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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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kleinen Imbiss parat.«
    Sie trafen Maja ausgestreckt auf der obersten Treppenstufe von Streuners abgetakeltem Imkerwagen, während der Inhaber selbst einige Meter entfernt mit der Zubereitung einer seiner zweifelhaften Delikatessen beschäftigt war. Zwei Schwanzlängen vor ihr machte Serrano Halt. »Ben hat mir gesagt, wo du bist«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Glückwunsch.« Ihre Augen schienen Serrano dunkler als sonst, ein wenig wie trübes Öl.
    Streuner schob sein Essen unter einen Stein und sprang herbei. »He, ho, seltener Besuch!«, rief er. »Ich hoffe, nicht für länger.« Ben, der sich respektvoll im Hintergrund hielt, beachtete er nicht.
    »Ich möchte einige Worte mit Maja wechseln«, sagte Serrano.
    Streuner nickte verständnisvoll. »Ich auch. Aber sie ist stumm wie ein Fisch, was bedeutet, dass sie über eine heikle Sache grübelt.«
    »Halt die Klappe!«, sagte Maja. »Übrigens glaube ich, dass sich unter deinem Stein da eben was bewegt hat.«
    »Ist wahr?« Wie ein Pfeil schoss Streuner zu seinem Futter zurück. Ben wandelte ihm geistesabwesend hinterher.
    »Hunger hast du wohl keinen, oder?«, rief Streuner. Im nächsten Moment knackte es unter seinen Pfoten. Über Serranos Rückenhaut lief eine kalte Welle.
    »Er ist nicht immer so«, sagte Maja, die sie bemerkte. »Nur wenn er versucht, mich aufzumuntern.«
    »Er wird sicher seine Vorzüge haben, wenn du ihn magst«, erwiderte Serrano skeptisch.
    »So ist es, auch wenn es nicht unbedingt deine sind. Dafür ist er treu.«
    »Ich weiß. Außerdem versteht er etwas von Nahrungszubereitung.«
    Maja sah ihn verdutzt an. Dann lächelte sie. »Was willst du?«
    »Eine Auskunft.«
    »Schon wieder? Serrano, langsam fällt es auf, dass ich Auskünfte wie Hackbällchen in dich hineinstopfe, ohne dass je etwas dabei herauskommt.« Sie seufzte. »Also?«
    »Woher weiß Trudi von der menschlichen Leiche, unten am Fluss bei den Hausbooten?«
    Ihrem Blinzeln entnahm er, dass er sie überrumpelt hatte.
    »In ihrem Zustand wird Trudi wohl kaum auf Wanderschaft gehen«, fuhr Serrano fort, »also ist sie auf Informationen von außen angewiesen, und die mit Abstand bestinformierte Katze des Viertels bist du. Kannst du mir erklären, warum erst eine dürre Siamesin kommen und meine Nase auf die Leiche stoßen muss?«
    Die Schärfe in seiner Stimme tat ihre Wirkung. »Du warst unterwegs«, sagte Maja widerstrebend. »Außerdem ist es nicht besonders interessant, gerade noch ausreichend für ein Geplauder zwischen Weibchen. Schließlich ist der Tote nur ein Mensch. Als seine Geschichte bei mir ankam, war sie außerdem bereits durch zwei Mäuler gegangen. Ich würde dir raten, dich an das erste zu wenden, wenn sie dich interessiert. Obgleich ich offen gestanden nicht wüsste, warum sie das tun sollte. Wie gesagt, es ist nur ein Mensch.«
    Serrano überhörte die Spitze in ihrer letzten Bemerkung. »Wem gehört dieses erste Maul?«
    »Einem Grauen«, sagte sie gelangweilt. »Einer von der Sorte, der fünfbeinige Spatzen sieht. Soviel ich weiß, wohnt er auf einer der schwimmenden Höhlen unten am Fluss. Seine Besitzer haben kürzlich gejungt, das dürfte dich vielleicht weiterbringen.«
    Serrano berührte mit der Schulter die ihre. »Danke.«
    »Vergiss über dem toten Menschen deine tote Tochter nicht!«, mahnte Maja trocken.
    Streuner und Ben gesellten sich zu ihnen. »Hat’s geschmeckt?«, fragte Serrano höflich.
    »Exquisit«, sagte Streuner und leckte sich das Maul. »Kaum etwas kann sich mit Septemberkröten messen. Sie haben gelaicht und sind bei maximaler Größe so mürbe wie ein Meisenhirn. Übrigens hat Ben eine Botschaft.«
    Maja straffte sich. »Ist dir etwas zum Kompost eingefallen?«
    »Vielleicht«, sagte Ben und trat von einer Pfote auf die andere. »Aber es fällt mir schwer, von unten herauf mit euch zu reden. Nicht, dass ich ein prinzipielles Problem damit hätte, mir wird seit einer Weile nur schnell der Nacken steif.« Wortlos erhoben sich Maja und Serrano und stiegen zu ihm hinab. Danach wirkte Ben noch verlegener. »Vermutlich ist es gar nichts wert …«
    »Überlass das uns.«
    »Selbstverständlich. Also, vor einiger Zeit bin ich morgens zum Kompost gekommen und hab festgestellt, dass ich nicht der Erste war.«
    Majas und Serranos Blicke streiften sich flüchtig. »Mensch oder Katze?«, fragte Maja.
    »Mensch.«
    »Und?«
    »Nichts. Er war eben da.«
    »Hielt er etwas in der Hand, eine blaue Tüte zum Beispiel?«
    Ben zwinkerte unschlüssig.

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