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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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kontrollieren, ist undenkbar für die Aufrechterhaltung des Kräftegleichgewichts auf dem Kontinent und im Mittelmeerbecken. Bis jetzt haben wir eine Entente mit den Faschisten unterhalten, und es gibt keine Anzeichen für einen baldigen Sinneswandel von Seiten Hitlers. Mussolini ist ein Hanswurst, der mit seinem lächerlichen Abessinienkrieg beschäftigt ist. Der wirkliche Feind ist die Sowjetunion. Ob es uns passt oder nicht, in Spanien müssen wir die Faschisten gegen die Marxisten unterstützen. Ich denke, ich habe mich unmissverständlich ausgedrückt. Irgendeine Frage?»
    Da die Angelegenheit nichts mit ihnen zu tun hatte und die Befehle von der übergeordneten Autorität kamen, gaben die Diplomaten ihrem absoluten Einverständnis mit Lord Bumblebees Worten Ausdruck und sagten, es sei alles vollkommen klar. Auch Anthony sagte nichts. Für ihn war die Alternative eindeutig: Lord Bumblebee gehorchen oder den tatkräftigen Schutz der Botschaft verlieren und sofort Oberstleutnant Marranón in die Hände fallen. Da er andererseits nach wie vor von der Echtheit des Velázquez überzeugt war, war ihm alles recht, was das Bekanntwerden des Bildes mit seinem Namen in Zusammenhang brächte, was auch immer letztlich die Ursache für den Verkauf war. Im Grunde hatte das Ganze für ihn eine positive Wendung genommen: Da er von jetzt an gemäß den expliziten Wünschen der britischen Regierung handelte, konnte er mit deren Unterstützung seiner Person und seiner Pläne rechnen, wenigstens verschleiert und indirekt. «Was ist meine gegenwärtige Stellung gegenüber der spanischen Polizei?», fragte er.
    «Das müssen Sie die fragen», antwortete der Erste Sekretär. «Wir haben schon genug getan, um Sie freizubekommen. Meiner Einschätzung nach wird man Sie in Ruhe lassen. Man hat Sie eingesperrt, um zu sehen, ob Sie singen, aber hinter Gittern sind Sie nicht von Nutzen für sie. Wenn Sie hingegen frei sind, können Sie sie zum Ziel führen. Denken Sie daran. Vom Bild wissen die nichts – da haben Sie die Nase vorn.»
    Bei diesen Worten schickte sich der Erste Sekretär an, mit den anderen Sitzungsteilnehmern den Raum zu verlassen. Alle drängten zum Mittagessen, aber keiner so sehr wie Anthony, der aufstand und auf die Tür zuging, nachdem er gesehen hatte, dass keiner sich von ihm zu verabschieden vorhatte. Harry Parker begleitete ihn, um sicherzugehen, dass er die Botschaft diskret verließ. In der Tür befiel Anthony aber ein Zweifel, er blieb stehen und wandte sich zu Lord Bumblebee um: «Verzeihen Sie, Lord Bumblebee, da gibt es etwas, was mir nicht klar ist. Was spielt denn dieser Kolja in der ganzen Geschichte für eine Rolle?»
    «Kolja? Das hab ich Ihnen doch vorher schon gesagt – wir wissen es nicht. Aber eines ist sicher: Kolja ist Ihr Widerpart. Wenn wir vom Verkauf des Bildes wissen und auch die spanischen Behörden etwas argwöhnen, dann sind selbstverständlich die Russen ebenfalls auf dem Laufenden. Natürlich haben sie kein Interesse daran, dass die Faschisten Unterstützung in Form von Geld oder Waffen bekommen, und werden alles unternehmen, um das zu verhindern. Zu diesem Zweck haben sie Kolja mobilisiert.»
    «Verstehe», sagte Anthony, «und wie kann Kolja die Operation behindern?»
    «Was für eine dumme Frage, Whitelands!», rief Lord Bumblebee. «Mit der üblichen Methode – indem er Sie aus dem Weg schafft.»

25
    Nicht einmal ein üppig beladener Teller Linsen mit Paprikawurst, ein halber Laib Weißbrot und ein Krug Rotwein vermochten die von Lord Bumblebees bedrohlichen Worten ausgelöste Niedergeschlagenheit zu vertreiben. Während er den lange angestauten Hunger stillte, wurde Anthony Whitelands das Bild nicht los, wie ihn ein gesichtsloser Mörder verfolgte. Überall und jederzeit konnte ihn jemand erdolchen oder aus nächster Nähe erschießen, ihn mit der Krawatte erdrosseln oder ihm Gift in den Teller oder ins Glas geben. Während er ängstlich aß und trank, überlegte sich Anthony zum x-ten Mal, ob er mit dem erstbesten Zug nach London fahren sollte. Zurück hielt ihn einzig die Überzeugung, in eine internationale Intrige verwickelt zu sein, so dass es auf dem ganzen Planeten keinen Ort gäbe, wo er vor den Verschwörern sicher wäre, wenn diese beschlössen, ihn umzubringen – als Repressalie oder um ihn mundtot zu machen oder aus reiner Feindseligkeit. Die einzige Möglichkeit, lebend aus dieser Patsche herauszukommen, wäre, das Geschäft, das ihn nach Madrid geführt hatte, so

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