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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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Sie müssen verstehen, ich konnte nichts anderes tun. Ich bin Diplomat, und alles, was die Interessen der Krone betreffen könnte, Sie wissen ja …»
    «Mr. Parker», unterbrach ihn der Erste Sekretär, «ist Ihnen keine Rechenschaft schuldig, Mr. Whitelands. Er hat das einzig Angebrachte getan, nämlich seine Vorgesetzten vom Verhalten eines britischen Staatsangehörigen in Spanien in Kenntnis gesetzt, da der Verdacht bestand, dieses Verhalten könne sich auf die internationalen Beziehungen der beiden Länder auswirken. Sollte es denn nötig sein, so erinnere ich Sie daran, dass wir Sie soeben, und nicht ohne Schwierigkeiten, aus der Obersten Polizeidirektion herausgeholt haben, wo Sie festgenommen waren.» Er räusperte sich und fuhr fort: «Mein persönlicher Eindruck von dem Brief war ungünstig; damit meine ich, dass ich dazu neige, nichts von seinem Inhalt zu glauben. Aber so, wie die Dinge in Spanien liegen, habe ich beschlossen, die Vorsichtsmaßnahmen zu verschärfen. Kurzum, ich habe mich mit dem Foreign Office in Verbindung gesetzt. Und jetzt wird Sie Mr. Peter Atkins, Kulturattaché, über den Rest informieren.»
    Der Kulturattaché ergriff das Wort mit so wenig Enthusiasmus wie sein Vorredner und berichtete, während der Erste Sekretär dem Foreign Office von einer mutmaßlichen betrügerischen Transaktion und ihren möglichen diplomatischen Folgen Mitteilung erstattet habe, habe er als Kulturattaché sich telefonisch mit dem Empfänger des Briefes in Verbindung gesetzt, einem gewissen Edwin Garrigaw, Konservator der Londoner National Gallery, einem untadeligen Mann und einer anerkannten Kapazität auf seinem Gebiet, und ihm den Inhalt des Briefes vorgelesen. Mr. Garrigaw habe sich den Text wiederholen lassen und dann erklärt, bei dem von Mr. Whitelands im Brief erwähnten Bild müsse es sich zwangsläufig um eine Fälschung handeln. Ohne Mr. Whitelands’ Wissen und Redlichkeit in Zweifel ziehen zu wollen, sei Mr. Edwin Garrigaw überzeugt gewesen, dass Mr. Whitelands’ Urteilsfähigkeit durch Umstände, die ohne detailliertere Kenntnis seiner Handlungen nicht zu bestimmen seien, beeinträchtigt gewesen sei. Angesichts dessen …»
    An diesem Punkt konnte Anthony seine durch die Erschöpfung und den Bärenhunger paradoxerweise noch verschärfte Wut nicht mehr im Zaum halten. «Das ist unerträglich!», rief er, stand von seinem Stuhl auf und richtete den Drohfinger auf alle Anwesenden. «Sie haben sich auf eine Art und Weise benommen, die mit Ihrem Amt unvereinbar und absolut ungentlemanlike ist! Sie haben nicht nur das von mir in Sie gesetzte Vertrauen missbraucht, sondern einem Rivalen etwas zugeschanzt, was mein ist, und mir damit einen grenzenlosen materiellen und moralischen Schaden zugefügt! Edwin Garrigaw … eine schöne Autorität! Dieser Mann ist ein aufgeblasener Ignorant. In Cambridge wurde er Violet genannt! Und ich werde Ihnen etwas sagen, was Ihnen die Schamröte ins Gesicht treibt: Vor zehn Jahren hatte er die Stirn, Adolfo Venturi und Roberto Longhi bei der Zuschreibung eines mutmaßlich von Caravaggio stammenden Bildes zu widersprechen, wie finden Sie das? Venturi und Longhi! Müßig zu sagen, dass er dafür eine schöne Nummer schieben durfte. Aber offenbar ist dieser Typ unverbesserlich. Ich habe das Bild gesehen, meine Herren, mit meinen eigenen Augen! Ich …»
    Die Anwandlung verflog so plötzlich, wie sie gekommen war, und Anthony brach wieder in seinem Sessel zusammen, barg das Gesicht in den Händen und begann laut und krampfartig zu schluchzen. Die Diplomaten schauten einander perplex an und wussten nicht, wie diese peinliche Szene zu beenden war, bis Lord Bumblebee abrupt auf seinem Teppichrundgang innehielt, vor Anthony hintrat und ebenso ruhig wie entschieden sagte: «Mr. Whitelands, heben Sie sich diese blamablen Gefühlsergüsse für einen späteren Zeitpunkt auf. Diese Gentlemen haben ihre Pflicht als Diplomaten und Engländer erfüllt. Sie dagegen haben Ihre persönlichen Interessen über die Ihres Landes gestellt. Auch ich habe den famosen Brief gelesen, und meine Schlussfolgerung ist die: Wenn das, was drinsteht, falsch ist, dann sind Sie ein Betrüger oder ein Geistesgestörter; wenn es stimmt, dann sind Sie Komplize eines internationalen Delikts. Also benehmen Sie sich gefälligst nicht länger wie ein Idiot, und hören Sie gut zu, was ich Ihnen zu sagen habe. Ihretwegen habe ich eine sehr unangenehme Reise gemacht. Machen Sie sie mir nicht noch

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