Katzen, Killer und Kakteen
Detektivpartner und fuhr in Richtung Mycroft & Co.
Sie wurden jedoch unterwegs aufgehalten, da sie auf Madame Astoria trafen, die in ihrem Auto am Straßenrand saß und sich die hübschen Augen aus dem Kopf weinte.
Soviel zum Thema Schicksal.
Madame Astoria war nicht einmal eine schlechte Astrologin – sie hatte sogar einen treuen Anhängerkreis, der ohne ihren Rat nicht einmal das Frühstück aussuchte –, aber ihre zeitlichen Berechnungen waren meist ziemlich ungenau. Madame Astoria hatte Penelope einmal gefragt, wer sie denn in einem Hubschrauber besuchen würde. Tage-, wochen-, ja sogar monatelang hatte Penelope daraufhin am Himmel nach einem Hubschrauber Ausschau gehalten. Erst zwei Jahre später war Cassie in einem Hubschrauber von einem Wüstendrehort gekommen, wo sie einen Werbespot für Bademoden gemacht hatte.
Penelope fuhr an den Rand, setzte den Jeep zurück und blickte über die unasphaltierte Straße zu der jungen Frau hinüber. Sie konnte sehen, daß Madame Astoria eine Reifenpanne hatte, aber sie konnte nicht glauben, daß dieses Mißgeschick solch ein herzzerreißendes Schluchzen verursachte. »Warte hier, Mikey«, sagte Penelope.
Natürlich überquerte Mycroft als erster die Straße. Er wußte genau, wie man eine verzweifelte junge Frau trösten mußte. Ein knuddeliger, Zwölf-Kilo-Kater auf dem Schoß, das war genau das richtige, allemal besser als jeder Teddybär. Wer konnte da noch weinen. Außerdem mochte Mycroft Alyce Smith. Er mochte alle jungen, hübschen Damen. Penelope hegte den Verdacht, daß das der einzige Grund war, warum Mycroft noch bei ihr war. Er begegnete so vielen interessanten jungen Frauen.
»Ach, Mycroft«, heulte Madame Astoria, als der Kater durch das Fenster auf ihren Schoß sprang.
Ein wenig verspätet rief Penelope: »Alyce, was ist los?«
»Ach, Penelope«, schluchzte sie. »Es ist alles so schrecklich.«
»Es ist nur eine Reifenpanne, Alyce. Das kriegen wir schnell wieder hin.«
»Ach, doch nicht das«, stöhnte Alyce. Ihr Schluchzen ließ nach. Vielleicht war an der Sache mit dem knuddeligen Kater doch was dran. Mycroft schnurrte, als Alyce ihm mit einer Hand das Fell kraulte und sich mit der anderen die Tränen abwischte.
»Was denn dann?«
»Das Leben, ach, einfach alles. Ich hab’s so satt.«
»Aha, es ist also ein Mann«, sagte Penelope. »Oder nicht?«
Sie fragte sich, wer es wohl war. Sicher nicht Herbert Fletcher. Der war viel zu alt für Alyce.
»Woher wissen Sie das?«
»Alyce, man muß kein Medium sein, um zu wissen, daß eine Frau, die mit einer Reifenpanne mitten in der Wüste sitzt und weint, als hätte sie ihren letzten Freund verloren, sich a) über den Platten b) über einen Mann oder c) über beides aufregt.«
»Es ist alles so kompliziert. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Er ist verheiratet.«
»Woher – «
»Alyce«, sagte Penelope lächelnd, »ich habe Sie mit niemandem ausgehen sehen. Wenn Sie sich also mit jemandem treffen, dann tun Sie das heimlich. Und das bedeutet meistens, daß er verheiratet ist. Verstehen Sie? Ich bin einfach nur ein guter Beobachter. Wie Sherlock Holmes.«
»Ich weiß gar nicht, wie ich in den Schlamassel reingeraten bin.«
»Wollen Sie darüber reden?«
»Ich kann nicht, Penelope. Ich kann einfach nicht. Wenn es herauskommt… O verdammt, warum habe ich mich überhaupt in ihn verliebt?«
Penelope legte eine Hand auf Alyce’ Schulter. »Kommen Sie, wir fahren in die Stadt, und Sie können sich frischmachen. Wir schicken dann jemanden raus, der den Reifen wechselt.«
Alyce nieste.
Sie nieste den ganzen Weg zurück in die Stadt.
»Ich liebe Katzen«, sagte Alyce. Hatschi. »Ich hasse es, gegen sie allergisch zu sein.« Hatschi. »Es tut mir leid, Mycroft.« Hatschi.
»Warum schubsen Sie ihn nicht einfach auf den Boden?« fragte Penelope. »Ihm macht das bestimmt nichts aus.«
»Oh, das könnte ich nicht.« Hatschi. »Er ist so ein lieber Kater.« Hatschi. »Nicht wahr, Mycroft?«
Im Fenster von Madame Astorias Büro – wie nannte man die Geschäftsräume einer Astrologin überhaupt? Studio, Kammer, Gemach, Salon, Höhle? – hing ein Schild, auf dem stand, daß auch Geschenkgutscheine erhältlich waren.
Das Innere war mit einem Eichentisch und Stühlen möbliert. Hier traf sich Madame Astoria mit ihren Klienten, um Seancen abzuhalten oder Tarotkarten zu legen. Auf einem anderen Eichentisch stand der Computer, in den Alyce die wichtigsten Informationen eingab – Geburtsdatum, -ort und
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