Katzenkrieg
es gewesen?», herrschte er den Engländer an.
«Nein! Wie soll ich es gewesen sein?», protestierte Anthony. «Ich bin Kunstexperte, unfähig, jemanden umzubringen, auch nur in Gedanken. Und wo ist die Waffe?»
«Was weiß denn ich! Die können Sie weggeworfen oder versteckt haben. Kein Mörder wartet mit der Waffe in der Hand auf die Polizei. Kennen Sie das Opfer?»
«Ja. Ich war tatsächlich vor weniger als einer Stunde mit ihm zusammen, im Chicote. Er hatte mich dahin zitiert, um mir etwas Wichtiges zu sagen, befürchtete aber, gehört zu werden. Um das zu vermeiden, hat er mich hierherkommen lassen. Als ich gekommen bin, war er schon tot.»
«Da passt nichts zusammen», grunzte der Oberstleutnant. «Wo sind wir? Das scheint eine konspirative Wohnung zu sein, ein Versammlungsort von Terroristen, Schurken und ausländischen Agenten.»
«Das wusste ich natürlich nicht. Er hat sie mir ganz anders beschrieben. Ich bin vom Chicote zu Fuß hergekommen. Wenn mich Hauptmann Coscolluela beschattet hat, wie es seine Art ist, kann er es Ihnen bestätigen.»
«Hauptmann Coscolluela ist heute Abend umgebracht worden», sagte der Oberstleutnant knapp. «Und ich hätte dasselbe mit Ihnen tun sollen. Ich hätte das Recht, auf flüchtige Häftlinge zu schießen, auf Sie anwenden sollen. Ihretwegen habe ich meinen besten Mitarbeiter verloren. Und jetzt wird dieser Typ umgelegt, der uns so wertvolle Angaben hätte machen können.»
«Pedro Teacher?»
«Wie er auch heißen mag. Wir sind ihm seit seiner Ankunft in Madrid gefolgt, aber der Schweinehund war aalglatt. Hätten Sie nicht eine Serviette mit der Adresse auf dem Tisch liegen lassen, dann hätten wir ihn nicht gefunden. Natürlich hilft er uns in diesem Zustand nicht sehr viel.»
Nachdem sich alle ein wenig beruhigt hatten, bemerkte Anthony eine tiefe Erschöpfung in den kantigen Zügen des Oberstleutnants. Dieser kümmerte sich nicht weiter um ihn und sprach mit seinen Untergebenen. «Zwei bleiben hier, bis der Richter die Leiche freigegeben hat, die andern kommen mit mir. Der Volltrottel da begleitet uns auf die Polizeidirektion. Dort wird er singen, freiwillig oder gezwungenermaßen.»
Auf dem Weg zur Obersten Polizeidirektion wollte Anthony die Details von Hauptmann Coscolluelas Tod erfahren. Nachdem sich der Oberstleutnant Luft gemacht hatte, war seine Feindseligkeit gegenüber dem Engländer verschwunden, und er gab gleichgültig Auskunft. Die Leiche des Hauptmanns war etwa um sechs Uhr abends auf einem verlassenen Grundstück in der Nähe des Retiro-Parks gefunden worden. Allen Anzeichen nach war er, an einem anderen Ort, das Opfer einer Schießerei geworden und danach auf das Baugelände gebracht worden. Laut dem Oberstleutnant war es völlig klar, wer das Verbrechen begangen hatte: Einige Tage zuvor war bei einer Konfrontation auf der Straße ein der Falange angehörender Jurastudent umgekommen, und wie es bei ihnen die Regel war, hatten sich seine Kameraden auf diese Art für seinen Tod gerächt. Zudem passte das Attentat zu der Terrorismuskampagne, die die Falange durchführte, um das Terrain für einen möglichen Militäraufstand vorzubereiten.
«Haben Sie Beweise dafür?», fragte Anthony. «Augenzeugen? Hat die Falange es zugegeben?»
«Das ist unnötig.»
Anthony Whitelands fasste einen Entschluss. «Wenn wir in Ihrem Büro sind, erzähle ich Ihnen, wo und wann ich den armen Hauptmann Coscolluela zum letzten Mal gesehen habe. Und ich empfehle Ihnen, das Innenministerium anzurufen. Die Geschichte ist es wert.»
Während sich im Auto dieser Dialog abspann, hatten in einer Wohnung der Calle Nicasio Gallego 21, dem Hauptsitz der Falange, der Besuch von Pater Rodrigo, einem alten Bekannten des Marquis de Estella, und seine Neuigkeiten eine dringende Sitzung der Junta Política nach sich gezogen.
«Ich habe es so deutlich gehört, wie ihr es von mir hört: Im Moment werden sie nichts unternehmen.»
Düster, aber versöhnlich meldete sich der Generalsekretär der Partei zu Wort, Raimundo Fernández Cuesta. «Alles kann sich im Handumdrehen ändern. So, wie die Dinge liegen …»
«Und wenn sich nichts ändert?», sagte Manuel Hedilla.
José Antonio Primo de Rivera schlug mit der Handfläche auf den Tisch, um das Wortgefecht zu beenden. Dann sagte er resigniert: «Kamerad Hedilla hat recht: Es wird sich nichts ändern. Mola und Goded sind Lahmärsche. Und Franco ist eine Memme.»
«Bleibt noch Sanjurjo», sagte José María Alfaro. «Der hat Schneid
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