Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
Vom Netzwerk:
Hinsicht mochte das zutreffen; das, was sich in den Nächten abspielte, die sie außer Haus verbrachte, blieb mir allerdings auch weiterhin verborgen.
    Weil du es einfach nicht wissen willst! , gestand ich mir ein. Die Vorstellung, Bastet in den Armen fremder Männer liegen zu sehen, war schließlich alles andere als angenehm. Nur zu gerne verdrängte ich diese Seite unserer Beziehung. Je weniger man darüber nachdachte, umso besser.
    Hervorragende Taktik, alter Junge , lobte mich eine innere Stimme. Was gehen dich auch die Hobbies deiner Freunde an. Hauptsache, du hast deinen Spaß, oder? Ihr Ton triefte förmlich vor Sarkasmus.
    Ein dumpfes Dröhnen erfüllte meinen Kopf. Ich hasste diese schizophrene Art der Selbstbefragung. Sie erweckte ja den Eindruck, als wenn nicht nur Bastet, sondern auch ich aus zwei völlig verschiedenen Wesenheiten bestünde. Dr. Jekyll und Mr. Trait sozusagen. Missmutig blickte ich nach unten. Der Kaffee schien das Einzige zu sein, an dem ich mich festhalten konnte. Durch die Dampfschwaden hindurch glotzte mich die schwarze Oberfläche wie ein einziges weit aufgerissenes Katzenauge an.
    Langsam schlürfend leerte ich die Tasse und füllte sie sogleich wieder auf. Schluss mit der verdammten Inquisition! , sagte ich mir schließlich. Eigentlich lief alles doch nur auf eine einzige Frage hinaus. Auf eine einfache, aber entscheidende Frage. Sie lautete: Traust du ihr?
    Im ersten Moment wurden meine Gedanken völlig ausgeblendet, regelrecht gelöscht. Um mich herum existierte nur weißes Rauschen. Nichts. Plötzlich jedoch verwandelten sich meine Sinne in hochempfindliche Radioantennen, die Hunderte von Stationen gleichzeitig zu empfangen schienen. Eine wahre Stimmenflut raste über mich hinweg.
    Eine Antwort ließ sich aus diesem Chaos allerdings nicht herausfiltern.
    Zutiefst verstört presste ich meine Hände auf die Ohren. Nur ganz allmählich verstummte das wirre Geschrei.
    Wie ist das nur möglich? , fragte ich mich. Du liebst doch diese Frau, dieses Wesen, warum bereitet dir eine derartige Frage dann solche Probleme? Warum schreist du dein JA nicht lauthals hinaus?
    Auch darauf fand ich keine Antwort.
    Schenkst du Mia dein volles Vertrauen?, versuchte ich es erneut.
    »Bastet ja«, murmelte ich nach kurzem Zögern, »nicht jedoch Sachmet. Ihr ganz gewiss nicht.« Die Antwort lautete somit eindeutig: Nein.
    Trotz allem empfand ich eine gewisse Erleichterung. Bislang hatte ich einfach mein persönliches Wunschbild einer Beziehung auf Mia und mich projiziert; dabei war es mir beinahe perfekt gelungen, alles zu ignorieren, was diesen Vorstellungen zuwiderlief. Dieser höchst praktische Mechanismus hatte in meinen Augen immerhin selbst einen Mord als kleinen Betriebsunfall erscheinen lassen. Was musste eigentlich noch geschehen, bis ich endlich aufwachte?
    Ich dachte zurück an den Traum; möglicherweise war er ja einfach nur der Ausdruck meines Misstrauens gegenüber Mia. Keine gottgesandte Vision, sondern eine innere Warnglocke.
    Vielleicht aber auch beides.
    »Verdammtes Tagebuch!«, fluchte ich laut vor mich hin. Hätte ich die fleckige Kladde nie angerührt, wäre ich ganz gewiss von meinen verrückten Träumereien verschont geblieben. Sollte ich etwa nur aufgrund der wilden Fiebergespinste eines Studenten meine Beziehung aufs Spiel setzen? Ein geradezu grotesker Gedanke.
    So einfach kannst du dir die Sache nicht machen , meldete sich augenblicklich mein persönlicher ›Advocatus Diaboli‹ zu Wort. Du weißt genau, dass die Träume viel früher begannen. Sachmet erschien dir bereits, als du noch nichts von Julius Blatchford und seiner Reise ahntest. Außerdem sind da die Fotos, die Namen … die Orte … alles nur Zufall? Hör’ endlich auf damit, dir immer wieder etwas vorzumachen. Habe endlich den Mut, und sieh’ der Wahrheit ins Auge.
    Nichts lieber als das , dachte ich. Doch worin genau bestand die Wahrheit?
    Mein ›Advocatus Diaboli‹ hüllte sich in Schweigen. Anscheinend lag es nun allein an mir, dies herauszufinden.
    Während schon wieder frischer Kaffee durch die Maschine lief, holte ich mir das Buch aus dem Arbeitszimmer und begann am Küchentisch mit der erneuten Lektüre. Im Grunde erwartete ich nicht, auf etwas Neues zu stoßen, vielleicht aber komplettierten einige der von mir übersprungenen Passagen das noch etwas konfuse Puzzle.
    Mit nur mühsam unterdrückter Nervosität zwang ich mich dazu, jede einzelne Seite auf mögliche Anhaltspunkte hin zu

Weitere Kostenlose Bücher