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Katzen, Killer und Kakteen

Katzen, Killer und Kakteen

Titel: Katzen, Killer und Kakteen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garrison Allen
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hungrig, aber er konnte eine Kleinigkeit gebrauchen, um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken.
    Kathy stand auf und reckte sich. »Gut, daß Andy bei dir war«, sagte sie mit Unschuldsmiene, aber mit schwerem Herzen.
    »Der Valentinstag war nicht so toll«, antwortete Penelope. »Wir haben ein bißchen rumgeschmust, aber ein Mord wirkt in romantischen Situationen wie eine kalte Dusche. Du und Timothy, was habt ihr gemacht?«
    Kathys Herz tat einen Satz. Ihre Glieder hatten sich nicht miteinander verflochten, nicht viel jedenfalls. »Das Übliche. Er wollte herumschmusen. Ich habe ihn abgewehrt.«
    »Gab es eine weitere Huldigung an deinen Busen?«
    Kathy lächelte wehmütig auf ihre Brüste herunter, die unter einem formlosen rosafarbenen Flauschpulli verborgen waren.
    »Ja, jetzt sind sie ›Zwillingsfrüchte, zärtlich zu beknabbern in den Obstgärten der Liebe.‹« Sie errötete.
    »Deine Brüste haben mehr Gedichte inspiriert, als Helenas Gesicht Schiffe auf den Weg gebracht hat. Kannst du dir vorstellen, was passiert wäre, wenn Timothy sich in Debbie verliebt hätte statt in dich? Er würde jetzt wahrscheinlich über >Wassermelonen auf Feldern der Liebe› schreiben.«
    »>Die großartigsten Zitzen auf Gottes Erden an dieser armen Schankmaid‹ war ein anderer Spruch.«
    »O Gott. Aber der Junge scheint es gut zu meinen.«
    »Er braucht eine kalte Dusche.«
    »Wie kommt Jungfer Allen voran?«
    »Gut, und ich danke Ihnen, Mylady.«
    »Alle ab. Ich gehe zu Polizeichef Fowler. Wenn sonst noch jemand die grausigen Details hören will, sag ihm, ich sei auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem.«
    »Ist recht, Mylady«, sagte sie, ganz Jungfer Allen.
    »Soll ich was zum Mittagessen mitbringen?«
    »Taco-Hühnchen-Salat aus dem Duck Pond?« fragte Kathy hoffnungsvoll und gab sofort ihre Rolle auf. Der Gedanke an einen Taco-Hühnchensalat aus dem Duck Pond reichte aus, sie in Ekstase zu versetzen. Das war das schlimme am elisabethanischen England. Keine Tacos.
    Mycroft Holmes, der ältere und klügere Bruder von Sherlock, war ein Begründer des Diogenes Clubs, in dem kein Mitglied das andere beachten durfte und das Reden, außer in der Abgeschiedenheit des sogenannten Fremdenzimmers, strikt verboten war.
    Im Gegensatz zu seinem Namensvetter war Mycroft Holmes Warren kein Mitglied des Diogenes Clubs. Er lief mißmutig herum, beschwerte sich lautstark und bekundete sein Mißfallen darüber, daß er zurückbleiben mußte, indem er die kleine Gipsbüste des älteren Holmes umwarf. Selbst bei guter Laune konnte er das stämmige Ebenbild nicht leiden, was die zahlreichen Macken und Kratzer auf der Figur bewiesen.
    Mycroft war jedoch ein äußerst versöhnlicher Kater, und als Kathy zum Notfallvorrat an Limabohnen griff – sie wußte genau, wie sie ihn besänftigen konnte –, galoppierte er ins Hinterzimmer und wirbelte fröhlich um ihre Füße herum. Diesen Tanzschritt führten Katzen nur dann aus, wenn sie das Surren des elektrischen Büchsenöffners hörten. Es gab auf der ganzen Welt kein lieblicheres Geräusch. Penelope wer?
    Penelope, die nicht wußte, daß sie für ein halbes Dutzend Limabohnen – das Katzenäquivalent von dreißig Silberlingen – verraten worden war, wurde von Peggy Norton, einer jungen, zierlichen Polizistin mit einem großen Revolver am Gürtel in Captain Fowlers Büro geführt.
    »Hallo, John!«
    »Penelope.«
    Der leitende Beamte der Polizeistation von Empty Creek sah müde aus. Die Falten in seinem Gesicht wirkten tiefer, als Penelope sie vom Abend zuvor in Erinnerung hatte. Mord ist scheinbar eine schwierige Sache, dachte sie, besonders, wenn das Opfer die berühmteste Frau der Stadt ist.
    »Haben Sie irgendwas herausgefunden?«
    »Meine Leute waren den ganzen Tag unterwegs. Niemand hat etwas gesehen. Niemand hat etwas gehört. Der Killer hatte Glück, mehr jedenfalls als wir.«
    »Aber es muß doch irgendwas geben.«
    »Gibt es wahrscheinlich auch. Aber ob wir das auch finden? Die Hälfte der Leute in der Stadt haben ein Motiv. Louise Fletcher war nicht gerade die beliebteste Bürgerin.«
    »Nur die Reichste«, sagte Penelope. »Wer profitiert von ihrem Tod? Ihr Ehemann?«
    »So, wie es aussieht, kriegt Herbert alles, aber Sie hatten recht. Er war im Kino. Er war sogar in zwei Filmen. Das Mädchen an der Kasse und die Leute am Erfrischungsstand bestätigen das. Scheinbar hat Herbert eine Schwäche für Popcorn. Er hat zwei Riesenbecher gekauft, einen für jeden Film. Herbert Fletcher

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