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Katzensprung

Katzensprung

Titel: Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gibiec
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eigentlich der Typ
der Mistkerl war. Ich habe solche Gespräche später abgeblockt, ich konnte das
dumme Zeug nicht mehr hören.«
    Amanda lehnte sich zurück, das Thema schien sie mitzunehmen. Olga
wartete – vielleicht kam noch etwas.
    »Er hat ihr all den Schmus vorgelabert, den Männer in solchen Fällen
labern«, stieß Amanda hervor. »Die stimmen alle das gleiche Lied an. Und die
Weiber fallen darauf rein, immer und immer wieder.«
    »Sprechen Sie auch von eigenen Erfahrungen?«
    Amanda spannte sich und sah Olga misstrauisch an.
    »Da weiß ich jetzt aber wirklich nicht, was Sie das angeht.«
    »Zurzeit geht uns alles etwas an, woraus wir Rückschlüsse auf
mögliche Tatumstände ziehen können«, sagte Olga. »Wir sind verpflichtet, alle
Details im näheren und weiteren Umkreis der Tat zu ermitteln. Sie haben
natürlich die Möglichkeit, die Aussage zu verweigern, aber das wird uns nicht
von unseren Pflichten abhalten.«
    »Na ja, Sie würden es ohnehin herausfinden«, sagte Amanda
gottergeben. »Mir ging es mit Herrn Brinkmann so. Wir hatten zwei Jahre ein
Verhältnis, und er hat mir immer wieder in Aussicht gestellt, sich von seiner
Frau zu trennen. Ehe die Hölle, aber die Frau krank und hilfsbedürftig,
zwanzigjährige Beziehung, kein Sex mehr, suizidgefährdet et cetera, die ganze
Leier. Und ich durfte die Schulter zum Ausweinen sein. In Wirklichkeit wollte
der sich nie trennen, das habe ich erst später gemerkt. Der fand es ganz
gemütlich mit zwei Frauen, und das Reihenhaus war auch nicht in Gefahr.«
    Olga zuckte, sie kannte das. Zur Zeit ihres Dienstes bei der
Bereitschaftspolizei hatte sie einmal eine Dreieckskiste mit einem
verheirateten Kollegen angefangen, zum Glück aber nach ein paar Monaten den
Absprung gefunden. Es hatte wehgetan, und sie hatte sich geschworen, sich nie
wieder auf so was einzulassen.
    »Besteht Ihr Verhältnis zu Herrn Brinkmann noch?«
    »Nein«, sagte Amanda fest, »mit dem Auftauchen von Frau Wenkler war
es beendet. Er war wie von Sinnen, er hat sich wohl eingebildet, dass er sie
kriegt. Lange hat er das geglaubt, er wollte nicht sehen, was für eine kaputte
Frau das war.«
    »Gab es denn mal eine Beziehung zwischen den beiden?«
    »Ich glaube nicht. Er ist ein Feigling, er hätte sich gar nicht
getraut. Und die Wenkler war nur eine Anmacherin, sie brauchte die Trophäe. Sie
wollte eigentlich nichts von den Männern, sie wollte nur die Macht haben.«
    »Dann hatten Sie aber natürlich auch einen erheblichen Grund, auf
Frau Wenkler schlecht zu sprechen zu sein?«
    Amanda klopfte entschlossen mit dem Kugelschreiber auf ihre
Handfläche; sie war auf diese Frage vorbereitet.
    »Wenn Sie mich nach einem Alibi fragen: Ich war an dem Abend in
Elberfeld im Kino, zwei Freundinnen waren dabei. Anschließend waren wir noch in
der Bar Celona, dort haben wir Kollegen getroffen.«
    »Welcher Film?«
    »›Der einzige Zeuge‹«, antwortete Amanda, »mein Lieblingsfilm.«
    »Ja, das ist ein schöner Film«, sagte Olga, »nur schon ziemlich
alt.«
    »Er lief im Sonderprogramm, einer Reihe mit Filmklassikern. Können
Sie nachprüfen.«
    »Ah ja«, sagte Olga, »dann haben wir das ja erst mal geklärt. Wenn
wir noch Fragen haben, melden wir uns, oder Sie kommen auf uns zu, wenn Ihnen
noch was im Zusammenhang mit Frau Wenkler einfällt. Sie wissen ja, jede
Einzelheit ist für uns von Interesse.«
    Sie schob Amanda Springer ihre Visitenkarte hin und verabschiedete
sie.
    Es klingelte zur Pause. Schüler strömten mit einem Heidenlärm
auf den Flur und drängten sich vor dem Kiosk im Erdgeschoss neben dem
Haupteingang, wo es belegte Brötchen und Getränke zu kaufen gab. Olga hatte
plötzlich einen Bärenhunger und schob sich zwischen die wuselnde, schubsende Menge;
ganz vorn belagerte eine hormongeschwängerte Schar von Pubertierenden die
Theke. Die Jungen mit Mackerblick, Muskelshirts, gelackten Frisuren und
Tattoos, die Mädchen mit langen gelben oder schwarzen Haaren, nacktem Bauch,
fast freigelegten Brüsten, zentimeterdickem Make-up und zahlreichen Piercings.
Als sie Olga bemerkten, wurden sie ruhiger und bildeten eine Gasse.
    »Ey, da is ja die kleine Frau Popovich«, grinste Karim, dessen Kopf
über die anderen hinausragte. »Wie sieht’s aus, Frau Kommissarin, ist der
Mörder schon gefasst?«
    »Das werde ich dir gerade auf die Nase binden.« Olga reichte ihm
einen Fünf-Euro-Schein. »Besorg mir mal zwei Käsebrötchen und einen Kaffee.«
    Neben Karim stand der schmächtige Melek,

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