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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Anlauff
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höchstens bei der Fütterung mal einen Mucks von sich und Wu, ihre siamesische Perle, nie.
    Elsa Laurent hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt: In ihre riesigen blauen Augen, die Ohren, die damals noch wie Zeltwände um den zerbrechlichen Körper herumgewedelt hatten, das samtige silberne Fell. Ohne zu zögern, hatte sie ihre Geldbörse bis auf den letzten Cent geleert, um dieses Schmuckstück von da an täglich bewundern zu können. Echtes Geschmeide interessierte Elsa nicht, sie trug es nur von Berufs wegen. Früher ja, aber das waren andere Zeiten gewesen. Jetzt war sie Elsa Laurent, Leiterin der ersten Schule für angewandte Liebeskunst, obgleich sie seit etwa einer Woche überlegte, ob sie das »angewandte« wieder aus dem Titel streichen sollte, weil es einen etwas missverständlichen Beiklang hatte.
    Und sie besaß Wu. Nicht als Eigentum, so anmaßend war sie nicht, aber als treue Freundin. Deshalb war der Schrei ihr durch Mark und Bein gegangen. Als sie ihm entgegengerannt war, hatte Elsa gerade noch etwas Schwarzes davonwischen sehen. Zu groß, als dass Wu je eine Chance gehabt hätte. Arme Kleine, dachte sie, als sie die Siamesin auf der Terrasse absetzte und ihr über die Stirn strich. Wu fauchte leise, dann begann sie zu schnurren. Arme Kleine, wiederholte Elsa und richtete sich auf, um ihren Blick über den Garten schweifen zu lassen.
    Viel war nicht zu sehen, trotzdem ging sie jeden dunklen Fleck sorgsam ab. Nach zwei Monaten kannte sie den Garten auswendig. Es gab Flecken, die für Büsche, für Bäume, für den Pavillon, den Brunnen oder Bänke standen. Beruhigend, aber unspektakulär. Was Elsa suchte, war einer, der sich nicht zuordnen ließ. Wie sie mit ihm umgehen würde, wenn sie ihn fand, war ihr unklar, im Augenblick wusste sie nur, dass sie ihn benötigte, um ihrer Unruhe einen Namen zu geben. Dieser Fleck war der Beweis ihrer geistigen Gesundheit. Im anderen Fall musstesie sich wohl damit anfreunden, Halluzinationen in Form schleichender Schatten zu haben.
    Die erste vor einer Woche. Da war der Schatten vor ihr um die Hausecke geglitten, als sie abends noch einmal zum Briefkasten gegangen war. An einem Samstag wie heute. Deshalb war er ihr überhaupt nur aufgefallen. Unter der Woche streunten ihre Schülerinnen manchmal bis zum Zapfenstreich durch den Garten, ergo wimmelte es von Schatten. Freitags allerdings fuhren sie nach Hause, bis auf zwei, die von weiter her kamen und sich den Stress einer mehrstündigen Reise nur einmal im Monat antaten. Im Moment saßen diese beiden im Gemeinschaftsraum und sahen sich irgendeine Serie an. Deshalb konnte der Schatten zu keiner von ihnen gehören. Ebenso wenig wie der vom letzten Samstag, die beiden sahen jede Woche dieselbe Serie.
    Elsas Augen verweilten kurz auf einem etwas kleineren Fleck und stellten sich scharf. Eine Schubkarre. Mit dem Gärtner musste sie auch noch mal reden. Für Gartengeräte gab es schließlich einen Schuppen, gleich neben dem von Esteban, der die Wochenenden bei seiner Herrin verbrachte, was Elsa bedauerte. Sie war lange mit sich ins Gericht gegangen, ehe sie Constanze erlaubt hatte, ihn mitzubringen. Sie machte sich nichts aus Hunden, zu aktive Speicheldrüsen, aber mittlerweile schätzte sie Esteban. Er war ein passabler Wachhund und ansonsten ein freundlicher Geselle, mit dem sogar Wu auskam. Die Perserinnen sowieso, die gehörten ebenfalls Constanze und hatten für sie nie ein Problem dargestellt.
    Die letzten Flecken waren enttarnt. Elsa zog enttäuscht am Gürtel ihrer Hausjacke, erstarrte plötzlich und kniff die Augen zusammen.
    Der Garten verschwamm. Sie öffnete sie wieder. Zu dunkel. Es half nichts, sie musste hingehen. Elsa seufzte. Im Grunde war sie gar nicht so wild darauf herauszufinden, was es mit dem Postament dahinten auf sich hatte. Denn was, wenn sich die schwarzeLuft darüber als Stein entpuppte? In diesem Fall würde sie schleunigst die Nummer eines Psychologen aus dem Telefonbuch suchen müssen. Sie marschierte hinüber, schloss die Augen und legte beide Hände gleichzeitig auf das Postament. Nichts, dachte sie erleichtert und kehrte um.
    Erst kurz vor der Terrasse fiel Elsa ein, dass die Erleichterung vielleicht verfrüht war. Zögernd ging sie nochmals zu dem Postament und zwang sich, auf die Stelle zu starren, an der gleich zwei ihrer Sinne zweifelsfrei Luft nachgewiesen hatten. So weit, so gut. Das Problem war nur, dass die Luft da eigentlich nicht hingehörte. Bis gestern hatte ihre Stelle

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