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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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junge Diplomat ungeachtet des Lamentos seines Landsmanns ein Taxi herbeifuchtelte. Als eines am Bordstein hielt, zwängte ihn Parker rücksichtslos hinein. «Wir haben keine Minute zu verlieren», wiederholte er. «In der Botschaft wird es etwas zu essen geben: Porridge mit Tee, ist das in Ordnung?»
    Anthony wurde übel, aber nach der Nacht im Gefängnis und den tragischen Gedanken, die ihn heimgesucht hatten, entschädigte ihn das Gefühl, gerettet zu sein, für jede Unannehmlichkeit. «Parker, ich habe … ich habe mich bei Ihnen … noch nicht bedankt», brachte er heraus, lehnte sich im Sitz zurück und schlief auf der Stelle ein.
    Er erwachte erst, als er geschüttelt wurde.
    «Wachen Sie auf, Whitelands. Wir sind in der Botschaft. Haben Sie auch wirklich nichts getrunken?»
    Sie stiegen aus und im Gebäude die Marmortreppe hinauf, bis sie zu einem Büro gelangten, das sie nach dem Anklopfen und der entsprechenden Aufforderung betraten. Zu seiner Überraschung und Verwirrung fand sich Anthony in einem eleganten, mittelgroßen Salon mit schweren Vorhängen und grüntapezierten Wänden, von einem riesigen Ölbild Seiner Majestät Edwards VIII. dominiert. Auf einem Sofa neben dem Kamin saßen zwei Herren mittleren Alters im tadellosen Anzug der Berufsdiplomaten. Ein weiterer Gentleman, dieser im Straßenanzug, spazierte auf dem dicken Teppich hin und her und paffte gedankenverloren an einer Pfeife. Keiner von ihnen machte Anstalten, die neu Angekommenen zu empfangen. Ohne sie aus dem Mund zu nehmen, warf der Gentleman mit der Pfeife missbilligend einen kurzen Blick auf Anthonys heruntergekommene Erscheinung, runzelte die Stirn und spazierte weiter. Anthony zwang sich zu einer würdigen Haltung und unterdrückte das Bedürfnis, seinen Parasitenstichen mit ausgiebigem Kratzen zu begegnen. Parker schien den versprochenen Imbiss vergessen zu haben und stellte Anthony die gleichgültigen Herren vor. Einer der Diplomaten war David Ross, Erster Botschaftssekretär, der den anderen das Bedauern des Herrn Botschafters übermittelte, an der Sitzung nicht persönlich teilnehmen zu können, da ihn anderweitige Angelegenheiten zurückhielten. Der zweite Diplomat war Peter Atkins, Kulturattaché der Botschaft, den der Erste Sekretär, David Ross, angesichts des Ausnahmecharakters der Sitzung ebenfalls eingeladen hatte. Der Gentleman mit der Pfeife war Lord Bumblebee. Lord Bumblebee, erklärte Harry Parker Anthony leise, arbeite beim britischen Geheimdienst und sei diesen Morgen eigens von London eingeflogen. Anscheinend hätten sie beim Überfliegen des Ärmelkanals schlechtes Wetter gehabt. Da er nicht vorgestellt wurde, nahm Anthony an, die Anwesenden wüssten, wer er war, und kennten sicherlich seine Situation. Nichts hätte sonst seine Anwesenheit in diesem Salon gerechtfertigt. Nach einer Weile protokollarischer Unbehaglichkeit bedeutete der Erste Sekretär Anthony, er möge Platz nehmen. «Ein Glas Portwein?»
    «Nein, danke.»
    «Vielleicht ein Whisky?»
    «Auch nicht. Ich habe nichts gegessen.»
    «Oh.»
    Nachdem wieder eine Weile vergangen war, sagte Harry Parker, der neben Anthonys Sessel stehengeblieben war, sofern die anderen einverstanden seien, wäre es vielleicht angezeigt, Mr. Whitelands ins Bild zu setzen. Nachdem er diesen Vorschlag bedacht hatte, seufzte der Erste Sekretär verdrießlich, da er etwas längst Bekanntes wieder herbeten musste. «Vor einigen Tagen», sagte er, «haben Sie, Mr. Whitelands, unseren Botschaftsrat, Mr. Parker, angerufen und mit ihm ein Treffen im Madrider Hotel Ritz vereinbart. Bei diesem Treffen haben Sie ihm einen Brief übergeben, den Mr. Parker einer bestimmten Person zukommen lassen sollte, falls gewisse Ereignisse einträfen. Mr. Parker sah bei Ihnen Anzeichen dafür, dass Sie unter der Einwirkung von Alkohol oder einem anderen Produkt toxischer Natur standen, und schrieb Ihr Verhalten einer vorübergehenden Geistesabwesenheit zu. Aber am folgenden Morgen teilte er mir den Vorfall mit, und wir haben den Brief geöffnet und gelesen.»
    Als Anthony das hörte, schnellte er zu dem jungen Diplomaten herum, der die Szene mit stummem Lächeln verfolgte. «Parker! Wie haben Sie mir das antun können? Ich habe Ihnen höchste Vertraulichkeit ans Herz gelegt, und Sie haben mir geschworen …!»
    «Gar nichts habe Ihnen geschworen, Whitelands. Und machen Sie sich keine Sorgen wegen der Vertraulichkeit. Wir haben das Geheimnis im Rahmen des Möglichen bewahrt, das versichere ich Ihnen.

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