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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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nicht immer gern, wie ich gestehen muss. Meine Neigungen galten immer der Dichtkunst. Aber ein Erzieher ist mit uns in die Museen gegangen, mit meinen Geschwistern und mir, als Teil unserer Ausbildung, aber beigebracht hat er uns nie etwas. Meine diesbezüglichen Kenntnisse sind gleich null, und für mich ist Velázquez etwas so Alltägliches wie die Bäume im Retiropark. Aber wenn ich Sie jetzt sprechen höre, wird mir bewusst, dass ich eine Goldmine zum Greifen nahe vor mir habe. Und nichts würde mir so viel Spaß bereiten, wie sie in Ihrer gelehrten Gesellschaft auszubeuten.»
    Anthony war für die Richtungsänderung dankbar, die diese belanglose Bemerkung dem Gespräch gegeben hatte, und sagte eilig: «Das würde ich mit dem allergrößten Vergnügen tun, wenn es die Umstände zuließen. Ich sehe, dass Sie ein Mann von Kultur sind, ahne aber, dass Ihr Leben in anderen Bahnen verläuft. Ist die Frage indiskret, was Sie tun, Señor Marquis?»
    «Keineswegs, mein Beruf ist öffentlich bekannt. Ich bin Anwalt, und seit einiger Zeit widme ich mich der Politik, teils aus Familientradition, teils aus persönlicher Neigung, teils auch aus einem fast religiösen Pflichtgefühl gegenüber dem Vaterland heraus.»
    «Der Herr Marquis», sagte die Herzogin, «war bis vor kurzem Parlamentsabgeordneter für Madrid.»
    «Ach – interessant!», sagte Anthony.
    «Interessant?», erwiderte der Marquis. «Vielleicht. Aber meiner Meinung nach auch unergiebig. Ich war zwar Abgeordneter, aber ich war es ohne Glauben und Respekt. In Spanien ist das Experiment der liberalen Demokratie mit Getöse gescheitert. Die Geschichte hat uns nicht auf dieses System vorbereitet, dessen Verdienste ich nicht leugne, falls es ist, was es zu sein hat, und nicht einfach ein Vorwand für Sektierertum, Demagogie und Korruption. Ein Scheitern und ein Getöse, das sich täglich in den Straßen von Madrid bemerkbar macht.»
    Der Engländer nickte wortlos, um eine Diskussion über Themen zu vermeiden, von denen er nichts wusste und über die als Ausländer sich zu äußern er als nicht korrekt empfand. Doch die maliziöse Paquita ließ ihn nicht in Frieden. «Sie überraschen mich, Señor Whitelands», sagte sie gespielt unschuldig. «Als Engländer müssten Sie doch die parlamentarische Demokratie verteidigen. Oder sind Sie da ebenso skeptisch, wie es Velázquez war?»
    «Verzeihen Sie, Señorita Paquita, aber ich glaube nicht, dass Velázquez skeptisch war», erwiderte Anthony ernst. «Er war einfach einem König ergeben, der ihm diese Ergebenheit mit seiner Gunst und persönlichen Freundschaft gelohnt hat. Unter diesen Umständen ist eine scheinbar opportunistische Haltung von Velázquez nichts Besonderes, so wie auch meine Haltung hinsichtlich meines Landes und meines Königs, gegen die mich aufzulehnen ich keinen Grund habe, nichts Besonderes ist. Aber ich gebe zu, dass es nicht verdienstvoll ist, in Zeiten der Blüte und des sozialen Friedens loyal zu sein.»
    «Gut gesprochen», stimmte der Marquis de Estella zu. «Unsere Länder trennt ein Abgrund, und daher ist das politische System, das sich England gestatten kann, hier gescheitert. Die Demokratie und die Lehre von der Gleichheit aller Menschen gründen bei Ihnen auf für alle befriedigenden gesellschaftlichen Beziehungen, was wiederum nur möglich ist dank dem ganzen Reichtum aus Ihrem großen Kolonialreich. Dasselbe lässt sich in gewisser Weise auch von Frankreich sagen. Aber was nützt den Ländern, die nicht über diese Quelle des Reichtums verfügen, der alles regelt und mildert, die Wahlfarce? Gibt es etwa nicht logischere Formen, die Geschicke einer Nation zu lenken? Nehmen Sie Deutschland oder Italien …»
    «Plädieren Sie denn für ein totalitäres Regime?», fragte der Engländer leicht entrüstet.
    «Nein», erwiderte der andere, «ganz im Gegenteil: Ich spreche davon, Spanien vor einem tausendmal schlimmeren Totalitarismus als dem der genannten Regime zu schützen. Dem sowjetischen Totalitarismus, der mit Riesenschritten vorrückt, und zwar im Einvernehmen mit einer Regierung und einer Volksvertretung, die angeblich vom Volk gewählt worden sind.»
    «Das sind sehr starke Worte, Señor Marquis», sagte Anthony.
    «Die Tatsachen sind noch stärker.»
    «Sie wären also für eine Lösung wie die italienische?»
    «Nein, wie die spanische.»
    Die Tonlage des Dialogs war entspannt und unverkrampft geblieben, so dass die beiden Gesprächspartner es für angebracht hielten, an diesem

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