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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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war wieder voll im Geschäft. Meine Bilder und kreativen Ideen fanden guten Anklang, und immer öfter meldeten sich nun auch die ganz Großen der Branche, um mir Angebote zu unterbreiten. Thomas Trait begann, ein Qualitätsbegriff zu werden.
    Angesichts der wachsenden Popularität stellte ich daher meine künstlerischen Ambitionen auch ohne allzu großes Bedauern zurück. Ich hatte die einmalige Chance, mich freizuschwimmen, einen eigenen – wenn auch kommerziell eingeengten – Stil zu kreieren. Wenn mir dieses Kunststück gelang, konnte ich immer noch versuchen, ein zweiter Ansel Adams zu werden.
    Alles lief glatt. Viel zu glatt! Ich hatte mich so tief in die Arbeit gekniet, dass ich gar nicht bemerkte, wie sich im Gegenzug dazu auch mein privates Leben änderte. Diese Entwicklung vollzog sich allerdings deutlich weniger positiv.
    Durch meine neu entflammte Schaffenswut blieb mir natürlich immer weniger Zeit für Mia. Sie beglückwünschte mich zwar zu meinem Erfolg, gleichzeitig verfluchte sie aber sicherlich auch den Preis, den wir dafür zahlen mussten. Auch wenn ich mich bemühte, unsere gemeinsamen Stunden so intensiv wie möglich zu nutzen, so schlich sich trotz allem unweigerlich das graue Gespenst des Alltags dazwischen.
    Ohne dass ich es bemerkte, begannen sich unsere Gespräche, die Spaziergänge und Restaurantbesuche, ja selbst unsere Liebesspiele in winzigkleinen Schritten in stereotype Rituale zu verwandeln. Und noch etwas anderes übersah ich geflissentlich: Seit jenem denkwürdigen Besuch des Sheriffs verkroch auch Mia sich immer mehr hinter Folianten und Papyrusrollen. Nicht selten arbeitete sie bis spät in die Nacht. Da ich es selbst nicht besser machte, verkniff ich mir jegliche Kritik. Zudem konnte sie auf diese Weise nie zu einer gelangweilt-nörgelnden Hausfrau werden. Aus meiner Sicht das perfekte Arrangement. Was ich dabei aber vollkommen außer Acht ließ, war die Tatsache, dass Mia dabei immer deutlicher die Eigenschaften ihrer letzten Inkarnation übernahm. Von Tag zu Tag wurde sie Tascha ähnlicher. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich auch bei ihr Taschas dunkle Seite zeigen würde. Den ersten unübersehbaren Beweis für Mias schleichende “Metamorphose“ erhielt ich aber erst Anfang November.
    Als ich an diesem Tag erwachte und die Seite neben mir leer vorfand, machte ich mir zunächst keine Gedanken. Immer öfter geschah es inzwischen, dass meine Freundin ihre Arbeit erst beendete, wenn ich schon schlief und trotz allem am Morgen schon wieder vor mir auf den Beinen war. Ganz offensichtlich kam sie mit drei oder vier Stunden Schlaf aus.
    Da sich die Höchsttemperaturen mittlerweile auf angenehmen 24 Grad C eingependelt hatten, öffnete ich das Fenster und genoss die kühle Morgenbrise. Zaghafte Sonnenstrahlen durchbrachen den leicht bewölkten Himmel und spiegelten sich glitzernd im Chrom der parkenden Autos. Großartig wie immer , dachte ich und nickte zufrieden. Erst als ich pfeifend aus dem Bad kam, bemerkte ich, dass ich meine Tagesprognose möglicherweise verfrüht abgegeben hatte. Die verwaiste Küche und ihr leeres Büro ließen nur einen Schluss zu: Mia hatte diese Nacht an einem anderen Ort verbracht.
    Die plötzliche Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Die Reaktion einer schon tragisch-lächerlichen Figur. In meiner Blindheit und Naivität war ich tatsächlich davon ausgegangen, Mia hätte ihr göttlich-animalisches Wesen für immer abgelegt. Eine aberwitzige Vorstellung. In gleicher Weise hätte ich versuchen können, meine menschliche Seite zu verdrängen.
    Kraftlos ließ ich mich auf einen Küchenstuhl sinken. Der Appetit auf Frühstück war mir gründlich vergangen. Nur langsam und widerwillig begann ich, die Wahrheit zu akzeptieren. Zu keiner Zeit hatte Bastet davon gesprochen, ein ›normaler‹ Mensch werden zu wollen. Ich besaß lediglich ihr Wort, dass die mordende Sachmet nie wieder die Oberhand über ihren Körper erlangen würde.
    Meine geballte Faust donnerte hart auf den Tisch. »Du verfluchter Narr!!«, schrie ich mich an. »Du hoffnungsloser Träumer!« Meine Erregung hielt mich nicht mehr auf dem Stuhl. Hastig sprang ich auf und durchschritt die Küche wie ein gefangener Tiger.
    Hatte ich wirklich geglaubt, mein Leben würde derart ruhig weiterlaufen? Unbeschwert, von einem Gipfel zum nächsten? Nein, musste ich zugeben; bislang hatte ich die störenden Fakten lediglich meisterhaft verdrängt.
    Ich blieb neben dem

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