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Katzen, Killer und Kakteen

Katzen, Killer und Kakteen

Titel: Katzen, Killer und Kakteen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garrison Allen
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bestimmt ein tolles Team.«
    Zum dritten Mal ließen sich Penelope und Andy auf dem Sofa nieder.
    Mycroft ignorierte sie jetzt, aber Louise Fletcher nicht. Ihr Geist schien erneut durch den Raum zu schweben und ihnen zuzuschauen.
    Schließlich zog sich Penelope von Andy zurück und mußte wieder an Laneys harte Worte denken.
    »Es tut mir leid, mein Schatz.«
    »Es ist wirklich keine besonders romantische Valentinsatmosphäre heute abend.«
    Und es war tatsächlich der schlimmste Valentinstag, den die beiden je erlebt hatten.

 
     
    Penelope Warren verpflichtete sich – sehr zum Entsetzen ihrer Eltern und dem Entzücken ihrer Schwester – zwei Tage nach Abschluß der High-School bei den Marines und erkannte ihren folgenschweren und unumstößlichen Fehler erst beim Wecksignal am ersten vollständigen Tag im Ausbildungslager. Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich gleich am Morgen nach ihrem Abschluß zu verpflichten, aber da hatte sie wie üblich verschlafen und den verhängnisvollen Plan um einen Tag verschoben. Hätte sie ihre wahre Natur gekannt und diese auch zugegeben, dann hätte sie niemals Globus und Anker und die gold- und lilafarbenen Winkel und gekreuzten Gewehre eines Sergeanten auf ihren Uniformärmeln getragen. Außerdem hätte sie sich niemals für die Hymne der Marines begeistert.
    Penelope war nämlich überhaupt keine Frühaufsteherin.
    Wäre Louise Fletcher in den frühen Morgenstunden ermordet worden, so hätte Penelope erst viele Stunden später davon erfahren.
    Das Wecksignal, dieses fröhliche, schwungvolle Hornsignal, war ihr verhaßt. Die Angst vor den Ausbildern, eine Angst, die man ihr sofort gründlich eingeimpft hatte, war das einzige, was ihr an diesem ersten Morgen half, während des Strammstehens im gleißenden Licht der Schlafbarracke die Augen offenzuhalten. Von wegen Morgen. Es war mitten in der verfluchten Nacht. Wußten die das bei den Marines nicht? War es ihnen egal?
    So ziemlich.
    Das wurde Penelope klar – etwas zu spät allerdings –, während sie zitternd in der kalten, nebligen Luft im Marine Corps Recruit Depot von San Diego stand.
    Links, zwo, drei, vier.
    Dieses gottverdammte Marine Corps.
    Penelope hatte dort außerdem gelernt, daß es möglich war, zu schlafen und gleichzeitig über den Fleischwolf – das war der riesige Exerzierplatz – zu marschieren oder im Speisesaal in der Schlange anzustehen oder am Schießstand ihr Gewehr nachzuladen oder sogar eine Reihe von Impfungen gegen Tropenkrankheiten zu erhalten. Sie wurde sprichwörtlich im Schlaf eine Marine. Sie wollte nie wieder, aber auch wirklich nie wieder, einen Sonnenaufgang mitbekommen, es sei denn, sie kam um die Zeit erst nach Hause.
    Penelope konnte sich kaum an einen der eintausendundsechsundneunzig Morgen – ihr Dienst hatte ein Schaltjahr umfaßt – bei den Marines erinnern. Am Nachmittag war sie jedoch eine ausgezeichnete Marine. Und wenn um fünf Uhr nachmittags zum Feierabend geblasen wurde und sie die Fahne herunterzogen, war sie hellwach und tatkräftig wie John Wayne in seinen besten Zeiten.
    Mycroft wäre ein absolut lausiger Marine geworden.
    Er war nicht gerade das, was man einen Morgen-Kater nannte. Als Schlafmütze erster Klasse hatte er morgens sogar noch schlechtere Laune als Penelope – falls das überhaupt möglich war. Er haßte es, wenn sie sich früher als er rührte, und widersetzte sich dann stets allen Bemühungen, ihn von seinem Platz unter der Decke neben ihren Beinen wegzubewegen. Er kam nicht eher aus dem Bett, bis sie mindestens drei Tassen Kaffee getrunken hatte. Und dann gesellte sich der große Kater meist auch nur zu Penelope, um sich auf seinen Stammplatz auf der sonnenüberfluteten Fensterbank zu hocken, mit ihr zusammen schlechtgelaunt ins Nichts zu starren und schließlich, die Pfoten unter seiner großen Brust eingerollt, wieder einzunicken.
    Zum Glück hatten Penelope und ihr Kater eine Aushilfe, Kathy Allen. Die schon beinah ekelhaft muntere und lebhafte Collegestudentin schloß morgens meistens den Buchladen auf. Die Gemeinde von Empty Creek hatte über die Jahre gelernt, daß die angeschlagenen Öffnungszeiten von Mycrofi & Co bedeutungslos waren, wenn Penelope an der Reihe war aufzumachen. Ihre Kundschaft hatte sich jedoch an diese Eigentümlichkeit genauso schnell gewöhnt wie an die seltsamen Gewohnheiten der restlichen Bevölkerung von Empty Creek – ein Volk, zu dem nun eine weniger zählte.
    Die Königin war tot. Lang lebe die Königin.
    Penelope

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