Katzendaemmerung
Stimme zu. Schau sie nicht an … und lauf! Aber genau da lag das Problem. Der laszive Engel zwang mich einfach dazu, seinen verführerischen Körper anzugaffen. Ob ich es wollte oder nicht, wanderte mein Blick unablässig über sein Gesicht, sein freizügiges Dekolleté und jede andere nur leicht bedeckte Rundung. Dieses hypnotische Bild löschte in meinen Muskeln jede Erinnerung daran, in welcher Form Nervenimpulse verarbeitet werden sollten. Ich war vollkommen gelähmt, der Gefangene einer nutzlosen, fleischlichen Hülle. Selbst das schon automatische Blinzeln der Augenlider wurde zu einem unmöglichen Kraftakt. Empfand vielleicht so die unsterbliche Seele beim Verlassen des Körpers? Schlug mein Herz überhaupt noch?
Bastets Freundin bewegte sich mit schlangenhafter Eleganz hinter den Tisch und blieb genau vor meinem Stuhl stehen. Die hellblaue Seide ihres Rocks berührte leicht mein Knie. Ganz langsam, wie eine vollendete Stripperin, schob sie nun den Stoff über ihre langen Beine nach oben. Bis hinauf zum Nabel. Im Gegensatz zu jedem anderen Showgirl, trug Jacqueline allerdings weder Strümpfe noch einen Slip.
Immer noch stumm spreizte sie ihre Schenkel und ließ sich wie selbstverständlich auf meinem Schoß nieder. Sie rückte dabei so nahe an mich heran, dass ihre entblößten Brüste genau auf die Höhe meiner Lippen kamen. Geduldig legte sie meine willenlosen Arme nun so unter ihren Rock, dass ich ihr nacktes Gesäß umklammert hielt. Meine Finger versanken in pfirsichsamtener Haut.
Ich erschrak. Für einen Scheintoten spürte ich plötzlich mehr als mir lieb war. Die Frau senkte ihren Blick und schenkte mir erstmals ein kleines Lächeln.
»Hi, Thomas. Ich bin Jacqueline.« Bei diesen Worten umfasste sie ihre linke Brust und schob mir die immer noch spitz aufgerichtete Knospe zwischen die Lippen. »Koste sie ruhig«, forderte sie mich auf. »Mia hat nichts dagegen. Sie ist in diesen Dingen sehr aufgeschlossen, aber das wissen Sie sicher schon längst.«
Auch wenn ich meinen und vor allem ihren Körper wieder deutlich spürte, so gab es da doch eine Blockade, die mich daran hinderte, hemmungslos meiner Libido nachzugeben. Ein Albtraum mit Zuckerglasur , ging es mir durch den Kopf. Was würde geschehen, wenn ich diesen süßen Überzug abgeschleckt hatte? Würde sich Jacqueline in einen Dämon verwandeln, gegenüber dem sich selbst die vampirartige Ach wie eine unschuldige Barbiepuppe ausmachte? Ich kniff die Augen fest zusammen und zog meine Zunge so weit wie möglich von der mir dargebotenen Frucht zurück.
»Was ist los mit dir?«, hörte ich plötzlich eine zweite Stimme über mir. »Solltest du etwa ohne mein Wissen ein Enthaltsamkeitsgelübde abgelegt haben?« Bastet war hinter Jacqueline getreten, und bog nun den braun gelockten Kopf zu sich herüber. Noch bevor sich die Lippen der beiden Frauen trafen, hatten sich ihre lüsternen Zungen ineinander verschlungen. Ich musste mich beherrschen, es ihr nicht gleichzutun; immer mehr fühlte ich mich wie ein Verhungernder mit einem knusprig gebratenen Hähnchenschenkel im Mund, der sich aber weigerte, das Stück auch zu essen.
Als Bastet bemerkte, dass ich auch weiterhin der Versuchung widerstand, löste sie sich sichtlich widerwillig von den Lippen ihrer Gespielin.
»Du traust mir nicht, ist es das?« Ihr Grinsen verwandelte sich in ein herzhaftes Lachen. »Oh, Thomas, Thomas, Thomas … was soll ich denn noch tun? Etwa einen Nichtangriffspakt unterschreiben? Jacqueline ist keine ›Falle‹, sie ist ein Geschenk, verstehst du? Ich dachte mir: ›Warum alleine schmausen, wenn ausreichend Delikatessen für zwei vorhanden sind?!‹ Und meine Süße hier hat nichts dagegen einzuwenden, nicht wahr Herzblatt?«
»Einzuwenden? Ich?« Jacqueline presste ihren Körper noch fester an mich, sodass ihr Busen nun meinen ganzen Mund ausfüllte. »Wenn dein Freund hier nicht langsam auftaut, nehme ich das persönlich.«
Eigentlich musste ich keine wirkliche Entscheidung treffen. Ich ließ mich einfach nur fallen. Alle meine Ängste und Zweifel verschwanden in einem orgiastischen, hautfarbenen Nebel. Der gesamte Dezember und Teile des Januar vergingen in einem einzigen Rausch. Immer wieder brachte Bastet neue Gespielinnen ins Haus, mit denen wir uns auf alle nur erdenkliche Weisen vergnügten. Manchmal reichte es mir auch, die Frauen nur zu beobachten, ihre schweißglänzenden Körper, ihr seidiges Haar, die sanft geschwungenen Rückenpartien, die in
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