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Katzen, Killer und Kakteen

Katzen, Killer und Kakteen

Titel: Katzen, Killer und Kakteen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garrison Allen
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emporragte.
    Eine Legende besagte, daß vor langer Zeit ein wunderschönes Indianermädchen auf der Spitze des Berges ermordet worden war und daß sein Geist nun dort lebte und man nachts sein Weinen hören konnte. Eine andere Legende besagte, daß der Geist des Mädchens im Innern des Berges lebte und die Zerstörung der einst so unverdorbenen Wüstenlandschaft durch den Menschen beweinte.
    Welche Geschichte auch stimmte, Penelope hatte das gequälte Weinen der armen Frau schon oft genug gehört. Sie fuhr häufig auf den Crying Woman Mountain hinauf, um die Einsamkeit zu genießen und um ihr Mitgefühl für den Kummer des Geistes zu bekunden. Es war dort sehr friedlich, und trotz der weitverbreiteten Überzeugung wußte Penelope, daß alle Bösartigkeit, die mit Crying Woman Mountain in Zusammenhang gebracht wurde, nur in den Köpfen derer existierte, die weit unterhalb seines Gipfels lebten.
    Als Penelope auf dem kleinen Parkplatz ankam, saß Freda Aisberg dort in ihrem Wagen. Penelope fuhr ihren Jeep direkt vor die Motorhaube von Fredas Auto und schaltete den Motor ab. Die zwei motorisierten Streitrosse standen Nase an Nase, während sich die Fahrerinnen durch die Windschutzscheiben anfunkelten und auf Herbert Fletcher warteten.
    Um nicht zurückzustehen, stellte Mycroft seine Pfoten auf das Amaturenbrett und fauchte Freda zum zweiten Mal an diesem Tag an.

 
     
    Während Penelope, Mycroft und Freda hoch oben auf Crying Woman Mountain ungeduldig auf Herbert Fletcher warteten, befand er sich ein paar Meilen entfernt in einer abgelegenen Scheune, wo er mit Alyce Smith in einem Heuhaufen herumtollte und sie kunstgerecht und voller Energie beglückte. Dabei legte er eine Kraft und Ausdauer an den Tag, die für einen Mann seines Alters erstaunlich war. Für Herbert war es eine sehr angenehme Ablenkung von der anstrengenden Aufgabe, um die ehemalige Mrs. Fletcher zu trauern und sie zu Grabe zu tragen.
    Diese kurze gemeinsame Stunde vertrieb bei Alyce, deren Allergien sich nicht auf Heu erstreckten, die Zweifel und Eifersuchtsgefühle, die sie zuvor am Tag nach Louise Fletchers Beerdigung geplagt hatten. Herbert liebte sie aufrichtig, und sie erwiderte diese Liebe mit Freuden und beinah schwindelerregender Intensität. Und das trotz der düsteren Vorzeichen, auf die ihre jeweiligen Sternzeichen hindeuteten. Herb war Zwilling, und Alyce kannte seinen Hang zum Flirten. Ihr eigenes Sternzeichen war Skorpion; sie tendierte dazu, besitzergreifend zu sein. Diese Kombination war nicht so gut wie die Skorpion-Skorpion- oder die Skorpion-Schütze-Konstellation, aber die Liebe würde diese natürlichen Nachteile schon überwinden.
    Also gab die junge Frau ihren Körper willig hin, ertrug ohne Klagen das Pieksen der Heuhalme und ignorierte die Planeten, die unversöhnlich und unnachgiebig am Himmel ihre Bahnen zogen.
    Vergil hatte einst geschrieben: »Amor besiegt die Welt; und auch wir weichen der Liebe.«
    Wie gewöhnlich hatte der Dichter unrecht.
    Statt den zärtlichen und erotischen Aufmerksamkeiten ihres Liebhabers nachzugeben, hätte Madame Astoria den Sternen mehr Beachtung schenken, die Heuhalme von ihrem liebreizenden Körper streichen und flüchten sollen, so weit sie ihre schlanken, fohlenartigen Beine trugen.
    Aber, o weh…
    Penelope blickte – wieder einmal – auf die Uhr. Das war wirklich albern. Scheinbar kam er nicht. Außerdem würde Kathy in einer Viertelstunde die Kavallerie auf den Weg schicken. Sie marschierte zu Fredas Wagen hinüber und lehnte sich durch das Fenster. »Sie können ja gerne noch hierbleiben«, verkündete sie, »aber ich fahre jetzt.«
    Penelope wartete erst gar nicht auf eine Antwort, sondern marschierte sofort zu ihrem Jeep zurück und bemerkte mit Genugtuung, daß Freda ihren Wagen angelassen hatte, um ihr den Berg hinunter zu folgen.
    Penelope fuhr auf direktem Weg zu Mycroft & Co zurück und sah – ebenfalls mit Genugtuung –, daß Freda abbog. Zumindest waren sie die Plage für eine Weile los. Was war nur in diese Frau gefahren?
    Penelope und Mycroft betraten den Buchladen und waren beide ein wenig verärgert über diese vergebliche Jagd nach Herb, auf die man sie geschickt hatte, zumal sie das Objekt ihrer Suche in einem Sessel vor dem Kamin von Mycroft & Co bei der Lektüre der kommentierten Sherlock-Holmes-Ausgabe antrafen.
    Kathy zuckte hilflos die Schultern, als Penelope abrupt stehenblieb und Herbert Fletcher anstarrte, als wäre er eine unwillkommene Erscheinung. Mycroft,

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