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Katzenhöhle

Katzenhöhle

Titel: Katzenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegunde Artmeier
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wusste er nicht, dass sie so wertvoll war, und war hinter was Anderem her.« Lilian trank einen Schluck Kaffee, verzog aber gleich darauf den Mund. »Igitt, der ist ja viel zu süß!«
    »Hab ich dich wieder dran gekriegt?«
    Lilian beachtete sein schelmisches Grinsen nicht, sondern schlürfte stoisch ihren Kaffee. Diesen Triumph würde sie ihm nicht gönnen. »Nehmen wir mal Folgendes an: Unser Einbrecher weiß – aus welchem Grund auch immer –, dass Lena am Abend nach Nürnberg fährt. Also legt er sich draußen auf die Lauer und wartet, bis sie weg ist. Dann steigt er durchs Badezimmerfenster, schleicht sich ins Wohnzimmer, schnappt sich die Statue. Aber da erscheint Mira auf der Bildfläche, er erschrickt und zieht ihr eins über.« Sie schüttelte sofort den Kopf. »Unmöglich, so kann’s nicht gewesen sein. Der Körperlage nach zu urteilen, muss Mira auf dem Sofa gesessen sein, mit dem Rücken zur Tür. Die Wunde ist schräg hinterm Ohr. Sie hat sich also gar nicht umgedreht.«
    »Wo hat diese Figur, mit der Mira erschlagen wurde, normalerweise gestanden?«
    »Im Regal neben der Tür, gleich hinter dem Sofa.«
    »Stell dir mal vor, du steigst in eine dunkle Wohnung ein …«
    »Es war nicht dunkel. Im Badezimmer und Wohnzimmer waren zwei kleine Lampen an, laut Lena.«
    »Gut. Du steigst also in eine Wohnung ein. Das Licht brennt, das muss Lena übersehen haben, denkst du dir. Auch in Ordnung, so kann wenigstens keiner den Schein der Taschenlampe sehen. Du weißt, wo sich die Statue befindet, gehst also schnurstracks ins Wohnzimmer und krallst dir das Ding. Die Musik, denkst du, hat Lena auch vergessen. Da siehst du auf einmal, dass jemand auf dem Sofa sitzt. Scheiße!
    Die Wohnung sollte doch leer sein! Was, wenn dieser Jemand sich umdreht, dich identifizieren kann? Du gerätst in Panik, schlägst zu. Dann plötzlich ein Geräusch an der Wohnungstür, Schritte, eine Stimme. So schnell und so leise du kannst, schleichst du zurück ins Badezimmer. Beim Hochklettern auf das Fensterbrett stößt du dich an, das ist ziemlich laut. Aber dann bist du schon draußen.«
    »Lena hat keine Schritte gehört.«
    »Die Musik war doch an.«
    »Genau. Das heißt, dass unser Einbrecher, der laut dieser Theorie da noch im Wohnzimmer gewesen sein muss, auch nicht gehört haben kann, wie Lena zurückgekommen ist.«
    »Der Typ muss also schon im Badezimmer gewesen sein, als sie die Wohnungstür aufgemacht hat.«
    »Aber warum hat er dann die Statue nicht mitgenommen? Wo er doch bei diesem Tathergang ganz genau wusste, wo sie stand und wie viel sie wert war?«
    »Weil er nicht hinter der Statue her war«, sagten beide wie aus einem Mund.

7
    Die Kneipe war praktisch leer. Nur am Tresen stand ein Mann, der gerade Gläser polierte. Lilian und Helmut steuerten auf ihn zu.
    »Sind Sie Billy Moser?« fragte Lilian.
    »Wer will das wissen?«
    »Kripo Regensburg.« Lilian stellte sich und Helmut vor. »Wir haben gestern Abend miteinander telefoniert, Herr Moser.«
    Sein Gesicht entspannte sich. »Ach – Sie sind das! Hab mir schon gedacht, dass Sie irgendwann auftauchen.« Er drehte sich zum Zapfhahn um. »Wollen Sie ein Bier?«
    Lilian verzog das Gesicht und verneinte. Auch Helmut lehnte ab.
    Ein randvoll eingeschenktes Glas landete auf der Theke. Billy nahm einen großzügigen Schluck. Seinen glänzenden Augen nach zu urteilen, war das nicht der erste Schluck des Tages.
    »Das war ein Tag gestern«, stöhnte er. »Und dann noch dieser beschissene Abend!«
    »Was war denn alles los?« Helmut setzte eine mitleidsvolle Miene auf.
    »Ich hatte frei und bin mal wieder durch die halbe Stadt getigert, um eine Galerie aufzutreiben. Aber die sind sich ja alle zu fein, lassen dich nur rein, wenn dich einer empfohlen hat. Obwohl der Schorsch gesagt hat, er legt ein gutes Wort für mich ein. Von wegen! Alles nur Arschlöcher!« Mürrisch fuhr er durch seinen kurz geschnittenen Vollbart. Er hatte die gleiche matte Farbe wie die strähnigen Haare.
    »Sind Sie Maler?«
    »Bestimmt nicht.« Ein noch tieferer Schluck. »Bildhauer.«
    »Tatsächlich? Was für Arbeiten machen Sie?«
    »Zurzeit experimentiere ich mit Eisen und Holz. Eine wahre Fülle von Möglichkeiten!« Auf einmal fingen seine wässrigen Augen zu leuchten an. »Man glaubt gar nicht, was für eine interessante Symbiose sich auf diese Weise …«
    »Machen Sie auch solche Skulpturen?« unterbrach ihn Lilian und deutete auf eine Statue in einer Wandnische. Es war ziemlich dunkel hier

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