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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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und die Frau samt Baby hinauszuschmeißen.
    Laut sagte sie: «Ich verstehe immer noch nichts. Damit ein Agent aus Moskau geschickt wird, bloß um einen Mann umzubringen, muss dieser Mann etwas Gewaltiges ausgefressen haben.»
    «Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, Señora. Ich weiß nur Bruchstücke. Der englische Herr, wenn er zu viel getrunken hat oder scharf ist, mit Verlaub wegen dem Wort, redet immer von einem Bild. Ob es da eine Beziehung gibt oder nicht, weiß ich nicht, aber ich erzähle es Ihnen, um Señora zu uniformieren.»
    Angesichts dieses offensichtlichen Beweises für das Vertrauen zwischen Anthony und der Frau vor ihr schwand Paquitas Argwohn. «Wäre es denn nicht einfacher gewesen, diesen englischen Herrn direkt von der Gefahr in Kenntnis zu setzen, anstatt herzukommen und es mir zu erzählen, wo ich ihn doch kaum kenne?», fragte sie.
    «Einfacher vielleicht schon, aber unnütz. Der englische Herr ist in gewissen Dingen ein bisschen dumm.»
    Paquita konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Die Übereinstimmung der Einschätzung beseitigte für einen Augenblick den Graben zwischen den beiden Frauen. Dann rückten die Dinge wieder auf ihren angestammten Platz.
    «Abgesehen davon», fuhr die Toñina fort, «ist da die eigene Gefahr. Die Partei zu verraten ist schlecht für die Zukunft des Proletariats, aber noch schlechter für die Gegenwart dessen, der es tut. Ich setze schon viel aufs Spiel, indem ich die Señora aufsuche. Und wenn ich nicht mehr da bin, wer kümmert sich denn um dieses arme Kind der Sünde?» Angesichts dieser dramatischen Perspektive erbrach das Kind der Sünde alles Verzehrte und begann trostlos zu plärren.
    «Hast du dir denn überlegt, wo du hingehen willst?», fragte Paquita, während sie ihren Blick abwandte und mit dieser Frage das unmittelbar bevorstehende Ende des Gesprächs ankündigte.
    «Nach Barcelona, wie alle.»
    Paquita öffnete die Handtasche und zog einige Geldscheine und eine Visitenkarte hervor. «Da», sagte sie. «Du wirst es brauchen können. Und wenn du in Barcelona dein Leben ändern willst, geh zu Baron de Falset, zeig ihm meine Karte und sag, dass dich seine Cousine Paquita aus Madrid schickt. Er wird dir helfen. Wenn du lieber wartest, bis Lenins Worte in Erfüllung gehen, ist das deine Sache.»
    Sie begleitete die Toñina mit dem Baby zur Seitenpforte des Gartens. Bevor sie ging, wollte ihr die Toñina zum Dank die Hand küssen, doch Paquita zog sie abrupt zurück und verabschiedete sich rasch. Dann schloss sie die Pforte und begann zwischen den Myrten auf und ab zu gehen, um das emotionale, intellektuelle und praktische Gestrüpp zu entwirren, in dem sie sich befand. Sie konnte nicht wissen, dass der Gegenstand ihrer Sorgen in diesem Augenblick ganz in der Nähe des Palais war.
    Tatsächlich trat Anthony Whitelands gleich nach dem Gespräch mit dem Herzog von Igualada auf die Straße hinaus, suchte eine Telefonzelle, rief in dem Haus an, das er soeben verlassen hatte, und fragte nach Señorito Guillermo. Der war glücklicherweise nicht ausgegangen wie sonst üblich. Am Vorabend hatte er bis spät gearbeitet, und jetzt wollte er, frisch gebadet, eben frühstücken. Als er ihn am Apparat hatte, gab sich Anthony zu erkennen und bestellte ihn in die Cafeteria Michigan. Der junge Guillermo kam unverzüglich. Während er ein reichhaltiges Frühstück verzehrte, erkundigte sich der Engländer, ob er über den mutmaßlichen Verräter in der Falange etwas Neues herausgefunden habe. Da dem nicht so war, fragte Anthony, ob er es immer noch für eine gute Idee halte, dass er, Anthony, mit José Antonio über dieses Thema spreche. Guillermo nickte lebhaft. Anthony beauftragte ihn, ein Treffen zu organisieren. «Such dir einen diskreten Ort aus, einen Zeitpunkt, der ihm passt, und lass es mich wissen. Ich werde zwar unbewaffnet kommen, aber er kann ruhig seine Pistolen mitbringen, nicht aber seine Revolverhelden. Wir müssen uns allein sehen.»
    Guillermo del Valle wollte den Auftrag prompt erledigen, stieß aber auf mehr Hindernisse als erwartet. Im Sitz in der Calle de Nicasio Gallego, wo er sich gegen zwei Uhr nachmittags einstellte, wusste man nichts vom Chef. Für sieben Uhr hatte er eine Sitzung des Nationalen Rats einberufen; von keinem Ratsmitglied war bekannt, wo es sich bis dahin aufhielt. Guillermo del Valle verließ den Sitz und ging zu Anthonys Hotel, um ihn vom Ergebnis seiner Bemühungen zu unterrichten. Da ihm der Empfangschef sagte,

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