Kau Dich gesund
in sich hinein. Dann wird gedankenlos und hastig, denn man hat ja keine Zeit, der aufgeschreckte Magen mit einem viel zu heißen Essen vollgepackt, und zu guter Letzt mit einem Eis diese lästige Mahlzeit beschlossen.
Nach solchen Essensprozeduren wundert er sich dann noch, wenn der Magen eines Tages streikt.
Kein Laboratorium der Welt vermag das zu leisten, was die Natur in unserem Körper an chemischer und physikalischer Arbeit vollbringt. Unzählige Substanzen werden durch komplizierte Verfahren zerlegt oder aufgebaut und in vorgeschriebene Bahnen gelenkt.
Zur rechten Zeit angestellt, können solche Erwägungen manches sonst selbstverschuldete Übel noch im Keim ersticken.«
Ich denke wieder an den Hund meiner Mutter, an »Buchverursacherin« Lola, die mir das richtige Kauen beigebracht hat:
Tiere wissen wirklich mehr. Tiere wissen, daß das höchste Lebensziel die Freude ist.
Was ist dagegen mit uns Menschen los? Zivilisationsbräuche verbiegen schon in der Kindheit unsere Naturinstinkte. So wird die Nichtbeachtung, Nicht-Ausnutzung der Sinne und Instinkte beim Essen von Generation zu Generation vererbt.
Für die Umkehr ist es nicht zu spät. Wir können neu starten. Jetzt auf der Stelle! Unser bald wieder intakter Kau- und Ausschmeck-Apparat beweist, daß wir auch von unseren Verstand Gebrauch machen.
Alle Sinne erwachen neu. Das Leben pulsiert wieder. Und wir können uns verlassen auf einen mit »Intelligenz gepaarten Instinkt in allen Lebenslagen, von der Wiege bis zum Grabe« (Dr. von Borosini). Und noch ein schönes Zitat habe ich bei meinem Meister Dr. von Borosini entdeckt:
»Wenn die Natur alle Tiere mit Sinnen ausgestattet hat, die für sie geeignete Nahrung zu finden und richtig zu behandeln, ist es dann nicht unsinnig, wenn der Mensch glaubt, sich von dieser Naturgabe ausschließen zu können?
Wenn die Natur überall, wo wir sie beobachten können, für ihre Probleme die beste Lösung gefunden hat und noch weiter findet, ist es da nicht ein Unsinn zu glauben, daß sie gerade das am höchsten stehende Wesen stiefmütterlich bedacht hat?«
Wenn wir Schmauen, haben wir alle Bedingungen erfüllt, die uns die Natur auferlegt hat. Die brachliegenden berühmten 90% sind aktiviert! Wir stehen ab sofort unter Strom!
Trinke Milch also nicht, trinke Bier nicht, trinke Wein nicht, trinke nicht die Fruchtsäfte und schütte diese Getränke erst recht nicht im Telegrammstil hinunter, wie es üblich ist, sondern schmaue.
Alle Flüssigkeit, die Eigengeschmack hat, sollte in kleinen Schlucken genippt oder geschlürft werden. (Dies geht auch, ohne Lärm zu machen!) Damit der Geschmack die Chance hat, seines Amtes zu walten.
Jene Zeitgenossen, die jetzt Panik kriegen, das würde zu lange dauern, kann ich beruhigen: Dies kann auch schnell gehen, gerade die Gestreßten und Gehetzten will ich mit der Glücksdroge Kauen erreichen. Sie haben’s am allernötigsten.
Wenn Du Bier wegen seines bitteren Geschmackes nicht ganz ausschmecken möchtest, so mundet es trotzdem noch sehr viel besser, wenn Du es in kleinen Schlucken trinkst. Der Effekt: Du schmeckst und genießt das Bier viel intensiver und bist einfach nicht mehr imstande, größere Mengen davon mit Genuß zu trinken.
Du läßt es mit wenig bewenden, wirst ein Genießer. Nicht umsonst sagt man in Bayern, daß Bier ein Nahrungsmittel ist. Es stimmt aufs Wort, aber nur wenn man es nicht runterschüttet. Weizenbier läßt sich wunderbar ausschmecken. Wenn Du ein Glas Wein trinkst, versuche den Wein gründlich durchzuschmecken, es muß aber guter Wein sein. Ein Schluck richtig ausgeschmeckter Wein wird schon Dein Verlangen stillen und Dir mehr Vergnügen gewähren, als früher ein Glas, welches hinuntergestürzt wurde. Die professionellen Weinschmecker würden den Wein niemals wirklich trinken. Sie beißen ihn, schmecken ihn aus, »atmen« ihn ein und erfreuen sich mehr an seinem Geschmack, als es der Weintrinker jemals könnte.
Auch professionelle Teetrinker gehen so vor, wenn sie Tee ausschmecken. Sie würden niemals den Tee wirklich trinken. Jeder Teeverkoster wird Dir sagen, daß er von der geringen Menge mehr Genuß hat als von einer ganzen Tasse.
Wenn man etwas trinkt, was Geschmack hat, ohne es auszuschmecken, wird die Feinheit des Geschmacksinnes zerstört.
Der Genuß beim Essen und Trinken, ist das – neben dem Aufnehmen und Verwerten der Nährstoffe – nicht doch der Sinn, warum wir essen und trinken?
Das Wein- und Teeverkoster-Beispiel ist
Weitere Kostenlose Bücher