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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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Ufer nicht nur eine Müllkippe, sondern auch viel zu flach ist, um darin zu ertrinken. Höchstens anderthalb Meter. Ich weiß das, weil ein paar Idioten meinen Volleyball mal da reingeschmissen haben. Einer von denen hat ihn wieder rausgeholt, und zum Glück hat er keinen Köpper gemacht. Das Wasser ging ihm nur bis zur Brust. Dein Typ muss also entweder sturzbesoffen gewesen sein, oder er ist angeschwemmt worden. Entschuldige, bin gleich wieder da.«
    Während Frank die Ankömmlinge begrüßen ging, grübelteLiebermann über seine Worte nach. Warum hatte Otto die Untiefe nicht erwähnt? Und was hatte die Untersuchung des Toten bisher in Bezug auf Alkohol erbracht? Allen Warnungen zum Trotz kribbelte es ihn in den Fingern, Dr. Genrich anzurufen. Frank kehrte zurück. In seiner Begleitung befand sich ein grinsender Ralph in weißem Hemd und Radlerhose. »Frank meint, du stehst neuerdings auf Wasserleichen?«
    »So hab ich es nicht gesagt!«, maulte Frank und schwang sich wieder an seinen gottgegebenen Platz, um eine weitere Tasse aus dem Regal zu angeln.
    Ralph nahm sie ihm ab. »Stimmt. Du hast das ›neuerdings‹ weggelassen.« Er wandte sich an Liebermann. »Ich nehme an, es geht um diesen Typen, über den sie in der Zeitung geschrieben haben?«
    »Ja. Sagt euch der Name Knut Kaiser etwas?«
    »Kaiser?«, wiederholte Ralph gedehnt.
    »Er war Arzt.«
    Die beiden Männer sahen sich an, dann sahen sie in ihre Tassen.
    »Tja, ich würde keinen Eid drauf schwören«, sagte Ralph gedehnt. »Aber als Baby hatte unser Ältester Pseudokrupp. In ganz schlimmen Nächten sind wir mit ihm in die Notaufnahme vom St. Josefs-Krankenhaus. Wenn ich mich nicht irre, gab es da einen Kaiser. Andererseits ist das nicht gerade ein seltener Name.«
    Liebermann nickte seufzend. Sand und Meer, Ufer und Havel, es war sinnlos, solange er nicht wusste, ob die Leiche inzwischen überhaupt identifiziert war. Das Letzte, worüber Otto ihn informiert hatte, war die Anzeige bei der Vermisstenstelle gewesen. In ihm begann sich leichter Groll zu regen. Es war Mittag durch, irgendetwas musste während der letzten Stunden passiert sein, aber niemand hielt ihn auf dem Laufenden. Er gehörte noch nicht dazu. »Lassen wir das«, sagte er matt. »Was Neues aus dem Kiez?«
    Sofort setzte Ralph seine apokalyptische Miene auf. »Die Liebesschulewird offensiver. Gestern habe ich zwei geschminkte Weiber vor dem Lebensmittelladen gesehen.« Er legte eine Pause ein, um seinen Zuhörern Gelegenheit zu geben, ihre Neugier zu entfalten. »Sie haben mit David geredet.«
    »Warum auch nicht«, sagte Liebermann. »David arbeitet an der Schule. Da bleibt’s nicht aus, dass die Mädchen ihn kennen.«
    »Mag sein. Ich sage ja nur, es nimmt genau den Verlauf, den ich vorausgesehen habe.«
    »Und am Ende dieses Verlaufs stehen die Stiefel?«, fragte Liebermann behutsam.
    Ralph blickte ihn dunkel an. »Oder schlimmer. Erinnere dich an Moritz’ Geschichte von den Mädchen und ihrem Wolf.«
    »Ich erinnere mich daran, dass wir sie als Unfug entlarvt haben.«
    »In jedem Unfug steckt ein Körnchen Wahrheit.«
    »Was für ein Wolf«, erkundigte sich Frank. »Der auf Mentels altem Hausboot?«
    Ralph legte seinen Prophetenblick ab und griff zur Tasse. »Wie kommst du plötzlich auf Hausboote?«
    »Weil ich dort am Mittwochabend einen gehört habe«, erklärte Frank. »Auf der ›Marianne‹.«
    Eine Touristin trat zu ihnen und bestellte eine Cola. Widerwillig bückte sich Frank unter den Tresen.
    »Du spinnst«, schnaufte Ralph. »Wahrscheinlich hast du seinen Hund gehört.«
    »Dann hätte der aber ein Problem mit den Stimmbändern«, beharrte Frank. »Er verfällt manchmal in den Sopran. Im Übrigen war Hund auch meine erste Idee. Aber inzwischen neige ich mehr zu Wolf. Ich meine, wer sagt uns denn, dass diese Mädchen das Boot nicht gemietet haben, um ihr Vieh dort unterzubringen. Außerdem hat Mentel, soviel ich weiß, keinen Hund.«
    Die Touristin hielt ihm einen Schein entgegen. »Sind Wölfe nicht ausgestorben?«
    Mit finsterem Lächeln ließ Frank die Kasse ausfahren. »Werden gerade wieder angesiedelt.«
    Ralph schüttelte den Kopf. »Hören Sie nicht auf ihn.«
    »Ich habe eine Zeugin«, sagte Frank beleidigt. »Und du hast schließlich von dem Wolf angefangen. Was wäre, wenn der Wolf, deine Liebesschule und dieser Tote zusammenhängen? Gehen da bei dir nicht alle Lichter an?«
    »Er neigt ein bisschen zu Verschwörungen«, raunte Ralph der Touristin zu. »Das macht

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