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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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irgendwie zu Kopf gestiegen, war es nicht so?«
    Unbewegt starrte ich auf den Boden. Meine zu Fäusten geballten Hände begannen leicht zu zittern. Er spricht nicht von dir , versuchte ich mir einzureden. Friedlander meint jemand anderen.
    Als ich zu ihm aufblickte, sah ich, wie sich seine Lippen beinahe zu einem Lächeln gekräuselt hatten. Ganz offensichtlich hatte er großes Vergnügen daran, Fragen zu stellen, deren Antworten er bereits zu wissen glaubte. Ich dachte nicht daran, sein kleines Spielchen mitzuspielen. Friedlanders Stimme hatte wieder diesen gefährlich freundlichen Ton angenommen; ohne jeden Zweifel bereitete er soeben einen weiteren Hinterhalt vor.
    »Na los, sagen Sie schon«, lockte er mich mit einem vertraulichen Augenzwinkern. »Geben Sie’s doch einfach zu. Ich hab’ Verständnis dafür, glauben Sie mir, Trait. In dieser verrückten Umgebung würde ich selbst sicher schon nach wenigen Tagen blutsaugende Vampire und andere Gespenster sehen. Auch eine Jury würde dies als mildernden Umstand berücksichtigen.«
    Es war schon erstaunlich, welche Wirkung ein einzelnes Wort haben konnte. Obwohl ich mit einem Angriff gerechnet hatte, traf es mich wie ein Boxhieb in den Solarplexus.
    »Jury?«, keuchte ich. »Was, zum Teufel, reden Sie da von Jury?«
    Friedlander zuckte nur leicht mit den Schultern. »Das hängt ganz von meinem Bericht ab. Vielleicht verläuft ja auch alles im Sande. Die Möglichkeiten reichen von ›Fehlalarm‹ über ›bewusstes Irreführen der Behörden‹ bis hin zu … na ja, ich hoffe für Sie, dass ihre Freundin bald wieder auftaucht. Andernfalls …«
    »Schon gut!«, schrie ich ihn an. »Es reicht! Für Sie bin ich also ein Verrückter. Ein Wahnsinniger, der seine Freundin ermordet hat und nun seine Tat mit religiösen Kult-Handlungen zu vertuschen sucht. Ist es nicht so?« Das Gesicht des Sheriffs zeigte keinerlei Regung. Für mich war das Antwort genug.
    »Aber natürlich denken Sie das!«, tobte ich. Mein ganzer Körper zitterte nun vor Aufregung. Ich spürte kaum, wie sich meine Fingernägel tief in die Handflächen gruben. »Warum auch nicht? Schließlich ist es ja die einfachste Lösung – und die überzeugendste! Sicher können Sie mir ein Dutzend Fälle aufzählen, bei denen die Täter unter dem Einfluss irgendeines Gottes oder Dämons gestanden haben wollen, ist es nicht so, Sheriff?«
    Friedlander nickte. »Ja, es gibt solche Fälle, aber hören Sie …«
    »Nichts aber!«, widersprach ich mit fast überschlagender Stimme. »Ich bin also verrückt, okay? Gut. Ich lüge und fantasiere, um meinen Hals zu retten, stimmen Sie mir zu? … Wunderbar. Meine ganze Geschichte entspringt also größtenteils meinen Wahnvorstellungen. Rosalie, das Blut, der Katzentempel … In Ordnung. Lassen Sie mich überlegen: Rosalies Existenz kann ich Ihnen leider nicht beweisen, da sie vermutlich gerade unter einem Müllberg verscharrt wird. Wirklich bedauerlich. … Das Blut – Rosalies Blut – ist für Sie nichts weiter als Himbeersaft. Zu schade. Bleibt mir also nur noch der Tempel. Ich bin wirklich gespannt, welche Erklärung Sie für diese meiner ›Fantastereien‹ parat haben. Na los, kommen Sie schon!«
    Ohne auf Friedlander zu achten, stürmte ich los. Meine Erregung hatte nun einen Punkt der Hysterie erreicht, an dem ich tatsächlich nicht mehr genau zwischen Realität und Wahn unterscheiden konnte. Es existierte kein Plan mehr, keine Vorsicht, keine Angst. Blindlings folgte ich nur noch meinen instinkthaften Eingebungen.
    Während ich durch den Korridor lief, überraschte ich mich sogar bei einem hohen Kichern. »Wo bleiben Sie denn, Friedlander?«, spottete ich. »Wenn wir uns nicht beeilen, ist am Ende auch noch der Tempel verschwunden.«
    Der Sheriff ließ sich von meinem Enthusiasmus nicht anstecken. »Heh, bleiben Sie hier!«, schrie er mir hinterher. »Halt, verflucht noch mal! Kommen Sie zurück. Auf diese Weise reiten Sie ihren Karren doch nur noch weiter in den Dreck.«
    Kein Befehl oder Warnung konnte mich jetzt noch bremsen. Der Schrein war das einzige noch verbliebene Indiz. Friedlander musste ihn einfach sehen. Spätestens dann würde er mir endlich glauben. So hoffte ich jedenfalls.
    Keuchend erreichte ich schließlich die Kleiderkammer. Ich stieß die Tür auf und schaltete das Licht ein. Auf den ersten Blick wirkte das Innere wie ein unregelmäßig angeordnetes Schachbrett; schwarze und weiße Flecken, wohin man nur sah.
    Ich betrat den Raum aber erst, als

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