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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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unangenehmer.»
    Nachdem Anthony seine Trostlosigkeit in den Griff bekommen hatte, zog Lord Bumblebee einen Stuhl zu seinem Sessel heran, setzte sich rittlings darauf, ergriff die Pfeife am Kopf und zielte mit ihrer Spitze auf Anthonys Nase, während er einen forschenden Blick auf ihn heftete. «Sagt Ihnen der Name Kolja etwas? Haben Sie ihn in den letzten Tagen gehört?»
    «Nein», antwortete Anthony. «Weder in den letzten Tagen noch sonst je. Wer ist das?»
    «Das wissen wir nicht», sagte Lord Bumblebee etwas lauter, damit ihn alle verstehen konnten. «Gentlemen, da liegt der Hase im Pfeffer. Kolja ist der Deckname eines sowjetischen Agenten, der in Spanien aktiv ist, mehr wissen wir nicht. Es ist uns nichts bekannt über seine Identität oder seine Aktivitäten. Er kann Spanier oder Ausländer, Mann oder Frau sein, irgendwas. Unser Informant hat uns nur eine chiffrierte Botschaft zukommen lassen können, laut der der Botschafter der Sowjetunion in Spanien vom Komintern dringlich zur Beratung einberufen wurde und eine Blitzreise nach Moskau machte. In den Kreml und in die Lubjanka, ins Hauptquartier des russischen Geheimdienstes. Als Ergebnis dieses Besuches gab das NKWD Kolja präzise Anordnungen …»
    Lord Bumblebee verstummte und schwieg bedrohlich. Da es aussah, als würde er den Mund nie wieder auftun, wagte der Erste Sekretär irgendwann zu sagen: «Und was dann?»
    «Nichts dann», erwiderte Lord Bumblebee scharf, als wäre die Frage unangebracht.
    Die Wanduhr schlug eins. Alle außer Anthony schauten, ob ihre Uhren richtig gingen. Dann rieb sich Lord Bumblebee die Hände. «Es ist allmählich Zeit fürs Mittagessen, finden Sie nicht auch?»
    «Wann Sie belieben, Lord Bumblebee.»
    Bei dieser neuen Wendung fragte sich Anthony, was besser für ihn wäre, in Vergessenheit zu geraten oder seine Situation zu klären. Dann beschloss er, mit einem diskreten Hüsteln auf sich aufmerksam zu machen. Kopfschüttelnd rief Lord Bumblebee: «In Dreiteufelsnamen, Whitelands, beinah hätte ich Sie vergessen. Nun, da die Zeit drängt, sage ich Ihnen, wie Sie vorzugehen haben. Zusammenfassend ist die Sache die: Sie müssen über den Kauf eines gefälschten Bildes nachdenken … Unterbrechen Sie mich nicht, in Dreiteufelsnamen. Eines gefälschten, einem gewissen Velázquez zugeschriebenen Bildes.»
    «Verzeihen Sie, Lord Bumblebee, aber …»
    «Halten Sie den Schnabel, Whitelands, Ihre Meinung interessiert mich einen feuchten Dreck – ich arbeite für den Geheimdienst, nicht für Sotheby’s. Damit will ich sagen, dass die Regierung Seiner Majestät», er deutete mit der Pfeife auf das erhabene Bildnis, «ein nicht künstlerisches Interesse an der Operation hat. Ist das klar? Ich fahre fort: Offenbar soll der Verkaufserlös in den Erwerb von Waffen für in Spanien operierende faschistische Gruppen investiert werden. Das weiß auch der spanische Geheimdienst, wenn es denn etwas gibt, was diesen Namen verdient. Und jetzt, Gentlemen, hören Sie gut zu. Was ich sagen werde, darf diesen Raum nicht verlassen. Im Namen Seiner Majestät, Whitelands, beauftrage ich Sie damit, mit dem Verkauf fortzufahren, indem Sie das Bild für echt erklären, ob es nun echt ist oder nicht, damit das besagte Bild möglichst hoch eingestuft wird. Habe ich mich deutlich ausgedrückt? Offiziell wissen wir von diesem Kuhhandel nichts. Wenn die spanischen Behörden die Operation aufdecken und als strafbar einstufen, was sie auch ist, sind Sie es, der die Konsequenzen bezahlen wird. Wir werden uns nicht für Sie verwenden, wir werden jede Kenntnis der Tatsachen bestreiten, sogar dass wir mit Ihnen in Kontakt gestanden haben. Anders können wir gar nicht handeln: England mischt sich nicht in die inneren Angelegenheiten Spaniens ein. Anderseits pflegt England keine Freundschafts- und Kooperationsbeziehungen mit Regierungen oder Gruppen faschistischer Ausrichtung, verhält sich ihnen gegenüber aber auch nicht aggressiv. Das hat jeder mit sich selbst auszumachen, so lautet unsere Devise.»
    Er saugte wütend an der Pfeife, klopfte den Kopf im Aschenbecher aus, bis ein verspeichelter Tabakklumpen herauskam, steckte die Pfeife in die Tasche und fügte hinzu: «Nun, alles weist auf eine unmittelbar bevorstehende bolschewistische Revolution in Spanien hin, und obwohl auch das eine innere Angelegenheit ist, kann England es doch nicht gutheißen. Ein kommunistisches Land wenige Meilen vor unseren Küsten, das in der Lage ist, die Straße von Gibraltar zu

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