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Katzenhöhle

Katzenhöhle

Titel: Katzenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegunde Artmeier
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ihr hatte anhören müssen? Auf jeden Fall konnte er sich jetzt die ersehnte Kneipe kaufen. In München, Berlin oder sonst wo.
    »Was machst du mit dem vielen Geld?« raunte Billy ihr zu, als der offizielle Teil vorbei war.
    Sie musterte ihn. Er sah erleichtert aus, glücklich.
    »Mit welchem Geld?« fragte sie zerstreut.
    »Na, du hast doch gehört, wie viel Mira in diese Versicherung eingezahlt hat, dann noch die Klamotten. Hat sich gelohnt, würd ich sagen.«
    Billy wusste von ihrer Leidenschaft für kostspielige Garderobe und Kunstobjekte.
    »Die Versicherung will ich nicht.«
    Billys Mund blieb offen. »Seit wann machst du solche Scherze?«
    Auch der Notar hielt es für einen Spaß. Als er aber verstanden hatte, dass Lena das ernst meinte, drängte er sie, es sich noch einmal zu überlegen. Sie versicherte ihm, darüber nachzudenken. Alles, was sie jetzt wollte, war, so schnell wie möglich aus diesem gediegenen Büro verschwinden. Denn das war genauso, wie sie es erwartet hatte. Eine Überraschung pro Tag war offenbar genug.
    Sie gingen die Treppe hinunter. Lena musste an den vergangenen Abend denken, als auf einmal das Telefon geläutet hatte. Ob das Cedric gewesen war? Oder diese blonde Polizistin, die dauernd das Gleiche von ihr wissen wollte? Wenn Lena abgehoben hätte, wüsste sie jetzt mehr. Aber sie hatte Angst gehabt vor erneuten Fragen – und davor, dass es jemand anderes als Cedric gewesen wäre. Gleichzeitig hoffte sie, er würde persönlich vorbei kommen, wenn sie nicht dran ging. Doch er war nicht gekommen.
    Während der Rückfahrt nach Regensburg war es leise im Auto. Der Papa sah traurig aus, die Mutter genauso, auch wenn ein heimliches Lächeln um deren Mundwinkel spielte. Ein Luxusappartement in London – wenn die Eltern das verkauften, käme ein wenig von dem alten Glanz zurück. Noch im Tod erfüllte Mira die Ansprüche der Mutter. Doch Lena war ihr nicht mehr böse, nur enttäuscht. Zwei Töchter zu lieben, musste genauso schwierig sein wie die eigene Zwillingsschwester.
    Auch Lena hing ihren Gedanken nach. Es gab viel, worüber sie nachdenken musste: diese Sache in der Tiefgarage, die ständigen Verhöre, dann der Anruf im Hotelzimmer, eine lange, schlaflose Nacht nach vielen vorherigen schlaflosen Nächten, die eindringlichen Worte des Notars. Und Miras Geld, das sie so dringend brauchte. Aber wenn sie es annähme, wäre sie noch verdächtiger. Gut, dass es so viel zu überlegen gab. Sonst hätte sie nur an ihn gedacht: an diesen einen Mann, an Miras Mann. Aber er war nicht nur das, er war auch all das, was Mira selbst für Lena verkörpert hatte. Über ihn fände Lena endlich Zugang zu jener Welt, zu der sie gehören wollte, trotz ihrer Angst davor. Von Mira hatte sie das Tanzen gelernt, mit Cedric könnte sie es vervollkommnen. Lena wusste, dass sie es alleine nicht schaffen würde. Immer schon hatte sie eine Hand gebraucht, die sich ihr darbieten und ihr helfen würde. Doch Miras Hand konnte sie nicht mehr ergreifen, sie brauchte einen anderen Weg ins Licht. Wäre Cedric die Lösung? Aber dann hätte er noch mehr Macht über sie – und das wollte Lena nicht.
    »Ich weiß, was du mit dem vielen Geld machst«, sagte der Papa auf einmal. »Jetzt kannst du dir endlich einen richtigen Balletttrainer leisten – den besten, den es gibt.«
     
    Lilian konnte sich kaum beherrschen, am liebsten hätte sie den Kollegen angeschnauzt. Doch sie wies ihn nur kühl darauf hin, dass er die Ermittlungen zu Gisela Dormanns Tod nicht sorgfältig genug geführt und ein Nachspiel zu erwarten habe. Dann knallte sie den Hörer auf die Ladestation.
    »Was hast du vor?«, fragte Helmut vorsichtig.
    »Na, was wohl? Ich werde die Leiche exhumieren lassen.«
    »Nach fünf Jahren? Da kann der Rechtsmediziner nur noch in Knochenresten wühlen.«
    »Ich weiß selber, dass von der Leiche nicht mehr viel übrig ist. Aber vielleicht ergibt die Analyse der Bodenproben aus dem Erdreich um den Sarg herum irgendwas.«
    »Und was, bitteschön? Dass Gisela Dormann vor ihrem Erstickungstod vergiftet wurde? Erstens ist das absurd und zweitens verstehe ich nicht, welches Gift du nach fünf Jahren noch nachweisen willst.«
    »Es gibt metallische Gifte, bei denen das möglich ist. Arsen oder thalliumhaltige Gifte wie Rattengift.«
    »Also, Lilian – wer mordet denn heutzutage noch mit Arsen? Und Rattengift hat eine schleichende Wirkung, das dauert ewig. Du hast zuviel in deinen Agatha-Christie-Krimis geblättert. Wie soll Lena

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