Katzendaemmerung
wiederholen wird.«
»Das Versprechen gilt auch nach wie vor«, bestätigte mir der Schatten. »Kein Grund zur Aufregung, Tom. Diesmal ist es anders.«
»Anders? Was erwartest du denn von mir, was ich tun soll? Die Dame etwa noch zum Bett geleiten? Euch beide vielleicht noch anfeuern?«
Erstmals konnte ich nun erkennen, wie sich ihr Kopf bewegte. Sie schien meinen Vorschlag ernstlich abzuwägen.
»Möglicherweise. Etwas in der Art jedenfalls.« Der Klang ihrer Stimme verriet mir, dass sie lächelte. Lächelte! Ihre Unverfrorenheit machte mich sprachlos.
»Vielleicht sollte ich euch aber zuerst einmal miteinander bekannt machen«, schlug Bastet nonchalant vor. (Es war mir einfach nicht mehr möglich, sie weiterhin als ›Mia‹ zu sehen. Diese Verrücktheit und Gier, diese egozentrische Autorität, gepaart mit Schönheit und eigenwilligem Humor, ließen sich nur unter ihrem wahren Namen – Bastet – zusammenfassen. Ich konnte nur inständig hoffen, dass dort an der Tür nicht auch jenes andere Geschöpf lehnte, jenes wilde, blutlüsterne Geschöpf namens Sachmet.)
Als das Deckenlicht über mir aufflammte, erhielt ich einen Eindruck davon, wie sich wohl ein frisch ausgegrabener Maulwurf fühlen musste. Gnadenlos ließ die plötzliche Helligkeit Myriaden winzigster Lichtpfeile auf mich niederprasseln. Auch wenn ich die Augen sofort mit einer Hand abschirmte, so waren dennoch bereits unzählige Geschosse im Zielgebiet eingeschlagen. Rötlich weißes Nichts explodierte vor mir.
Erst einige Sekunden später nahm meine Umgebung wieder deutliche Formen an. Im Eingang standen nun zwei Frauen. Bastets Begleiterin hatte schulterlanges, gewelltes dunkelbraunes Haar und das Gesicht eines lasziven Engels. Ein widersprüchliches Bild? Möglicherweise, aber genau diese Mischung aus Unschuld und Wollust las ich aus ihren großen Augen und den vollen leicht geöffneten Lippen. Ihr eindringlicher, schwer zu deutender Blick machte mich nervös. Stand sie etwa unter dem Einfluss einer Droge?
Als meine Geliebte nun hinter sie trat, erkannte ich erstmals, dass Jacqueline sie um etwa zehn Zentimeter überragte. Wie selbstverständlich spreizte sie nun ihre wie leblos herabhängenden Arme vom Körper ab, damit Bastet ihre Hände hindurch schieben konnte. Langsam begannen geschickte Finger damit, Jacquelines Bluse Knopf für Knopf zu öffnen. Genauso, damit ich jede Bewegung, jeden Quadratzentimeter freigelegter Haut betrachten konnte.
Die Miene des braun gelockten Engels veränderte sich auch dann nicht, als die fremden Hände nacheinander seine üppigen Brüste aus dem Stoff schoben. Zärtlich streichelten die Finger die festen Halbkugeln, umkreisten spielerisch die dunklen Zentren, so lange, bis die Warzen beinahe schon aggressiv spitz hervorstachen.
Die derart zur Schau gestellte Frau starrte mich dabei unverwandt an; ihre Züge blieben so ruhig, so unbeteiligt, als habe man ihr gerade lediglich aus dem Mantel geholfen. Nur das leichte Zittern ihrer feuchten Lippen ließ eine Erregung erkennen.
Und ich? – Ich konnte nicht anders als zurückstarren.
»Sie ist hübsch, meine kleine Jacqueline, nicht wahr?«, bemerkte Bastet. »Geradezu zum Anbeißen.«
Obwohl mich meine männlichen Gene angesichts dieses verführerischen Körpers durchaus auf vergleichbare Gedanken brachten, erhielt diese Einschätzung aus Bastets Mund eine dunkle, bluttriefende Note. Fast übergangslos waren sie wieder da. Die alptraumhaften Bilder von Joys zerfetztem Leichnam. Sachmets Form des ›Anbeißens‹ war pure Lust am Töten. Eine hemmungslose Mordgier, die nur der verderbte Geist eines Marquis de Sade oder Gilles de Rais mit Sex oder Erotik verbinden konnte.
Meine plötzlich abgekühlten Emotionen wurden aber schon Augenblicke später erneut in Aufruhr versetzt. Mit einem leichten Klaps auf den Hintern schob Bastet ihre neue Freundin nach vorn.
»Na los, meine Süße«, sagte sie mit einem süffisanten Lächeln. »Sag’ ›Hallo‹ zu Thomas.«
Gehorsam kam die junge Frau mit langsamen, wiegenden Schritten auf mich zu. Obwohl die Situation alles andere als bedrohlich war, verspürte ich den zwingenden Impuls, sofort aufzuspringen und aus dem Zimmer zu flüchten. Diesmal ist es anders. Ich glaubte Bastets Beteuerungen nicht. Dies hier war ein Albtraum, der sich geschickt mit einer hauchzarten Zuckerglasur tarnte.
Der süße zweibeinige Köder hatte mittlerweile meinen Schreibtisch erreicht. Hau ab! Schnell! , rief mir eine warnende innere
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