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Katzenhöhle

Katzenhöhle

Titel: Katzenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegunde Artmeier
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Freund ist?«
    »Wie gesagt – er ist auch mein Freund. Und genau deshalb hab ich ihn schließlich gefragt.«
    »Du hast ihn gefragt? Einfach so?«
    Am liebsten wäre Lilian die Wände hochgegangen. Warum musste ausgerechnet sie so etwas erleben? Eine so miese Szene mit so schlechten Dialogen mochte im Fernsehen gang und gäbe sein oder vielleicht auch in einem dieser idiotischen Bücher, bei dem sich der Autor einfach gar nichts hatte einfallen lassen und das anschließend von allen klugen Kritikern in den Boden verdammt werden würde – aber doch nicht in der Realität!
    »Ja. Ich hab ihm die Situation geschildert, und er hat darüber nachgedacht.«
    »Und seine Antwort?«
    »Er ist einverstanden.«
    »Er ist …? Und seither …?«
    Fast glaubte sie, das Gestöhne der beiden zu hören. Ihr wurde schwindelig.
    »Ihr geht miteinander ins Bett? Du und Viktor?
    Ich glaub’s einfach nicht! Hanna, bist du noch zu retten?«
    »Was ist daran so schlimm? Wir sind zwei erwachsene Menschen, wir haben eine Entscheidung gefällt und jetzt ziehen wir die gemeinsam durch.«
    »Hanna, du redest, als ob ihr ein Kilo Bananen kaufen wollt. Es geht doch um ein Kind, um ein Menschenleben!« Der Schwindel war vorbei. Jetzt wurde Lilian wütend. »Wie stellst du dir das vor? Soll Viktor hier bei uns einziehen? Wir haben doch gar kein Zimmer mehr! Oder muss ich dann meins räumen? Und Miriam das ihre? Wollt ihr einen auf Familie machen? Bist du jetzt völlig übergeschnappt?«
    »Was regst du dich eigentlich so auf?« Hanna hörte endlich zu rühren auf, drehte die Heizplatte ab und stellte den Topf zur Seite. »Ich will doch nur ein Kind von ihm. Ich will ihn weder heiraten noch will ich, dass er bei uns lebt. Du brauchst dir keine Sorgen um deine eigene Position machen. Ich bleibe dir als Kinderbetreuung erhalten. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er auf sämtliche Ansprüche verzichtet, das alleinige Sorgerecht wird also nur bei mir liegen. Er schenkt mir seinen Samen mit hervorragenden Erbanlagen – als Freundschaftsdienst. Das ist alles.«
    »Ist es das? Dummerweise hast du dich ja noch in ihn verknallt, obwohl ihr das eigentlich nicht ausgemacht hattet. Und er sich auch in dich? Na, bravo! Gratuliere, was für sagenhaft tolle Neuigkeiten.
    Und sonst? Ist Viktor der beste Liebhaber, den du je hattest?« Lilian drehte sich auf dem Absatz um und rauschte zur Tür. »Ich hab übrigens keinen Hunger, ihr könnt ohne mich essen.«

11
    Die Langusten waren hervorragend. Ganz zart, so wie sie sein sollten. Lena glaubte Cedric unvoreingenommen, der sie in den höchsten Tönen lobte. Sie selbst hatte erst einmal Langusten gegessen, eher hinuntergewürgt. Wenn sie sich vorstellte, wie die armen Tiere noch vor kurzem durch ein Wasserbecken geturnt waren, verging ihr sowieso der Appetit.
    Aber das war jetzt egal. Was zählte, war nur er. Seine leuchtenden Augen, die Begeisterung in seiner Stimme, seine wallende Mähne, die bei jeder seiner Bewegungen durch die Luft flog. Zuerst hatte er sie gefragt, wie es ihr ginge. Ob sie oft an diesen bewussten Mittwochabend denken müsse, als sie Mira gefunden hatte? Was eigentlich genau passiert sei und wie sie das alles verkraftete? Sie hatte nicht viel gesagt. Also hatte er angefangen, ihr von seinem Leben zu erzählen. Von dem armseligen in Glasgow genauso wie von dem glitzernden in London und den anderen großen Städten. Und auch wenn sie genau heraus hörte, wie hart es oft war, sich von einer Inszenierung zur nächsten zu kämpfen, die Widerstände in den eigenen Reihen zu überwinden, so hörte sie doch auch andere Töne. Die einer unendlichen Kraft, die in ihm tobte, ihn vorwärts trieb, auf zu neuen Ufern, immer weiter und weiter. So wie bei Mira.
    Der Ober schenkte Wein nach. Sie trank gierig. Endlich vergessen – die ermüdende Arbeit im Büro, das Tanzen im Verborgenen, ihre Sehnsucht nach dem Wald. Und vor allem Miras strahlendes Gesicht hinter den gelben Rosen, ihre ewig gleichen Worte, dieses dumpfe Poltern. Auch Julians Fürsorge und den Brief des Anwalts, alles wollte sie vergessen. Doch da tauchte schon wieder Mira vor ihr auf. Lächelnd drehte sie sich um die eigene Achse, hob anmutig ein Bein, ließ es so langsam durch die Luft schweben, als würden die Gesetze der Schwerkraft nicht mehr gelten. Alle Lichter waren auf sie gerichtet, jeder im Saal hielt den Atem an, dann ein donnernder Applaus, die Menschen um Lena herum hämmerten mit den Füßen auf den Boden. Sie kamen ihr vor

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