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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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seitdem nie wieder angerufen hatte, schien das ›Black Cat‹-Projekt ohnehin auf Eis gelegt worden zu sein.
    Ich fand den Umschlag mit den fehlenden vier Aufnahmen schließlich unter einem Stapel alter, aussortierter Modefotos. Ich packte die übrigen Bilder hinzu und legte noch eine kurze Notiz für Donelly bei: ›Hi, Don! – Na, was hältst du davon? Nichts? – Auch egal. Hauptsache, du treibst jemanden auf, der WIRKLICHEN Kunstverstand besitzt. – Was, du lachst nicht? Na, dann denk’ doch einfach an deine Provision. – Oh, Wunder, es geht ja doch! Halt die Ohren steif. Thomas‹
    Ich warf mir eine leichte Jacke über und verließ die Wohnung. Ein angenehm milder Westwind zerzauste mir das Haar. Mein Körper sehnte sich nach etwas Bewegung. Das ewige Sitzen im Büro wirkte sich höchst nachteilig auf meine gerade erst wieder erstarkte Kondition aus. Ein lockerer Spaziergang über sechs Blocks bis hinüber zum nächsten Postamt war genau das Richtige. Und morgen, so schwor ich mir, standen dann wieder Liegestütze und Crunches auf dem Programm.
    Auf dem Rückweg machte sich mein ebenfalls stark vernachlässigter Magen bemerkbar. Da ich den Tag im Hinblick auf meine Gesundheit ohnehin abgehakt hatte, machte ich vor einem der zahlreichen Würstchenstände halt. Ohne Skrupel wählte ich die ›Spezialität des Hauses‹. Zufrieden einen überquellenden ›Hot-Dog mit allem‹ mampfend, setzte ich meinen Weg fort.
    Es mochte wohl gegen sechs gewesen sein, als ich das Haus wieder betrat. In den knapp zwei Stunden meiner Abwesenheit hatte sich einiges verändert. Der gesamte untere Teil des Treppenhauses war mit wüst aufeinandergestapelten Pappkartons verstopft. Leere und teilweise zerrissene Behälter bedeckten die Stufen bis hinauf zum ersten Absatz. Offenbar hatte ein erster Käuferansturm stattgefunden. Blaue und rote Schriftzeichen prangten auf der Pappe. Wie ich las, gab es bei unserem Mitbewohner diesmal Computer-Monitore und Tower von Hyundai und Packard Bell im Sonderangebot. Angesichts dieser ständig wechselnden Produktpalette konnte ich mich eines Schmunzelns nicht erwehren.
    »Ich sollte mich auf seine Kundenliste setzen lassen«, murmelte ich vor mich hin. »Wer weiß, vielleicht führt der Kerl demnächst auch noch Leicas.« Seltsamerweise empfand ich keinen Ärger über die verunreinigte Treppe; die kleine Freude an einem fettig triefenden Hotdog hatte für kurze Zeit alle großen und kleinen Probleme des Lebens überdeckt. Leise summend bahnte ich mir einen Weg nach oben.
    Als ich die Wohnungstür öffnete, wurde ich von einem ungewöhnlichen Geräusch überrascht. Statt der erwarteten Stille empfing mich plötzlich das undeutliche Echo mehrerer Stimmen. Gesprächsfetzen und leises Lachen drangen an mein Ohr. Da ich mir sicher war, an diesem Tag noch kein Radio eingeschaltet zu haben, konnte es dafür nur eine plausible Erklärung geben: Mia hatte ihren kleinen Streifzug beendet und auch diesmal nicht darauf verzichtet, ein kleines ›Dessert‹ mit nach Hause zu bringen.
    Ich spürte, wie meine heitere Ausgelassenheit augenblicklich wieder einer quälenden Anspannung wich. Kennt ihre Gier denn überhaupt keine Grenzen? , fragte ich mich mit einem stummen Seufzer. Ich wollte die Antwort gar nicht erst hören. Während ich langsam schlurfend dem Klang der Stimmen folgte, versuchte ich eine möglichst neutrale Miene aufzusetzen. Schließlich musste ich meinen Seelenzustand nicht gerade wie auf einem Silbertablett präsentieren.
    »Ah, da bist du ja endlich«, begrüßte mich Mia sogleich beim Betreten des kleinen Wohnzimmers. Sie und ihr Gast hatten es sich auf einem roten Ledersofa bequem gemacht. Auf dem runden Glastisch daneben entdeckte ich Tee und Gebäck. Der Duft von kräftigem Darjeeling stieg mir in die Nase. Verdutzt wanderte mein Blick zwischen dem Tee und den Frauen hin und her. Mia beim trauten ›Tea for Two‹, ich konnte es nicht fassen. Nur mühsam gelang es mir, ein aufsteigendes Lachen zu unterdrücken. Die Szene wirkte derart bieder, dass sie in Mias Gegenwart schon wieder bizarre Züge annahm. Wen wollte sie mit dieser Schmierenkomödie eigentlich beeindrucken?
    »Wo warst du überhaupt?«, hakte sie in vorwurfsvollem Ton nach. »Wir zwei warten schon eine ganze Weile hier auf dich.«
    Ganz die treu sorgende Ehefrau , dachte ich. Es war schon bewunderungswürdig, mit welcher Lässigkeit sie den Part des selbstsüchtigen Herumtreibers auf mich übertragen hatte.
    »Ich hab’

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