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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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Zapfhahn. Er erfreute sich bester Laune, was zum einen an seinem frisch geharkten Strand lag, zum anderen war vor einer Viertelstunde das Walmädchen vorbeigekeucht. Ohne Verehrer, dafür in einem grünen Jogginganzug. Sie war kaum weg gewesen, als Ralph ihn angerufen hatte, um sich zu beklagen, dass man ihm eine außerplanmäßige Stadtführung aufgedrückt hatte. Was bedeutete, dass er jede Sekunde auftauchen konnte, denn eine von Ralphs Stationen war die Strandbar, wo er seinen Touristen, zu Franks und seinem Vorteil, eine Pause gönnte, bevor er mit der traurigen Legende um die Entstehung von Potsdam weitermachte. In Franks Rücken gurgelte der Kaffeeautomat.
    Als er Schritte knirschen hörte, richtete er sich auf. Doch es war nicht Ralph, sondern der Bulle.
    »Hat das Ordnungsamt Besuch angemeldet?«, fragte Liebermann und deutete lächelnd auf die verschlungenen Zinkenspuren im Sand. »Oder willst du einen Preis gewinnen?«
    »Besser«, sagte Frank. »Ich hab talentierte Bekannte. Rolli hilft mir manchmal, wenn ich mich weigere, ihm noch was anzuschreiben.«
    Liebermann drehte den Kopf. Rollis Boot war ein Stück entfernt, dennoch meinte er an Deck eine Bewegung zu erkennen.
    Frank wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. »Was ist mit dir? Wie kommt’s, dass ein Bulle an einem Freitagmittag vor einer Bar herumscharwenzelt?«
    Liebermann zuckte die Achseln. »Auch Bullen trinken hin und wieder Kaffee.«
    »Ach so.« Frank griff ins Regal. »Komplett?«
    »Ohne Zucker. Übrigens sollte dir die Anwesenheit von Bullenseit gestern doch vertraut sein«, ergänzte Liebermann, als er die Tasse in Empfang nahm. Er bemerkte, dass sie nicht das übliche Format besaß, sie war größer und bauchiger, offenbar für Freunde des Hauses bestimmt. Es freute ihn umso mehr, als er von Frank bisher nur sparsam dosierte Sympathiebekundungen empfangen hatte.
    Frank schob ein Milchkännchen hinterher. »Du meinst die Wasserleiche, die an das Fenster dieses armen Irren geknallt ist? Da war ich noch nicht hier, schade eigentlich.« Er kniff die Augen zusammen. »Bist du etwa wegen der gekommen? Willst du mich aushorchen?«
    Liebermann gab gleichmütig ein paar Tropfen Milch in seinen Kaffee »Nicht nur, aber zwangsläufig auch. Ab Montag ist es nämlich meine Leiche.«
    »Wow!«, sagte Frank. »Und was machst du dann mit ihr?«
    »Ich packe sie in einen Aktenordner.«
    »Igitt.«
    »Ja. Du verstehst wahrscheinlich, dass ich sie dort nicht allzu lange haben will, denn irgendwann fängt sie an zu stinken.«
    »Dann sieh zu, dass du sie schleunigst loswirst.«
    »Das werde ich. Aber dazu muss ich wissen, wie sie gestorben ist.«
    »Na, ertrunken, denke ich«, Frank schenkte sich selbst eine Tasse ein. Ihm war letztes Mal schon aufgefallen, dass Nicos Bulle manchmal etwas umständlich an die Sachen heranging. Aber er musste zugeben, dass es Spaß machte, mit ihm zu plaudern, besonders wenn kein anderer da war.
    »Ist hier früher schon mal jemand ertrunken?«, fragte Liebermann.
    Frank überlegte. »Vor ein paar Jahren haben zwei Angler bei mir einen Schnaps gekippt, nachdem sie oben an der Eisenbahnbrücke einen aus dem Wasser gefischt hatten – um den Anblick zu verdauen. Man hat hinterher festgestellt, dass er über zweiMonate in der Havel gedümpelt ist, kannst du dir das vorstellen?«
    »Ich kann, aber ich will nicht. Und sonst, ich meine hier in unmittelbarer Nähe?«
    »Nee«, sagte Frank kategorisch. »Wer hier springt, will sich höchstens die Knochen brechen. Der erste Meter hinter der Kaimauer ist eine geflutete Müllkippe. Flaschen, Dosen, Bauschutt …«
    »Er muss ja nicht freiwillig gesprungen sein.«
    Frank kniff die Augen zusammen. »Reden wir jetzt von deinem Toten? Na gut: Nehmen wir mal an, er wäre gestolpert. Und das Missgeschick wäre ihm aus irgendeinem Grund dicht an der Kaimauer passiert, hinter der Absperrung.«
    »Einverstanden.«
    »Gut. Er stolpert und fliegt mit einem lauten Klatschen ins Wasser. Wann genau soll das gewesen sein?«
    »Das steht noch nicht fest. Frühestens am Dienstag, spätestens in der Nacht auf Donnerstag.«
    »Aha. Na ich kann dir schon sagen, dass es mit Sicherheit nicht Dienstag oder Mittwoch am Tag passiert ist. Um die Zeit ersäuft hier keiner unbemerkt.«
    Über die Schulter hinweg bemerkte Liebermann eine Gruppe Radfahrer, die sich klappernd und rasselnd der Bar näherten.
    »Nein, so kann es überhaupt nicht gewesen sein«, sagte Frank. »Und zwar, weil das Wasser am

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