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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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Sanktuariums kam, umso hastiger drängte ich vorwärts. Selbst, als ein erneutes Rasseln aus der Kleiderkammer zu hören war, setzte ich meinen Weg fort. Nur für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich über das seltsame Geräusch nach, dann aber stieß ich heftig gegen eine fast mannshohe Amphore. Instinktiv ergriff ich einen Henkel und konnte so das schwere Gefäß vor einem Sturz bewahren. Keuchend kroch ich unter dem Modell der Nilbarke hindurch und erreichte auf diese Weise endlich den Thron der Bastet.
    Vorsichtig betrat ich die kleine, mit Kerzen umsäumte Arena. Ich hätte nicht sagen können, warum, aber plötzlich übertrug sich die Ruhe des Raumes auch auf mich. Nur zaghaft, mit geneigtem Kopf, näherte ich mich der heiligen Katze. Verspürte ich etwa Angst?
    Im flackernden Schein der Kerzen machte die Terrakotta-Figur einen überaus lebendigen Eindruck. Jeden Moment meinte ich, ein Glitzern in ihren Katzenaugen erkennen zu können. Oder eine rasselnde Bewegung ihres Sistrums.
    Ich stutzte. Hatte ich soeben nicht tatsächlich den Klang eines Sistrums vernommen? Mit einem jähen Ruck drehte ich mich zum Eingang herum. Weder im Vorraum noch im Tempel selbst konnte ich Friedlanders Gestalt entdecken. »Sheriff?« Mein erster Versuch war kaum mehr als ein Flüstern. Ich räusperte mich krächzend; beim zweiten Anlauf hallte meine Stimme unangenehm laut durch den Raum. »Heh, Sheriff, wo stecken Sie denn?«
    Nichts rührte sich. Ich konnte es kaum glauben, aber irgendetwas musste selbst noch die Anziehungskraft des Tempels übertroffen haben. Irgendetwas oder irgendjemand , dachte ich.
    Mein Blick irrte noch immer suchend zwischen Skulpturen und Gefäßen umher, als die Stille plötzlich von einem Schuss zerrissen wurde. Obwohl ich das Geräusch im Fernsehen schon Tausende von Malen gehört hatte, benötigte mein Gehirn volle zehn Sekunden, bis es die Ursache erkannt hatte. Inmitten eines vorchristlichen Tempels wirkte das Abfeuern einer Schusswaffe kaum weniger befremdlich als das Angriffsgebrüll eines Tyrannosaurus Rex.
    »Was ist denn los da vorne?«, schrie ich nun aus voller Kehle. »Heh Friedlander, warum haben Sie geschossen?«
    Stille.
    Ich wartete weitere fünf Sekunden und kämpfte mich dann auf möglichst kürzestem Weg zum Ausgang. Einige der weniger standfesten Katzenfiguren und Vasen überlebten meinen Rückzug nicht unbeschadet. Splitternde Keramiken und klirrendes Metall untermalten meine Schritte. Ganz plötzlich hatten sich die jahrtausendealten Artefakte in einen undurchdringlichen Dschungel verwandelt.
    »Weg! Weg da!«, brüllte ich die stoischen Truhen und Tierwesen an. Niemand gehorchte meiner Aufforderung. Am liebsten hätte ich mir mit einer Machete eine breite Schneise geschlagen.
    Ich torkelte gerade in die Kleiderkammer, als sich ein zweiter Schuss löste. Der ohrenbetäubende Knall kam eindeutig vom Korridor.
    »Sheriff! Sheeeriiiiff!« Während ich mich durch Nataschas Kleider hindurchwühlte, wartete ich vergeblich auf eine Antwort. Etwas war vollkommen schief gelaufen. Mia, dachte ich plötzlich. Nur sie konnte für dieses Chaos verantwortlich sein. Sie musste früher als erwartet zurückgekommen sein. Noch immer unter dem Einfluss Sachmets stehend, hatte sie vermutlich Friedlander angegriffen.
    »Nein!«, brüllte ich, als könnte ich damit alles Geschehene rückgängig machen. »Neeeiiiiin!«
    Ich flog förmlich auf die schmale Tür zu. Meine eigene Angst hatte sich längst verflüchtigt. Doch um wessen Leben fürchtete ich dann? Um Friedlanders? Oder gar um Mias? Mir blieb keine Zeit für die Klärung derart verwirrender Fragen; wie ein lebender Rammbock stürmte ich vorwärts.
     Kurz bevor ich den Flur erreichte, erklang wieder jenes seltsam vertraute Rasseln.
    Nicht Mia … Ach! , begriff ich plötzlich. Es gab jedoch kein Zurück mehr; mein Schwung trug mich bereits schon auf den Gang hinaus.
    An der gegenüberliegenden Wand prallte ich fast mit der grinsenden Fratze eines Gargoyles zusammen. Ich ignorierte den Schmerz in der Schulter; mein ganzes Empfinden konzentrierte sich nur auf die Szene direkt vor mir.
    Nur wenige Meter von mir entfernt ragte die hünenhafte Gestalt von Bastets grausiger Botin im Flur auf. Mit eisernem Griff hatte sie Friedlanders Kehle gepackt. Obwohl der Polizist sicher mehr als einhundert Kilogramm auf die Waage brachte, hielt Ach ihren Gegner spielerisch am ausgestreckten Arm in der Luft. Hilflos strampelnd rang der Sheriff nach Luft. Mit

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