Katzen, Killer und Kakteen
ihrer wilden, grausamen Instinkte.«
»Sie sagten, es sei wichtig.«
»Wußten Sie, warum meine Frau zu Ihrem Haus rausgeritten ist?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Mr. Fletcher. Ich dachte, das könnten Sie mir vielleicht sagen.«
»Bitte nennen Sie mich doch Herb. Mr. Fletcher klingt so formell.«
»Gut, Herb, aber ich habe immer noch keine Ahnung, was Louise da draußen wollte. Vielleicht ist sie nur vorbeigeritten… ist ihrem Killer begegnet. Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.«
»Ja, hm, ich habe gedacht…«Er verstummte.
Penelope fragte sich, was Herbert Fletcher wohl wirklich gerade dachte. »Wissen Sie, warum Ihre Frau an meinem Haus vorbeigeritten ist?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber Louise hat nie etwas zufällig getan. Es regnete, als ich das Haus verließ, um zum Kino zu fahren. Sie hielt gerade Mittagsschlaf, also habe ich ihr eine Nachricht hinterlassen. Sie hat sich immer solche Sorgen gemacht, wenn sie nicht wußte, wo ich war. Ich habe sie hier nach meiner Rückkehr erwartet. Es war ein ziemlicher Schock, als dieser schwachsinnige Detective auftauchte…«
»Lawrence Burke?«
»Ja, so hieß er. Kennen Sie ihn?«
»Wir sind uns schon einmal begegnet.«
»Nun, er wollte Louises Unterlagen durchsehen. Ich glaube, er suchte nach so einem furchtbaren Im-Fall-meines-Todes-Brief. Natürlich hat er keinen gefunden. Louise und ich waren sehr glücklich miteinander. Er hat ihr Adreßbuch mitgenommen.« Fletcher begann zu schluchzen.
Penelope blickte zu Mycroft hinüber, der diesen Ausbruch von Kummer mürrisch ignorierte, obwohl Katzen doch angeblich bei Schmerz so viel Mitgefühl zeigen. Mycroft wandte sich ab, und so ging Penelope zu Herbert Fletcher hinüber, um ihm so viel Trost zu spenden, wie sie konnte. Sie setzte sich neben ihn auf die Couch und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich weiß, wie schwer…«
Fletcher drehte sich plötzlich um und vergrub sein Gesicht an Penelopes Schulter. Sie strich ihm beruhigend über den Rücken. Er weinte lauter und hielt sie fest umschlungen. »Louise«, stöhnte er. »Louise.«
Der alte Bock will mich betatschen, dachte sie lieblos und schämte sich sofort für den Gedanken. Schließlich waren die Fletchers eine Ewigkeit verheiratet gewesen.
Fletcher zog sich zurück und griff in eine Tasche, um ein Seidentaschentuch herauszuholen. »Es tut mir leid, Penelope, ich versuche die ganze Zeit, mich zusammenzunehmen, aber das Ganze hat mich ziemlich aufgeregt. Ich weiß nicht, wie ich ohne Louise zurechtkommen soll. Verstehen Sie das?«
»Natürlich. Wenn ich irgend etwas für Sie tun kann…«
»Danke. Das ist sehr nett von Ihnen. Sagen Sie mir bitte, wenn Ihnen irgend etwas einfällt, ja? Ich will, daß Louises Killer seine gerechte Strafe bekommt.«
»Das will ich auch, Herb, glauben Sie mir. Sie sagten, daß Detective Burke – «
»Dieser Hornochse!«
»Ja, wir scheinen einer Meinung zu sein, was Detective Burke betrifft, aber hat er sich Louises Unterlagen sehr gründlich angesehen?«
»Nein, eigentlich nicht. Er hat mich verdächtigt. Mich. Herbert Fletcher. Können Sie sich das vorstellen?«
»Nein«, sagte Penelope. Sie zögerte. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mir Louises Sachen mal ansehe. Vielleicht finde ich etwas, das uns auf die Spur des Mörders bringt.«
»Nein, natürlich nicht, aber ich glaube nicht, daß Sie etwas finden werden. Ich bin alles schon tausendmal im Kopf durchgegangen, aber Sie können gerne noch mal alles durchsehen. Louise hat bestimmt nichts dagegen.« »O Gott«, rief er, »ich kann immer noch nicht glauben, daß sie tot ist.«
»Na, na«, sagte Penelope und blickte zu Mycroft hinüber in der Hoffnung, er würde ihr zur Hilfe kommen oder irgendwas zur Ablenkung unternehmen. Der Kater drehte sich verächtlich weg. Na, vielen Dank auch.
»Mir wäre es jedoch lieber, Sie würden ein anderes Mal nachsehen«, sagte Fletcher. »Sie verstehen das sicherlich, aber ich wäre jetzt lieber alleine.«
»Aber natürlich.«
»Kommen Sie doch morgen nachmittag vorbei. Wenn Sie wollen, können Sie zum Abendessen bleiben. Unser… mein Koch macht eine ausgezeichnete Enchilada.«
»Gern«, log Penelope, »aber ich habe schon etwas anderes vor. Eine Verabredung.« Weil sie an Samstagen arbeiten mußte, gingen sie und Andy meistens sonntagabends aus, obwohl er sie bis jetzt noch nicht gefragt hatte. »Aber nachmittags habe ich auf jeden Fall Zeit.«
Herbert Fletcher nickte grimmig.
»Na, du
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