchers schon ausgesetzt gewesen.
»Verdammt!« schrie Penelope, so daß Andy zusammenzuckte und Mycroft beim Reinschaufeln seines Essens kurz aus dem Takt geriet. »Soviel ich weiß, hat noch niemand eine Verordnung gegen Schmeißfliegen erlassen.«
»Was Louise betraf, so gab es wohl einige im Stadtrat, die das
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