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Katzenhöhle

Katzenhöhle

Titel: Katzenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegunde Artmeier
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drin, trotz der großen Fenster. Doch die eingefassten Butzenscheiben aus dickem Glas schluckten viel Licht. Dennoch war die Figur deutlich zu erkennen: ein nackter Frauentorso mit ausladenden, fast fleischigen Formen.
    »Die ist von mir, ja. Mit so was hab ich angefangen. Da hab ich sogar einiges verkauft, ob Sie’s glauben oder nicht. Aber irgendwann wurde das zu einer künstlerischen Sackgasse für mich. Ich musste mich anderen Aspekten widmen, musste meine schöpferischen Kräfte …«
    »Haben Sie auch Miras Schwester so eine verkauft?
    Ich könnte mir vorstellen, dass ihr die gefallen würde.«
    »Lena doch nicht!« Billy blinzelte und trank das halbe Glas in einem Ansatz leer. »Lena würde ich nie was verkaufen, ihr hab ich natürlich eine geschenkt.«
    »Klar, so verdienen Sie nichts«, sagte Helmut spöttisch. »Woher kennen Sie die Zwillinge?«
    »Aus Regensburg. Vor sechs Jahren bin ich nach München gegangen. Ich dachte, hier weiß man meine Werke mehr zu würdigen.« Er verstummte. »Außerdem machte ein Kumpel von mir damals eine Kneipe auf, hörte sich vielversprechend an. Ich wollte bei ihm einsteigen, hab dann erst mal an der Bar angefangen.« Er leerte sein Glas. »Danach hab ich’s in Berlin versucht. Na ja … Irgendwann bin ich zurück nach München. Jetzt arbeite ich zwar in einer anderen Kneipe, aber immer noch an der Bar.«
    »Ist nicht ganz so gelaufen, wie Sie sich das vorgestellt hatten.«
    Am liebsten wäre Lilian jetzt sofort aufgestanden und hinausgegangen. Es war ihr zu düster und zu trist hier drinnen. Das Einzige, was sie in diesem kalten Raum versöhnte, war der Anblick der Bar. Ein langer Tresen aus dunklem, glänzendem Holz, dahinter ein riesiger Spiegel, mehr breit als hoch, der die gesamte Länge der Bar einnahm, sorgsam aufgestellte Gläser in den unterschiedlichsten Größen und Formen, bunte Etiketten auf den Flaschen. Am Abend würde dieser Ort zum Leben erwachen: Stimmengewirr, sanft schmeichelnde Musik, der Klang der Gläser, wenn sie auf der Theke abgestellt wurden, Frauenlachen, angeregte Unterhaltungen, klappernde Absätze auf den Steinfliesen.
    Billy erwiderte nichts, füllte nur sein Glas nach.
    »Und der Abend gestern war also auch nicht besser?«, nahm Helmut den Faden wieder auf.
    »Wie auch? Zuerst kam Larissa daher, völlig aufgelöst. Ob ich weiß, wo Mira steckt? Die hat vielleicht Nerven! Hab Mira seit fast vier Jahren nicht mehr gesehen – seit sie damals nach Mailand ist, als große, erfolgreiche Künstlerin. Dass die sich nicht mehr um ihre kleinen Freunde von daheim kümmert, war mir sonnenklar.« Ein lautes Krächzen, mehr ein Knurren.
    »Woher kennen Sie Larissa Gregori?«
    »Von früher. Die war zur gleichen Zeit in München wie Mira und ich. Mit ihrem Kennerblick hat sie natürlich gleich erkannt, dass aus Mira was rauszuholen war. Also ist Larissa Miras Agentin geworden. Hat sie von einer großen Bühne zur nächsten gereicht: Berlin, Mailand, London – und hat nicht schlecht davon gelebt.« Auf einmal fing Billy hämisch zu grinsen an. »Damit ist’s jetzt aber vorbei. Da muss die liebe Larissa auch mal was arbeiten.«
    »Wann ist Larissa gestern bei Ihnen aufgetaucht?«
    »Kurz vor diesem Anruf, das muss so gegen halb zehn gewesen sein. Es klingelt, und wer spaziert herein? Die liebe Larissa – einfach so, nach fast vier Jahren und sagt nicht mal Hallo. Fragt mich nur, ob ich weiß, wo Mira ist. Weiß ich natürlich nicht, woher auch? Sie fängt an zu jammern, kennt man ja. Jetzt ist sie extra nach München geflogen, nur um mit Mira zu reden, sagt sie. Angeblich hat sie schon zigmal versucht, Mira auf irgendso’ner Regensburger Nummer anzurufen, aber da ist dauernd der Anrufbeantworter eingeschaltet. Soso, sag ich – dann probieren wir’s doch noch mal. Gleich beim zweiten Versuch meldet sich jemand. Das waren wohl Sie, oder?« Seine durchscheinenden Augen hefteten sich auf Lilian. »Auf einmal flippt sie total aus, sagt nur dauernd: Mira ist tot, Mira ist tot. Schlägt sich ins Gesicht, wirft sich auf den Boden, ist völlig unansprechbar. War’n guter Tipp von Ihnen, sie festzuhalten – also echt. Hab’s irgendwie hingekriegt, bis die Sanis da waren. Das ging wirklich schnell, alle Achtung!« Anerkennend prostete er Lilian zu, als ob sie persönlich den Rettungswagen gefahren hätte. »Die haben ihr dann erst mal eine Beruhigungsspritze verpasst. Dann rückten noch die Bullen an … ’Tschuldigung, die Polizei natürlich. Als es

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