Katzen, Killer und Kakteen
mag zwar vom Tod seiner Frau profitieren, aber der Mörder ist er nicht.«
»Wie hat er auf Louises Tod reagiert?«
Fowler zuckte mit den Achseln. »Nach außen hin hat er all die richtigen Reaktionen gezeigt, Unglauben, Schock, Trauer…«
»Und innerlich?« fragte Penelope.
»Ich glaube, er war erleichtert, sie los zu sein. Königin Louise konnte einem königlich auf den Wecker gehen. Ich kann mir annähernd vorstellen, wie es gewesen sein muß, mit ihr verheiratet zu sein.«
»Herbert, mach dies, Herbert, mach das.« Penelope dachte einen Moment lang nach. »Vielleicht hatte er es einfach satt und ist ausgerastet.«
»Und was ist mit seinem Alibi?«
»Ach das.«
»Wissen Sie, wie groß diese Riesenbecher Popcorn sind? Ich könnte nicht einmal einen davon essen, geschweige denn zwei. Ich würde mich an jemanden erinnern, der zwei an einem Nachmittag geschafft hat.«
»Das ist wirklich unglaublich«, gab Penelope zu. »Ich frage mich, ob er auch Butter drauftut. All das Fett und Cholesterin. Und Salz. Das kann ja nicht gesund sein.«
»Gesünder jedenfalls als ein Fleischermesser im Rücken.«
»Ich frage mich, was sie bei mir zu Hause wollte.«
»Wahrscheinlich Zufall.«
»Ja wahrscheinlich. Kann ich mal die Berichte sehen?«
Fowler nickte müde. »Ein unvoreingenommener Blick ist vielleicht gar nicht so schlecht. Vielleicht fällt Ihnen etwas auf, das wir übersehen haben.«
Penelope verbrachte eine Stunde damit, die verschiedenen Berichte durchzulesen. Ihr Ärger auf Detective Lawrence Burke wuchs von neuem, als sie seinen Bericht über ihre Befragung las. »Meiner Meinung nach«, hatte Burke in großen Druckbuchstaben hingeschrieben, »ist diese weibliche Zeugin sehr feindselig und sollte als Verdächtige eingestuft werden.«
»Dieser Super-Detektiv ist dämlich und sollte als Gefahr für die Allgemeinheit eingestuft werden«, rief Penelope aus.
Sam Connors, der am anderen Ende des Raums an seinem Schreibtisch saß, lachte. »Du bist also bei Larrys Bericht angelangt. Ich habe schon daraufgewartet.«
»Der Mann gehört in eine Irrenanstalt.«
»Oh, Larry ist gar kein schlechter Polizist. Man müßte ihm nur ein bißchen gesellschaftlichen Schliff beibringen.«
»Da stimme ich dir voll und ganz zu.«
Penelope quälte sich weiter durch die schwerfällige Prosa, die so typisch für Polizeiberichte war, fand aber trotz ihres unvoreingenommenen Blickes nichts.
Sie ordnete alles wieder so an, wie sie es vorgefunden hatte.
»Kommst du später ins Double B?« fragte Sam. »Ich geb’ dir ein Bier aus. Als Entschädigung für den Super-Detektiv.«
»Ja, gerne.« Penelope lächelte. »Darf ich dich mal was fragen, Sam?«
»Sicher.«
»Was hast du eigentlich Debbie wegen dieser Narben erzählt?«
Sam wurde rot. »Granatsplitter«, murmelte er.
»Was?«
»Granatsplitter«, sagte Sam und wurde noch röter. »Ich habe ihr gesagt, es wären Granatsplitter.«
»Aber du warst doch nie im Krieg.«
»Aus meiner Zeit beim Bombenkommando. Sie hat mich gefragt, wieso ich sie dann am Hintern habe.«
»Ich finde, vor einer Bombe davonzulaufen ist ziemlich vernünftig«, sagte Penelope.
»Du wirst ihr doch nicht die Wahrheit sagen?«
»Polizist von Kater terrorisiert. Das würde sowieso keiner glauben.«
»Ist irgendwas während meiner Abwesenheit passiert?« fragte Penelope, als sie mit zwei Taco-Hühnchensala-ten zu Mycrofi & Co zurückkam.
»Mr. Fletcher war hier«, sagte Kathy. »Er will dich treffen. Er sagte, es sei wichtig.«
Penelope und Mycroft überließen es Kathy, an diesem Abend den Laden zu schließen, und verschoben ihren allabendlichen Besuch im Double B, um statt dessen zur Raney Ranch hinauszufahren. Sie fragte sich, ob Herb Fletcher den Namen ändern würde, jetzt, da er alles erbte. Die Fletcher Ranch würde einfach nicht mehr dasselbe sein.
Der Besitz, der sich gegen die Berge im Hintergrund abzeichnete, grenzte an Regierungsland. Er gehörte schon seit Generationen Louise Fletchers Familie, auch wenn die Ranch erst Gewinn abwarf, nachdem Louise mit der Zucht von Araberpferden begonnen hatte. Josh Raney, ihr Großvater, hatte sein Geld mit einer Druckerei gemacht, und ihr Vater - Josh Jr. – hatte das Geschäft behalten und das Vermögen der Familie durch kluge Investitionen an der Börse vergrößert. Als einziges Kind hatte Louise alles geerbt und es durch ihre eigenen geschickten Spekulationen vermehrt.
Als Penelope vor dem weitläufigen Haus im Hacienda-Stil
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